Gerli die Gams

Schon lange einmal wollte ich mit Gerlinde den „Reinecke Fuchs” (V-) machen. Schon Ende Oktober war ich diese Tour erstmals mit Alex gegangen. Damals in eher schlechter Verfassung, wie man hier nachlesen kann.

Seitdem hat es mich immer wieder gepackt, diese Route einmal selbst zu gehen. Heute war es endlich soweit. Da ja ein Feiertag war, noch dazu mit recht brauchbarem Wetter, rechnete ich mit regem Zulauf auf gängigen Routen (wie etwa Duettsteig/Draschgrat). Im Reinecke sollte es ruhiger zugehen.

So war es dann auch. Aber der Reihe nach:
Da der kleine Parkplatz immer noch eine Baustelle ist sind wir aufs Plateau gefahren. Hier war es durch die vielen Wolken recht finster. Zusätzlich blies ein heftiger und frischer Wind. Wir waren froh, dass wir die Jacken dabei hatten.
Der Abstieg erfolgte über den „Zahmer Fuchslochsteig”. Nicht ganz ohne, da es stellenweise viel lockeres Geröll und rutschige Erde gab. Dabei wurde uns recht warm. Anseilen auf der Steilstufe.

Gerli ging dann zuerst zum Standplatz. Ich folgte nach. Im Kessel war es warm und sonnig. Kein Wind, echt angenehm. Die Jacken wurden daher im Ruchsack verstaut.
Obwohl der Einstieg nicht ganz ohne ist, wollte Gerlinde den ersten Vorstieg machen. Nach einer kleinen Besprechung – wir wählten den Baum nach der Blockverschneidung als Standplatz – stieg sie los.

Die ersten Meter sind nicht ganz ohne (imho schwerer als die ausgewiesene IV-). Der große Block am Ende des ersten Steilstückes ist sehr wackelig. Da kam der Kreislauf in Schwung. Nach links weiter, die Blockverscheidung hoch, bis zum großen Baum. Stand.

Der Nachstieg lief recht gut. Ich habe den lockeren Block rechts umgangen. Da war der Fels fest und rauh. Da habe ich auch einen zusätzlichen Haken entdeckt, den Gerli übersehen hatte.
Das Stück bis zum Stand, eine steile Blockverschneidung, war aber recht fest und griffig.

Ich ging weiter bis zu den beiden Klebehaken, die den eigentlichen Stand bilden. Gerlinde beschloss dann, auch diese Länge vorzusteigen.
Sie beginnt mit einer steilen aber rauhen und griffigen Tropflochrampe die mit V- bewertet ist. Diese Bewertung passt. Neben den Laschen gibt es die eine oder andere Sanduhrschlinge als Sicherung. Der Stand ist durch Schlingen an einer kleinen Baumgruppe vorgegeben. Gerli hat ihn zusätzlich hintersichert und mich dann nachgeholt.

Eine schöne Seillänge die auch relativ fest ist. Ein besonderes Gustostück ist der kleine Buckel vor dem Stand.

Ungesichert querten wir die paar Meter zum kleinen Sattel. Jetzt war ich mit dem Vorstieg dran. Zügig ging es bis zum Stand auf dem schmalen Band. Sehr steil, sehr ausgesetzt, aber klettertechnisch nicht übermäßig schwierig. Da wir mit 60 m Halbseilen unterwegs waren, beschloss ich, gleich bis aufs Plateau hochzusteigen. Von der Seillänge her kein Problem.

Allerdings konnte ich den Schlingenstand nicht entdecken. So ging ich ein paar Meter weiter aufs Plateau und machte Stand an einem Baum. Der Nachstieg war für Gerlinde kein Problem. Sie schwärmte dann von dieser Tour und meinte, dass wäre sicher auch etwas für Désirée. Stimmt, aber ob sie da einmal mitgeht?

Trinkpause. Dann Schuhwechsel und Ausrüstung aufnehmen. Wir spazierten zum Auto. Auf dem Plateau war es deutich frischer und wieder (oder noch immer?) sehr windig.

Beim Postl gab es einen Hauskaffee und dann ging es an die Rückreise. Knapp vor Baden hatte es einen Unfall gegeben, der uns zehn Minuten Stau bescherte. Je näher wir nach Wien kamen, desto dunkler wurden die Wolken. Kurzzeitig gerieten wir auch in den angekündigten Regen. Allerdings hatten wir Glück. Denn bis wir zuhause waren, war der Regen schon weitergezogen. Die Ausrüstung konnte also trocken in die Wohnung verbracht werden.

Apropos Ausrüstung: Gerlis linker Schuh hat an der Spitze ein kleines Loch. Er muss also zum Schuster. Aber eigentlich muss ich sagen, dass die Schuhe sehr lange gehalten haben (ich habe in der selben Zeit ganze drei Paare durchgewetzt!).

Fotos gibt es heute keine. Wir hatten die Kamera im Auto vergessen. Aber ich muss Gerrlinde loben. Sie ist echt brav vorgeklettert. Wie eine gams hat sie auch schwierige Teilstücke gemeistert. Echt super!