Mai 2009

Bei diesem Wetter durfte man einfach nicht zuhause bleiben. Also fuhr ich mit Gerli um neun Uhr an die Hohe Wand.

Der Sonnenuhrparkplatz war schon gut gefüllt. Klar, Feiertag und Traumwetter. Das war uns aber egal, wir sind gleich aufs Hochplateau gefahren. In der Nähe vom Ghf. Postl fanden wir einen Parkplatz. Die Ausrüstung wurde angelegt und die Seile geschultert. Der Abstieg zum Wandfußsteig erfolgte über den Fuchslochsteig. Der ist immer noch nicht ohne (vor allem mit der Geschichte im Hinterkopf, dass erst vor wenigen Tagen ein Kletterer am Kanzelsteig tödlich abgestürzt ist).

Am Wandfußsteig angekommen war ich ziemlich fertig. Vor allem meine Oberschenkel machten sich kräftig bemerkbar. Aber es ging gleich weiter. Wir wollten uns einmal Betty & Paul (VI) ansehen. Vor allem der untere Teil schien laut Topo machbar.
Aus der Nähe betrachtet sah die Sache aber gleich viel heftiger aus. GsD waren da auch viele Leute unterwegs, so dass wir eine gute Ausrede hatten zum Duettsteig (V-) zurück zu gehen.

Die Einstiegsplatte machte mir heute große Schwierigkeiten. Irgendwie habe ich nicht optimal angefangen und kam dann in eine recht unangenehme Kletterposition. Aber mit etwas Mühe habe ich es dann geschafft. In abwechselnder Führung ging es weiter:
Gerli im Vorstieg der 2. SL

Während ich nach der 3. SL Gerli nachgeholt habe, kamen Kletterer über den Daschgrat und haben den Stand besetzt. Da ging mir auf, dass ich eigentlich die 3. und 4. SL gleich in einem hätte machen können. Die drei Exen mehr währen auch kein Problem gewesen. Und da wir uns sowieso über Funk verständigen sollte das doch gehen.
Ich glaube, das werde ich beim nächsten Mal einmal ausprobieren.

Das Monsterl hatte hier in der letzten Verschneidung einige Probleme. Mehrmals sind ihr die Schuhe abgerutscht. Diese sind neu besohlt. Allerdings glaube ich, dass der Gummi etwas härter (also eher für die Halle) ist. Vielleicht ist es aber auch eine Kopfsache?

Die 4. SL war wieder Gerli mit dem Vorstieg dran. Im Nachstieg zog ich mir ein paar (harmlose) Kratzer am Unteratrm zu als mir ein Tritt weggebrochen ist. Aber ich hatte einen guten Griff, so dass es weiter kein Problem war.

Kleine Verschnauf- und Trinkpause:
Trinkpause am Stand

Es war ganz schön heiß, vor allem bei der Standarbeit. Weiter den Draschgrat hoch. Wie immer möglichst weit links an der Kante. Und wie immer auch mit der einen oder anderen selbst gelegten Zwischensicherung. Das vor uns befindliche Paar wählte den Weg nach links auf den Aeroplansteig (IV). Ich wollte meinen inneren Schweinehund überwinden und einmal in der rechten (V+) Variante die Kamelbuckel umgehen und den Riss vorsteigen.

Zweimal habe ich diesen Riss bisher im Nachstieg gemacht. Das erste Mal mit Niki im Juni 2008, bei meiner ersten Kletterei am Draschgrat. Und dann vor etwa einem Monat mit Walter. Aber im Vorstieg sieht die Sache dann doch etwas anders aus.

Da es, wie gesagt, recht heiß war, lockte mich die Kühle des Risses. Nachdem ich die erste Sicherung eingehängt hatte, stieg ich ein Stück zurück. Dann vom Anseilring nach rechts an die Kante und in den Riss. Mit vollem Körpereinsatz habe ich mich hochgearbeitet. Vor allem der Teil zwischen 2. und 3. Haken war nicht leicht. Aber mit einem Oberschenkelklemmer und etwas Kraft habe ich es geschafft.

Der Rest war kein Problem mehr. Ich war recht stolt, als ich am Stand war. Ich bin dann gleich weiter bis aufs Plateau gestiegen. Dann konnte Gerlinde nachsteigen.
Das erste Stück ging relativ gut. Dann ging aber plötzlich gar nichts mehr. Das Seil rührte sich keinen Millimeter.
Nur gut, dass wir die Handgurken hatten. Sonst währe eine Verständigung unmöglich gewesen. So konnte sie mir sagen, dass sie einfach nicht weiterkam.

Das vor uns kletternde Paar machte auf dem Plateau eine kleine Essenspause. Gemeinsam konnten wir Gerli die nötigen paar Zentimeter hochziehen, dass sie wieder einen guten Griff fand und selbstständig weiterklettern konnte.
Der Rest war auch für sie kein Problem.

Nachdem sie auch am Ziel angekommen war konnten wir die Situation noch einmal besprechen. Ich musste sie fragen, warum sie nicht einfach das Seil als Steighilfe benutzt hatte. Daran hatte sie im Stress gar nicht gedacht. In Zukunft wird sie sich einfach am Seil hochhangeln. Meist geht es eh nur um wenige Zentimeter. Und die kann man im Ernstfall doch mit Seilhilfe technisch nehmen (immer hat man nicht das Glück helfende Hände zur Seite zu haben).

Auf dem Weg zum Auto spürte ich meine Oberschenkel ganz anständig. Ich weiß nicht, warum ich da heute solche Probleme hatte. nachdem die Sachen verstaut waren gingen wir noch zum Postl auf einen Hauskaffee. Dabei hatten wir Glück gerade noch die beiden letzten Plätze im Schatten zu ergattern.

Zuhause habe ich mir eine Leine montiert und einmal die ganze Ausrüstung zum Auslüften aufgehängt. Später wurden alle Teile kontrolliert und verstaut.
Jetzt bin ich gespannt, wie ich morgen aufstehen werde.

Endlich wieder einmal schönes Wetter, endlich wieder einmal klettern. Heute ging es mit Walter – und Yuca – zum Peilstein. Erstmals seit Oktober 2007!

Wir begannen an der Vegetarierwand. Da gibt es viele Möglichkeiten, denn vom Cimone-Platzl aus hat man auf kleinstem Raum Zugang zu vielen Routen in allen Schwierigkeitsgraden.

Nachdem die Ausrüstung angelegt und alles vorbereitet war begann ich mit dem ersten Vorstieg. Zum Eingewöhnen die „Vegetarierkante”. Die erste SL bis zum eisernen Kreuz ist mit III bewertet. Das kann so nicht mehr stimmen, denn durch den abgegrapschten Fels ist die Schwierigkeit sicher gestiegen. Die Wand lag auch noch komplett im Schatten, so dass der kalte Stein auch nicht zur besseren Haftung beitrug. In den Rissen und Löchern war es großteils auch etwas feucht.

Trotzdem ging es unkompliziert und problemlos zum Stand. Walter folgte nach und setzte dann mit dem Vorstieg der „Direkten Vegetarierkante (V+)” fort. Die Kante hatte es in sich, wie ich im Nachstieg merkte.

Unterwegs wurde ich von einem älteren (fast schon alten) Herrn überholt. So schätzungsweise jenseits der 60, weiße Haare und braungebrannt kletterte er etwa einen Meter neben mir locker hoch – free solo! Wie er so nebenbei erzählte, steigt er „nur zum warm werden“ ein paar Mal ungesichert rauf und runter.
Als wir uns etwas später am Stand zum Abseilen fertig machten kam er schon das zweite Mal daher.

Wenn mir nun jemand sagt ich klettere wie ein alter Mann, dann nehme ich das ab heute als Kompliment!

Jetzt ging es ans Abseilen. Gleich über die gesamte Länge, was mit zwei 60 m Halbseilen kein Problem ist:
Walter seilt sich ab

Nach der erfolgreichen Abseilaktion wandten wir uns der NO-Seite des Cimone zu. Die „NO-Kante (V+)” hatte es uns angetan.
Hier war der Fels deutlich griffiger. Auch schien schon die Sonne hierher, so dass das Klettern gleich mehr Spass machte. Wir haben uns in diesem Bereich ein wenig ausgetobt. So stieg Walter auch „Ja dürfen´s denn das! (VII-)”.

Zeit für eine kurze Pause. Essenszeit. Wir haben unsere Jause mit Yuca geteilt.

Frisch gestärkt wagte ich mich an den „Südriss (V-)”. Schon beim letzten Klettern am Peilstein habe ich mir diese Route vorgenommen. Heuer schien sie mir machbar.
Der erste Riss ging recht gut. Wenn man weiter außen blieb war er sogar recht griffig. Nach rechts über eine sehr glatte Platte. Ging nach anfänglichem Zögern eigentlich auch sehr gut. Vor allem war die Platte deutlich griffiger als angenommen.

Der zweite Riss stellte sich als sehr eng und teuflisch glatt heraus. Ich konnte keinen geeigneten Griff für die zweite Hand finden. Also versuchte ich es mit mehr Körpereinsatz und quetschte erst den Fuß, dann den Oberschenkel in den Riss. So bekam ich etwas Halt, fand aber immer noch keinen Griff für die Hand.
Mir fehlten etwa 20 cm bis zur nächsten Sicherung.

Da sah ich es golden glänzen. Bei genauerem Hinsehen zeigte es sich, dass in diesem Haken schon eine Exe hing. Ich machte mich lang und länger. Dabei wurde mein Oberschenkel etwas entlastet. Das heißt, er wurde schmäler. Als Folge davon rutschte ich tief in den Spalt bis ich knapp unterhalb des Kniegelenkes festklemmte.

Noch während des Rutschens schaffte ich es gerade noch eine Exe in die vorhandene Exe zu klippen. Zwar saß ich nun fest, aber ich hatte einen guten Griff. Da sollte es doch kein Problem sein, mich daran hochzuziehen und aus der Klemme zu befreien.
Also forsch zugepackt und angezogen.
Anstatt mich mittels kraftvollem Zug zu befreien hielt ich plötzlich zwei Expressen in der Hand. Die goldene Exe war anscheinend gar nicht im Haken eingehängt gewesen sondern nur irgendwie aufgelegen.

Ich stellte mir schon bildlich vor, wie mich die Bergrettung aus dem Riss zerrt. Das verlieh mir noch einmal Kraft, so dass ich mich irgendwie selbst befreien konnte. Gerade noch so.

Ein neuerlicher Versuch den Riss zu bezwingen scheiterte nun an der fehlenden Kraft. Also musste Walter ran.
Auch er tat sich im glatten, abgeschmierten Riss recht schwer. Mit viel Mühe konnte er die Route aber beenden:
Der Riss ist bezwungen

Auf einen Nachstieg habe ich dankend verzichtet. Noch immer keinen Saft in den Muskeln.

Zum Abschluss wollten wir noch die „SW-Verschneidung (VI+)” machen. Die kennen wir von einem Besuch mit Thomas im Jahre 2007. Damals musste ich ja fast hochgehievt werden. Heute wollte ich es aus eigener Kraft schaffen.

Wir haben also zusammengepackt und sind zur Südseite abgestiegen. Dort waren aber alle Routen besetzt. Irgendwie störte mich das gar nicht. Ich war ziemlich fertig und letztlich haben wir beschlossen, uns auf den Heimweg zu machen.

Kaffee gab es erst bei Gerli in der 4ma.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (Hab etwas Geduld, 10 Bilder).

Schon lange einmal wollte ich mit Gerlinde den „Reinecke Fuchs” (V-) machen. Schon Ende Oktober war ich diese Tour erstmals mit Alex gegangen. Damals in eher schlechter Verfassung, wie man hier nachlesen kann.

Seitdem hat es mich immer wieder gepackt, diese Route einmal selbst zu gehen. Heute war es endlich soweit. Da ja ein Feiertag war, noch dazu mit recht brauchbarem Wetter, rechnete ich mit regem Zulauf auf gängigen Routen (wie etwa Duettsteig/Draschgrat). Im Reinecke sollte es ruhiger zugehen.

So war es dann auch. Aber der Reihe nach:
Da der kleine Parkplatz immer noch eine Baustelle ist sind wir aufs Plateau gefahren. Hier war es durch die vielen Wolken recht finster. Zusätzlich blies ein heftiger und frischer Wind. Wir waren froh, dass wir die Jacken dabei hatten.
Der Abstieg erfolgte über den „Zahmer Fuchslochsteig”. Nicht ganz ohne, da es stellenweise viel lockeres Geröll und rutschige Erde gab. Dabei wurde uns recht warm. Anseilen auf der Steilstufe.

Gerli ging dann zuerst zum Standplatz. Ich folgte nach. Im Kessel war es warm und sonnig. Kein Wind, echt angenehm. Die Jacken wurden daher im Ruchsack verstaut.
Obwohl der Einstieg nicht ganz ohne ist, wollte Gerlinde den ersten Vorstieg machen. Nach einer kleinen Besprechung – wir wählten den Baum nach der Blockverschneidung als Standplatz – stieg sie los.

Die ersten Meter sind nicht ganz ohne (imho schwerer als die ausgewiesene IV-). Der große Block am Ende des ersten Steilstückes ist sehr wackelig. Da kam der Kreislauf in Schwung. Nach links weiter, die Blockverscheidung hoch, bis zum großen Baum. Stand.

Der Nachstieg lief recht gut. Ich habe den lockeren Block rechts umgangen. Da war der Fels fest und rauh. Da habe ich auch einen zusätzlichen Haken entdeckt, den Gerli übersehen hatte.
Das Stück bis zum Stand, eine steile Blockverschneidung, war aber recht fest und griffig.

Ich ging weiter bis zu den beiden Klebehaken, die den eigentlichen Stand bilden. Gerlinde beschloss dann, auch diese Länge vorzusteigen.
Sie beginnt mit einer steilen aber rauhen und griffigen Tropflochrampe die mit V- bewertet ist. Diese Bewertung passt. Neben den Laschen gibt es die eine oder andere Sanduhrschlinge als Sicherung. Der Stand ist durch Schlingen an einer kleinen Baumgruppe vorgegeben. Gerli hat ihn zusätzlich hintersichert und mich dann nachgeholt.

Eine schöne Seillänge die auch relativ fest ist. Ein besonderes Gustostück ist der kleine Buckel vor dem Stand.

Ungesichert querten wir die paar Meter zum kleinen Sattel. Jetzt war ich mit dem Vorstieg dran. Zügig ging es bis zum Stand auf dem schmalen Band. Sehr steil, sehr ausgesetzt, aber klettertechnisch nicht übermäßig schwierig. Da wir mit 60 m Halbseilen unterwegs waren, beschloss ich, gleich bis aufs Plateau hochzusteigen. Von der Seillänge her kein Problem.

Allerdings konnte ich den Schlingenstand nicht entdecken. So ging ich ein paar Meter weiter aufs Plateau und machte Stand an einem Baum. Der Nachstieg war für Gerlinde kein Problem. Sie schwärmte dann von dieser Tour und meinte, dass wäre sicher auch etwas für Désirée. Stimmt, aber ob sie da einmal mitgeht?

Trinkpause. Dann Schuhwechsel und Ausrüstung aufnehmen. Wir spazierten zum Auto. Auf dem Plateau war es deutich frischer und wieder (oder noch immer?) sehr windig.

Beim Postl gab es einen Hauskaffee und dann ging es an die Rückreise. Knapp vor Baden hatte es einen Unfall gegeben, der uns zehn Minuten Stau bescherte. Je näher wir nach Wien kamen, desto dunkler wurden die Wolken. Kurzzeitig gerieten wir auch in den angekündigten Regen. Allerdings hatten wir Glück. Denn bis wir zuhause waren, war der Regen schon weitergezogen. Die Ausrüstung konnte also trocken in die Wohnung verbracht werden.

Apropos Ausrüstung: Gerlis linker Schuh hat an der Spitze ein kleines Loch. Er muss also zum Schuster. Aber eigentlich muss ich sagen, dass die Schuhe sehr lange gehalten haben (ich habe in der selben Zeit ganze drei Paare durchgewetzt!).

Fotos gibt es heute keine. Wir hatten die Kamera im Auto vergessen. Aber ich muss Gerrlinde loben. Sie ist echt brav vorgeklettert. Wie eine gams hat sie auch schwierige Teilstücke gemeistert. Echt super!