Bis die Schenkel glühen

Bei diesem Wetter durfte man einfach nicht zuhause bleiben. Also fuhr ich mit Gerli um neun Uhr an die Hohe Wand.

Der Sonnenuhrparkplatz war schon gut gefüllt. Klar, Feiertag und Traumwetter. Das war uns aber egal, wir sind gleich aufs Hochplateau gefahren. In der Nähe vom Ghf. Postl fanden wir einen Parkplatz. Die Ausrüstung wurde angelegt und die Seile geschultert. Der Abstieg zum Wandfußsteig erfolgte über den Fuchslochsteig. Der ist immer noch nicht ohne (vor allem mit der Geschichte im Hinterkopf, dass erst vor wenigen Tagen ein Kletterer am Kanzelsteig tödlich abgestürzt ist).

Am Wandfußsteig angekommen war ich ziemlich fertig. Vor allem meine Oberschenkel machten sich kräftig bemerkbar. Aber es ging gleich weiter. Wir wollten uns einmal Betty & Paul (VI) ansehen. Vor allem der untere Teil schien laut Topo machbar.
Aus der Nähe betrachtet sah die Sache aber gleich viel heftiger aus. GsD waren da auch viele Leute unterwegs, so dass wir eine gute Ausrede hatten zum Duettsteig (V-) zurück zu gehen.

Die Einstiegsplatte machte mir heute große Schwierigkeiten. Irgendwie habe ich nicht optimal angefangen und kam dann in eine recht unangenehme Kletterposition. Aber mit etwas Mühe habe ich es dann geschafft. In abwechselnder Führung ging es weiter:
Gerli im Vorstieg der 2. SL

Während ich nach der 3. SL Gerli nachgeholt habe, kamen Kletterer über den Daschgrat und haben den Stand besetzt. Da ging mir auf, dass ich eigentlich die 3. und 4. SL gleich in einem hätte machen können. Die drei Exen mehr währen auch kein Problem gewesen. Und da wir uns sowieso über Funk verständigen sollte das doch gehen.
Ich glaube, das werde ich beim nächsten Mal einmal ausprobieren.

Das Monsterl hatte hier in der letzten Verschneidung einige Probleme. Mehrmals sind ihr die Schuhe abgerutscht. Diese sind neu besohlt. Allerdings glaube ich, dass der Gummi etwas härter (also eher für die Halle) ist. Vielleicht ist es aber auch eine Kopfsache?

Die 4. SL war wieder Gerli mit dem Vorstieg dran. Im Nachstieg zog ich mir ein paar (harmlose) Kratzer am Unteratrm zu als mir ein Tritt weggebrochen ist. Aber ich hatte einen guten Griff, so dass es weiter kein Problem war.

Kleine Verschnauf- und Trinkpause:
Trinkpause am Stand

Es war ganz schön heiß, vor allem bei der Standarbeit. Weiter den Draschgrat hoch. Wie immer möglichst weit links an der Kante. Und wie immer auch mit der einen oder anderen selbst gelegten Zwischensicherung. Das vor uns befindliche Paar wählte den Weg nach links auf den Aeroplansteig (IV). Ich wollte meinen inneren Schweinehund überwinden und einmal in der rechten (V+) Variante die Kamelbuckel umgehen und den Riss vorsteigen.

Zweimal habe ich diesen Riss bisher im Nachstieg gemacht. Das erste Mal mit Niki im Juni 2008, bei meiner ersten Kletterei am Draschgrat. Und dann vor etwa einem Monat mit Walter. Aber im Vorstieg sieht die Sache dann doch etwas anders aus.

Da es, wie gesagt, recht heiß war, lockte mich die Kühle des Risses. Nachdem ich die erste Sicherung eingehängt hatte, stieg ich ein Stück zurück. Dann vom Anseilring nach rechts an die Kante und in den Riss. Mit vollem Körpereinsatz habe ich mich hochgearbeitet. Vor allem der Teil zwischen 2. und 3. Haken war nicht leicht. Aber mit einem Oberschenkelklemmer und etwas Kraft habe ich es geschafft.

Der Rest war kein Problem mehr. Ich war recht stolt, als ich am Stand war. Ich bin dann gleich weiter bis aufs Plateau gestiegen. Dann konnte Gerlinde nachsteigen.
Das erste Stück ging relativ gut. Dann ging aber plötzlich gar nichts mehr. Das Seil rührte sich keinen Millimeter.
Nur gut, dass wir die Handgurken hatten. Sonst währe eine Verständigung unmöglich gewesen. So konnte sie mir sagen, dass sie einfach nicht weiterkam.

Das vor uns kletternde Paar machte auf dem Plateau eine kleine Essenspause. Gemeinsam konnten wir Gerli die nötigen paar Zentimeter hochziehen, dass sie wieder einen guten Griff fand und selbstständig weiterklettern konnte.
Der Rest war auch für sie kein Problem.

Nachdem sie auch am Ziel angekommen war konnten wir die Situation noch einmal besprechen. Ich musste sie fragen, warum sie nicht einfach das Seil als Steighilfe benutzt hatte. Daran hatte sie im Stress gar nicht gedacht. In Zukunft wird sie sich einfach am Seil hochhangeln. Meist geht es eh nur um wenige Zentimeter. Und die kann man im Ernstfall doch mit Seilhilfe technisch nehmen (immer hat man nicht das Glück helfende Hände zur Seite zu haben).

Auf dem Weg zum Auto spürte ich meine Oberschenkel ganz anständig. Ich weiß nicht, warum ich da heute solche Probleme hatte. nachdem die Sachen verstaut waren gingen wir noch zum Postl auf einen Hauskaffee. Dabei hatten wir Glück gerade noch die beiden letzten Plätze im Schatten zu ergattern.

Zuhause habe ich mir eine Leine montiert und einmal die ganze Ausrüstung zum Auslüften aufgehängt. Später wurden alle Teile kontrolliert und verstaut.
Jetzt bin ich gespannt, wie ich morgen aufstehen werde.