Eigentlich war ein gemütlicher Kletterabend geplant. Aber gegen Mittag hat mich Désirée angerufen, dass wir um eins bei Walter sein sollten. Das ist sich, dank der Q und des moderaten Sonntagverkehrs, auch fast ausgegangen.
Danis Bruder Stefan, frisch aus dem Tibet zurück, war auch dabei. Er wollte uns ein tolles Kletterrevier in der Nähe von Mayerling zeigen. Also rauf auf die Allander und ab die Post. Knapp vor St. Pölten ging auch ihm auf, dass der Weg nicht ganz der Richtige sein konnte. Ein Blick in die Straßenkarte führte uns auf den rechten Weg und nach Mayerling zurück. Von dort über ein paar Hügel nach Schwarzensee.
Hier auf dem (unbefestigten) Parkplatz haben wir die Fahrzeuge abgestellt und uns in die Klettermontur geworfen. Dann die Ausrüstung geschultert und der Aufstieg zum Peilsteinhaus konnte beginnen. Und der hatte es in sich. Stefan meinte, er wäre in 15 Minuten zu schaffen. Also los:
ein kurzes Stück asphaltierter Straße. In einer Kurve verzweigt sich diese in einen Forstweg und den Judith Kramer Steig. Wir folgten Stefan, blind vertrauend, auf den Steig. Dieser ist seeehr steil und führt über viele, nur teilweise befestigte, Stufen zum Ziel.
Da die meisten von uns (ich auf jeden Fall) eher untrainiert sind, war der Aufstieg eine höllische Anstrengung. Der Schweiß floss in Strömen und die Waden begannen schon nach wenigen Minuten zu glühen. Das 70 m lange Seil wurde mit jedem Schritt schwerer. In meinem Kreuz arbeiteten mehrere Messer zugleich. Aber irgendwann war der Aufstieg doch geschafft und das Peilsteinhaus war erreicht (Bild 1).
Während einer kurzen Verschnaufpause (ahhh, tat das Sitzen gut!) stärkten wir uns mit einer Banane. Deren Schale nutzte Walter, um etwas mit Yuca zu spielen (Bild 2). Dann stiegen Walter, Stefan und ich, über einen sehr steilen und teilweise lose-rutschigen Steig, zu den Felsen ab. Die drei Damen wollten noch etwas Spazieren gehen und dann später nachfolgen.
Endlich war das Ziel, der Kletterfelsen (ich weiß den Namen immer noch nicht) erreicht. Ich habe einen ersten, vorsichtigen Blick von oben riskiert. Vorbei am Abseilpunkt, einem eingeklebten Widderhorn (im Bild eingekreist) schaute ich in die Tefe (Bild 3). Na, das kann ja heiter werden.
Am Fuße des Felsens (Bild 4) dann letzte Vorbereitungen: während Walter und Stefan den Fels studierten um eine Kletterroute festzulegen, habe ich erst einmal den Superkleber und das Radpickzeug ausgepackt und die Ketterschuhe repariert (Bild 5).
Bei der ersten Route habe ich mich vornehm zurückgehalten und nur wenige Meter probiert (die war verdammt schwer, ich schätze mindestens eine 7+). Ich wollte ein paar Fotos machen, aber der Akku hatte seinen Geist aufgegeben – und der Reserveakku lag im auto ;-(
Die nächste Route haben wir etwas weiter links gewählt. Walter hat das Seil am Abseilpunkt befestigt und sich abgeseilt. Ich durfte als erster ran. Und mit einer Toprope-Sicherung fühle ich mich nun einmal deutlich sicherer und traue mir viel mehr zu. Und so habe ich es bis zum Gipfel geschafft (auch wenn da einige sehr knifflige Stellen drinnen waren).
Walter und Stefan sind dann noch ein paar besonders ausgesuchte Stellen gegangen (ich habe mehr gesichert, denn man soll es ja nicht übertreiben) und der Nachmittag neigte sich schon seinem Ende zu. Die Damen sind nicht mehr zu uns gestoßen, da der Abstieg dazu zu gefährlich schien (Yuca hat ihn auch verweigert).
Aber einmal Abseilen musste auch für mich drinnen sein. Das war eine ganz schöne Überwindung, denn der Zugang zum Abseilwidder erfolgte um eine Felsnase. Ich musste dazu ein Band ums Eck einhängen, dann um die Nase herumschwingen, mich mit dem Abseilachter ins Seil hängen, die Bandsicherung lösen und dann konnte es losgehen (Bild 6). Wenn ich erst einmal im Seil hänge, macht es nur noch Spass.
Aber langsam mussten wir unsere Ausrüstung zusammenpackern um uns auf den Rückweg zu machen. Der Aufstieg zum Peilsteinhaus war sehr mühsam, da wir schon ziemlich ausgelaugt waren und sich mein Rücken wieder bemerkbar machte. Dafür haben wir uns oben eine kleine Erfrischung gegönnt. Dazu mussten wir kurz reingehen, denn es begann leicht zu tröpfeln. Beim Rückweg zu den Fahrzeugen war das Wetter aber wieder ok.
Wir nahmen diesmal den Forstweg. Das dauert vielleicht ein paar Minuten länger, ist aber sehr gemütlich (trotzdem begann ich zusätzlich langsam meine Knie und auch meine Hüften zu spüren).
Am Parkplatz dann eine böse Überraschung. Jemand hatte mein Motorrad umgeworfen (es lag auf der rechten Seite, aber der linke Spiegel war auch komplett verbogen). Schnell aufgestellt und durchgecheckt. Alles in Ordnung, bis auf ein paar Kratzer und einem leicht beschädigten Zylinderschutz (es geht halt nichts über ordentliche Sturzbügel, sonst würde die sache wohl anders aussehen. Der weiche Untergrund war sicher auch kein Nachteil).
Schnell umziehen, alles verstauen und um 19:22 Uhr begann die Rückfahrt. Glücklicherweise blieb es trocken, so dass wir um 19:58 zu Hause waren.
In Summe ein sehr schöner, aber auch sehr anstrengender Tag! Am Abend habe ich noch fest gegoogelt, um mich ein bisschen mehr in die Kletterei einzulesen und endlich auch die ganzen Fachbegriffe zu verstehen.
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