Juli 2008

Beim letzten Kletterabenteuer vor vier Tagen haben wir festgestellt, dass der Rucksack etwas zu groß (lang) ist. Dadurch wird die freie Sicht nach oben, vor allem wenn man einen Helm auf hat – und das habe ich eigentlich immer – ziemlich eingeschränkt.
Also musste ein besser geeigneter Rucksack her.

Die letzten Tage haben wir diverse Geschäfte abgeklappert, viele verschiedene Modelle begutachtet, Preise verglichen und … und … und …

Mir hat am Besten ein 20-l-Modell von Mammut gefallen. Gerlinde fand auch das noch zu groß. Mit knapp 60 Euro war es auch nicht der billigste Rucksack.

Da wir morgen klettern gehen wollen, habe ich mir gedacht, ich hole heute einfach einmal einen Rucksack. Dann kann ich ihn morgen testen und dann sehen wir gleich, ob er passt oder nicht.

Also habe ich mich am späteren Nachmittag aufs Rad geschwungen und bin zum Eybl geradelt.
Schon nach ein paar Metern spürte ich die ersten, leichten Regentropfen. In der Hoffnung, dass sich das schon ausgehen wird, bin ich einfach weitergeradelt und auch tatsächlich trocken im Geschäft angekommen.

Allerdings gab es da sehr viel zu schauen und zu probieren. Zum Vergleich habe ich nochmals einige andere Modelle angeschaut. Nach dem Abwägen aller Vor- und Nachteile der einzelnen Stücke blieb aber wieder der Mammut über.
Ich habe der Verkäuferin erklärt, dass ich diesen nun kaufen werde. Wenn er morgen beim Klettern aber nicht meinen Erwartungen entspricht, werde ich ihn gleich wieder zurückgeben.
Nachdem das geklärt war, bin ich zur Kassa.

Mittlerweile, ich habe mich doch etwas länger im Geschäft aufgehalten als geplant, hat es in Strömen gegossen.
Da der Rucksack eine integrierte Regenhaube hat habe ich diese gleich einmal ausgefahren und übergespannt. Meine Satteltaschen sind auch wasserdicht und ich bin nicht aus Zucker, so dass einer Heimfahrt im Regen nichts mehr im Wege stand.

Also rauf aufs Rad und ab nach Hause.
Auch wenn es nicht sehr weit ist, war ich doch ziemlich durchgeweicht. Die Schuhe, Socken und das Gewand habe ich gleich auf den Wäscheständer auf der Terrasse gehängt. Der Rucksack war trocken geblieben. Schon einmal ein gutes Zeichen.

Morgen hat er nun seine erste, und einzige, Bewährungsprobe. Wenn er versagt, liegt er am Abend schon wieder im Geschäft. So jedenfalls sieht er aus:

Rucksack

Da ich gestern mit dem Material etwas schmissig war (im wahrsten Sinne), musste ich heute für Ersatz sorgen.

Leider habe ich keinen Reverso bekommen. Also werde ich Walter wohl den meinen vererben müssen. Für mich nehme ich dann den Reverso3, den ich heute besorgt habe:

Reverso

Auch wegen kleinerer Rucksäcke habe ich mich umgesehen. Aber da werde ich wohl noch etwas suchen, denn ich bin nicht bereit, für einen 20 l Rucksack knapp 100,– Euro auszugeben.
Schon gar nicht, wenn ich zwei Stück haben will.

Endlich! Nach vielen Tagen Regen und Wind wieder einmal schönes Wetter.

Also auf zur Hohen Wand. Schon seit ich einmal mit Niki diese Tour gemacht hatte, wollte ich den „Duettsteig” (V-) unbedingt mit Gerlinde machen.

Bis zum Sonnenuhrparkplatz habe ich problemlos gefunden. Wie aber viele andere auch, denn wir ergatterten so ziemlich den letzten regulären Platz.

Wie bei Niki gesehen, haben wir gleich beim Auto die Ausrüstung angelegt. So brauchten wir nur einen Rucksack (mit 2 Jacken, der Jause, Verbandszeug, einigen Riegeln, Trinken, den Funkgeräten) und natürlich das Seil (50 m).

Warum wir bei 30°C Jacken mit hatten? Frag mich etwas Leichteres. Jedenfalls machten wir uns an den Zustieg.

Buuhh! Das der teilweise soo steil war hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung. Schon auf der Hälfte des Zustiegs war Gerli komplett außer Puste (Silvi würde sagen, sie raucht zu wenig ;-) Aber auch ich war ordentlich am Schnaufen.

Irgendwie haben wir es dann doch bis zum Einstieg geschafft. In Schweiß gebadet – aber glücklich.
Während einer kleinen Verschnaufpause kamen noch zwei Kletterpaare an. Das war wohl zu erwarten. Bei so einem Wetter, und nach der langen Zwangspause hat es klarerweise nicht nur uns an den Fels gezogen.

Da die Damen noch etwas erledigen mussten, haben wir den beiden Herren den Vorstieg gelassen. So konnte ich auch gleich abspicken, wie sie die rutschige Einstiegsplatte angehen.
Etwas erstaunt war ich zu sehen, dass der Vorsteiger die Drahtschlinge als Haltegriff verwendete, nicht aber, um eine erste Zwischensicherung zu errichten. Na ja. Jeder wie er meint.

Als die beiden am Stand der 1. SL waren, machten wir uns bereit. Seil ordnen, Seilsack verstauen, Einbinden, Partnercheck … Wir einigten uns darauf, dass Gerli den Rucksack nehmen soll. Darüber war sie nicht sonderlich erfreut, hat es dann aber doch getan.

Jetzt war es soweit. Es gab keine Ausreden mehr.
Also stieg ich los. Innen im Riss war es etwas feucht. Auch ein paar der Griffe waren lehmig-feucht. Trotzdem war die glatte und rutschige Platte bald geschafft (großteils in Piaztechnik).

Nach der Wurzel geht es in einen steilen Riss, der sich auf dem letzten Stück zu einem Kamin verengt. Hier gibt es keine Zwischensicherung. Also konnte ich erstmals meine Klemmkeile zum Einsatz bringen. Mit einem etwas größeren Keil konnte ich den Riss recht gut absichern. Zumindest gefühlsmäßig.
Aber ich bin sicher, dass er einen Sturz gehalten hätte (auf dem Bild sieht man die selbst gelegte Sicherung):

Klemmkeilsicherung

Am 1. Stand habe ich erstmal eine Eigensicherung gemacht. Dann hieß es etwas warten, bis die erste Gruppe weitergestiegen war. Ich stand aber recht bequem und so war das kein Problem.

Als ich dann alleine war, habe ich einen Stand aufgebaut und Gerlinde konnte nachsteigen. Mit dem großen Rucksack kein einfaches Unterfangen. Vor allem im engen Teil des senkrechten Risses. Tapfer hat sie sich durch die erste SL gekämpft.
Sie konnte sich darüber aber nicht so recht freuen, da sie nicht damit gerechnet hatte, den Rucksack tragen zu müssen. Mir hingegen erschien es nur logisch, dass diesen der Nachsteiger nimmt. Na ja. Irgendwie hat sie sich wieder beruhigt und damit abgefunden, auch wenn ich ihr angeboten habe, den Rucksack über die gesamte Tour zu nehmen.

Da wir soweit wie möglich überschlagend klettern wollten, hieß es jetzt für Gerli, in den Vorstieg zu gehen. Ich habe also den Rucksack übernommen. Dann der Check, ob sie auch alles Nötige mit hat (Exen, Bandschlingen, Reverso, Karabiner, …).
Dann habe ich ihr noch meine alpine Expresse mitgegeben. Der zweite Haken steckt nämlich rechts in der Verschneidung, etwas aus der Spur.

Gerli stieg los. Die 2. SL ist eine eher steile Rampe. Man kann sie ganz rechts im Riss nehmen, oder, so wie Gerlinde, eher am linken Rand, wo es etwas zerklüfteter ist.

Sie kletterte und kletterte. Bald war sie aus meinem Blickfeld verschwunden. Im selben Moment fiel mir ein, dass sie kein Funkgerät mit hat. Super Check! Eines hatte ich ja am Gurt (vom Vorstieg) und das zweite hing am Rucksack. Und der hing ja nun auf meinem Rücken :-(
Das machte die Verständigung über die lange Distanz äußerst schwer.

Mittlerweile war auch Veronika, die den ersten Vorstieg der Damenseilschaft machte, am Stand angekommen.
So hatte ich jemanden zum Tratschen, während ich darauf wartete, dass ich endlich das Kommando „Stand!” höre. Aber das ließ auf sich warten.
Ich gab immer mehr Seil aus und es war kein Ende abzusehen.

Die 2. SL hatte ich gar nicht sooo lange in Erinnerung. Wir machten uns schon Sorgen, ob Gerli vielleicht den Stand übersehen hatte (mit einem Klebehaken und einem geschlagenen Haken ist er etwas ungewohnt für sie) und gleich weiter zum nächsten Stand marschiert war.

Dann kam aber das erlösende Kommando.
Schnell den Stand abgebaut. Eine Schlinge beließ ich aber, da daran die Vorsteigerin der nächsten Seilschaft gesichert war. Dann ging es an den Nachstieg.
Dabei konnte ich sehen, dass unsere alpine Exe wirklich optimal war. Das Seil verlief gerade nach oben, ohne Haken zu schlagen.

Im Nachstieg musste ich dann feststellen, dass diese SL in natura doch länger ist als in meiner Erinnerung. Gerlinde hatte ihren ersten Stand vorschriftsmäßig aufgebaut. Das gestrige Trockentraining hat sich voll ausgezahlt. Auch die Nachtsteigersicherung war 1A.

Die 3. SL. Jetzt war wieder ich dran. Anfangs ging es recht gut. Aber in der Verscheidung war mir plötzlich ziemlich schwummerig zu Mute. War es die Hitze? Keine Ahnung. Jedenfalls bin ich knapp vor dem vorletzten Haken plötzlich mit beiden Füßen abgerutscht.
Ich konnte mich zwar mit den Fingerspitzen an einer kleinen Leiste halten, aber ich habe mir dabei die Knie ordentlich aufgeschlagen. Allerdings reichte dieser kleine Adrenalinschub, um mich schnell zur nächsten Sicherung zu befördern. Da habe ich erstmal meine Eigensicherung eingehängt und zwei Minuten verschnauft.

Als es meinem Kreislauf wieder besser ging war das letzte Stück schnell geschafft und ich konnte den Stand einrichten. Gerlinde schaffte den Nachstieg ohne Probleme.

Aber jetzt mussten wir beide einen Schluck trinken. Nachdem der Rucksack auch am Stand angehängt war, nahmen wir einen kräftigen Schluck. Auf einen Eintrag ins Wandbuch haben wir verzichtet.

Die letzte SL des Duettsteigs lag vor uns. Wieder ein Fall für das Monsterl. Am Stand gab es wieder eine kurze Wartezeit. Eine Seilschaft, die direkt über den Draschgrat gekommen war, war ein paar Minuten schneller gewesen.

Dann konnte ich nachkommen. Und da, beim Abbauen des Standes, passierte es:
ich nahm den Reverso aus dem Zentralkarabiner und hängte den Karabiner (mit dem er am Zentralpunkt eingehängt war) in den Gurt. Dann öffnete ich den Karabiner um den das Seil läuft und nahm das Seil heraus. Den Karabiner hielt ich offen, da er ja gleich in den Gurt sollte. Als ich ihn zum Gurt führte und dabei drehte, rutschte der Reverso durch die Öffnung.
Mein Warnruf war nicht wirklich nötig. Das Gerät schlug ein paar Meter unter mir an den Fels und wurde gut 15 Meter von der Wand weggeschleudert, ehe es sirrend in der Tiefe verschwand.

Shit! Nicht nur, dass sowas ziemlich peinlich ist, war es gar nicht meiner. Na ja, Walter wird ihn sowieso länger nicht benötigen. Aber trotzdem!

Egal, es ließ sich jetzt ja eh nicht mehr ändern. Also ran an den Nachstieg. Eigentlich eine schöne Kletterei. Allerding musste ich am Ende der SL etwas weiter rechts raus an die Kante ausweichen. Denn mit dem Rucksack ist die Verschneidung weiter innen sehr abdrängend.

Am Stand habe ich dann Gerli mein Missgeschick gebeichtet. Der Weiterstieg war trotzdem kein Problem. Wozu gibt es schließlich die HMS-Sicherung (auch wenn sie nicht zu meinen bevorzugten Sicherungsmethoden gehört. Trotzdem gut wenn man sie kann!).

Die 5. SL gehört schon zum Draschgrat. Klettertechnisch eher einfach, wenn auch ziemlich ausgesetzt an der Kante. Die ganze Länge ist nur mit zwei alten Haken abgesichert. Eine gute Möglichkeit für mich, wieder meine Klemmkeile auszupacken.
Vielleicht nicht zwingend nötig, aber jedenfalls eine gute Übung. Ich habe die Länge mit zwei zusätzlichen Keilen recht gut abgesichert.
Dann das schon übliche Spiel: Standbau, Seil einholen, nachsteigen:

Gerli in der 5. SL

Die Keile waren anscheinend gut gesetzt, da sie sich auch durch heftige Seilbewegungen nicht gelockert hatten. Trotzdem ließen sie sich ohne Klemmkeilentferner abbauen.
Als Gerli am Stand war, mussten wir die weitere Route besprechen. Es gab drei Varianten zu Auswahl. Eine V+, eine V und eine IV-.

Die erste Variante, ganz rechts durch den Riss, haben wir gleich ausgeschlossen (zumindest für heute). Ich sicherte Gerlinde nach links in eine Querung. Von hier aus konnte sie besser beurteilen, welche der beiden anderen Varianten sie lieber machen möchte.
Die Enstcheidung fiel auf die linke Variante, zugleich die vorletzte Länge des „Aeroplansteig” (IV-).

Vor der Querung zu Gerlinde hin hat sich noch ein Karabiner verabschiedet. Anscheinend nicht mein Tag heute ;-) Ein halbherziger Versuch der Bergung wurde bald abgebrochen. Das Risiko stand in keiner Relation zum materiellen Verlust.

Ich begann also mit dem Vorstieg. Eine schöne Kletterei. Ziemlich ausgesetzt, aber echt schön. Hier konnte ich auch erstmals zwei Klemmblöcke zur Zwischensicherung nehmen: Bandschlinge rum, Karabiner rein, passt. Zwar nicht zwingend nötig, aber so habe ich auch das einmal in realiter gemacht.

Während ich am Stand nachsicherte, kam Claudia frisch fröhlich über die schwierige rechte Rissvariante (V+) angeklettert. Hier der Beweis:

Claudia in der 6. SL, V+

Ohne langes Verschnaufen machte sich Gerlinde an die letzte SL. Dabei ging es über eine sehr schöne Schlussplatte. Knapp unterhalb des Hochplateaus machte sie Stand.

Nachdem ich nachgestiegen war, kletterte ich gleich am Stand vorbei auf das Plateau hinauf. Nachdem ich sicheren Sitz hatte, konnte Gerlinde den Stand abbauen und auch aufs Plateau hochklettern.
Geschafft!

Der Verlust eines Reverso, eines Karabiners und etwas Haut an den Knien war nichts im Vergleich dazu, die Tour gemeistert zu haben und dabei mehrmals selber eine Zwischensicherung gelegt zu haben.

Da es an der Wand 31,5° C hatte, waren wir ziemlich ausgetrocknet. Die letzten Schlucke der 1,5 l Mineralwasser waren auch schnell aufgesogen.

Wir haben zusammengepackt und beschlossen im Ghf. Postl etwas zu trinken. Auf dem Weg dahin musste ich Gerlinde natürlich den Sky-Walk zeigen. Der Tiefblick ist wirklich super. Ich frage mich jedesmal, wie wohl eine Abseilfahrt von hier aus wäre?

Emil würde hier gerne Abseilen

Nach einem guten Kaffee und einer Apfelschorle waren wir für den Abstieg gestärkt. Allerdings habe ich irgendwie die „Völlerin” nicht gefunden (wahrscheinlich hätten wir weiter zurück zu den Drachenfliegern gemusst). Also sind wir die „Bienengartenries” hinunter.
Das hat mir dann aber sowieso besser gefallen als die „Völlerin”. Auch wenn es am Schluss ein paar kleinerer Klettereinlagen bedurfte:

Gerli beim Abstieg

Wieder am Wandfußsteig war eine kleine Rast am „Dr. Wildenauer Sitz” fällig:

kurze Rast

Bald waren wir dann auf dem Forstweg. Nun noch über die Wiese hinunter und schon waren wir beim Parkplatz. Ein letzter Blick hinauf zum Skywalk zeigte, dass dort noch einige Leute unterwegs waren.

ein Blick zurück

Schnell war die Ausrüstung verstaut. Anstatt uns aber gleich auf den Heimweg zu machen, beschlossen wir, mit dem Auto aufs Plateau zu fahren. So lernen wir die Strecke kennen, falls wir einmal mit den Kindern hinauffahren wollen. Außerdem wollten wir beim Postl noch etwas trinken, denn für die Rückfahrt hatten wir nichts mehr mit.

Wie sich herausstellte war das eine gute Entscheidung. Nicht nur weil wir so unseren Flüssigkeitshaushalt auffüllen konnten. Als wir gerade gehen wollten hat mich plötzlich jemand gerufen. Wie sich herausstellte, war es Claudia, von der ich die Fotos gemacht hatte.

Nach einem Austausch unserer E-Mail-Adressen machten wir uns an die Heimreise. Müde, aber glücklich. Jetzt sind wir beide gespannt, was uns morgen alles weh tun wird.

Was uns heute klar noch wurde war, dass wir uns zwei kleine Rucksäcke zum Klettern besorgen sollten. Sie müssen nur Platz für einen kleinen Imbiss, 1-1,5 l Flüssigkeit, eine dünne Jacke und die Schuhe haben. Natürlich mit Brust- und Hüftgurt. Vielleicht außen ein paar Ösen und Laschen und Zurrgurte.
Werde mich morgen einmal umsehen.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (17 Bilder).

Morgen wird das Wetter schön. Da wollen wir uns an den Duettsteig wagen.
Es soll möglichst überschlagend geklettert werden. Das heißt, Gerlinde muss auch von oben einen Nachsteiger sichern. Etwas, dass sie noch nie gemacht hat.

Damit da morgen auch alles klappt, haben wir auf der Terrasse schon einmal geübt.
Die Schaukelhaken mit Expressen verlängert (so groß ist das Monsterl auch wieder nicht), sollten zwei Standhaken simulieren:

Standbau

Da wurde mehrmals der Aufbau eines Standes geübt. Von der Eigensicherung beginnend bis zum redundanten Einhängen eines Zentralpunktes und dem richtigen Umgang mit der Nachstiegssicherung. Gleich alles, mit Seil einholen und was halt noch so dazugehört.

Zur Sicherheit haben wir noch einen kleinen Zettel gebastelt und einlaminiert, auf dem alles noch einmal mit Bildern draufsteht. Somit ist Gerlinde für morgen vorbereitet.

Bei einem meiner Funkgeräte hat sich die Antenne gelöst. Also habe ich alles zusammengepackt und zurück gebracht. Wozu hat man drei Jahre Garantie?

Ein anderes Funkset hatte zwar der Hofer lagernd, aber das sagte mir nicht so recht zu. Die Antennen standen einfach zu weit raus.

Zufällig musste ich heute zum Conrad. Und wenn ich schon mal da war …
Da habe ich ein tolles Set von Motorola gefunden. In orange. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass dieses mit Batterien betrieben wird. Nicht mein Fall.

Aber es gab einen „größeren Bruder” dieses Sets. Mehr Reichweite, mehr Kanäle, mit NiMh-Akkus und Ladestation. Zwar kostete es auch gleich einiges mehr (statt 34,– gleich 64,– Euro) und war auch nur in schwarz erhältlich, aber ich habe es trotzdem genommen.

Vor allem hat mich die Form der Antenne begeistert. Diese steht nicht einfach ab, wie bei allen anderen Geräten, sondern bildet einen geschlossenen Ring:

neue Handgurken

Das hat gleich mehrere Vorteile:

  • Man kann damit nirgendwo hängenbleiben
  • da kann nichts abbrechen und
  • man kann ganz einfach einen Reepschnur einknüpfen oder gleich einen Karabiner einhängen.

Jedenfalls freue ich mich schon auf das Wochenende. Da soll es – endlich – wieder schön werden.
Da könnte man dann am Sonntag … auf der Hohen Wand … ev. Duettsteig …?

Sollten wir nach Mödling, oder doch lieber nicht? Diese Entscheidung wurde uns vom Wetter (frisch und windig) abgenommen. Also dann halt in die Halle.

Heute gingen wir es eine Stufe schwieriger an. Zum Start stieg Gerli „Kaltes, klares Wasser” (IV+/V-) vor. Ich folgte nach. Im oberen Teil musste ich kurz pausieren, um nicht die Kletterin in der Nebenroute zu behindern:

Zwangspause

Gerli hat die Pause gleich zu einem Fototermin genützt.

Weiter mit „D´ Susi & d´ Musi” (IV+). Wieder Gerli im Vorstieg, ich hinterher.
Bei „Vogel V” (V+) machte ich zur Abwechslung einmal den Vorstieg und Gerli folgte nach:

Gerli im Vogel V

Zwischendurch „Kündigungsfrist”. Mit (III+/IV-) eine leichtere Route, ehe es „mit der Kraft der Liebe” (V-/V+) wieder schwerer wurde.

Dann hatte es uns eine Kantenkletterei angetan. Die blaue Route „T.N.T” war mit (VII+) angeschrieben. Sie schien uns beiden aber schaffbar. Also machte ich mich an den Vorstieg.
Es wurde doch schwerer als es aussah. Aber da ich immer die Kante zum Einhängen mit dem Fuß nehmen konnte, schaffte ich es irgendwie, mich bis nach oben zu kämpfen.

Jetzt war Gerlinde dran:

Gerli an der Kante

Auch sie schaffte die Route, Sogar leichter als ich. Eine (VII+) wird es aber wohl nicht gewesen sein (wie auch ein anderer Kletterer bestätigte). Aber eine (VI) dürfte es schon sein.

Zum Abschlus gingen wir in den ersten Stock an die Stadlauer Wand.
Dass meine Kräfte zu Ende gingen merkte ich recht schnell an der „Fleischbeschau” (V+). Da musste ich kurz nach der Hälfte abbrechen. Ein Ausrutscher hatte einfach zu viel Kraft gekostet.

Gerlinde machte zum Abschluss noch „Spatzi” (IV+) toprope. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und musste da auch noch rauf.
Dann war ich richtig ausgepowert. Und auch meine Zehen sagten mir, dass es für heute reicht.

Insgesamt war es aber doch ein erfogreicher Kletternachmittag. Hatten wir doch die Schwierigkeiten im Großen und Ganzen um eine ganze Stufe gesteigert.

Um ½10 Uhr mit Alex am Bahnhof Liesing getroffen. Obwohl wir uns vorher nicht kannten (nur Internetmäßig), hatten wir uns schnell gefunden. Er hat mich dann nach Gießhübl gelotst.

Vom Parkplatz ging es zu Fuß zu den Gießwänden. Genaugenommen gingen wir zur Hauptwand.
Diese ist bis zu 35 m hoch und bietet knapp 20 Routen. Die meisten davon im unteren Schwierigkeitsbereich, also genau richtig für mich. Und es gibt viele Möglichkeiten Klemmgeräte zum Einsatz zu bringen.
Das war auch der Hauptgrund, warum wir heute hier waren.

Zum Aufwärmen starteten wir mit der „Breite Ries” (III+). Zum Eingewöhnen gerade recht. Schon hier muss der eine oder andere Keil (oder Cam) gesetzt werden. Etwas, das Alex sehr gut beherrschte. Und ich hatte Gelegenheit, mir das einmal anzusehen (und vor lauter Schauen aufs fotografieren vergessen).

Mein Nachstieg verlief problemlos. Beim Entfernen der Keile und Cams habe ich mir immer ganz genau angesehen wie diese gelegt wurden. Schließlich will man ja etwas dazulernen.

Jetzt waren wir richtig motiviert. Ein Stück weiter nach rechts fanden wir den „Südwestpfeiler” (V-). Eine schöne, aber gleich etwas kniffligere Kletterei. Die Absicherung besteht aus wenigen Karabinern und alten Haken. Lange Teile der Route müssen selbst abgesichert werden.
Hier legt Alex gerade einen Klemmkeil. Auch die Zwischensicherung darunter (vergrößert herausgehoben) ist ein gelegter Keil:

Alex setzt einen Klemmkeil

Voller Freude machte ich mich an den Nachstieg. Dieser verlief soweit auch problemlos:

Emil im Nachstieg, V-

Nur einmal musste ich mich ins Seil hängen, als sich ein Klemmkeil auch beim x-ten Versuch nicht einhändig lösen ließ. Hinter dem Keil hatte sich ein loser Stein verklemmt. Auch mit dem Klemmkeilentferner konnte der Keil nicht so platziert werden, dass ich ihn aus dem Spalt nehmen konnte.
Im Seil hängend mit beiden Händen ging es dann aber ganz gut.

Noch ein Stück weiter rechts an der Wand wartete „Rosa” (IV) auf uns. Von der namengebenden rosa Markierung war aber nicht mehr viel zu sehen.
Wieder das selbe Spiel: Alex steigt vor. Sicherung großteils durch Keile oder Cams. Ich steige nach und klaube das Material ab. Alles wie es sein soll.

Langsam wurde es nun Zeit für eine kleine Pause. Da kam der mitgebrachte Kaffee gerade recht:

Kaffeepause

Zwischendurch habe ich, vor allem beim Sichern, meine Jacke angezogen, da es recht frisch wurde. Alex zog seinen Pullover an. Es sah zeitweise auch stark nach Regen aus. Auch der eine oder andere Tropfen war zu spüren.
Aber es blieb trocken.

Frisch gestärkt widmeten wir uns nun dem mittleren Teil der Wand. Da zuerst dem „Diagonalriss” (V-). Dieser wird im oberen nach rechts verlaufenden Riss etwas schwieriger. Die Absicherung ist auch nicht so, wie ich sie von den Sportkletterrouten gewohnt bin. Aber Alex hatte ja genug Klemmgeräte mit.
Hier sucht er gerade einen passenden Keil aus seinem Sortiment:

Klemmkeilsuche

Es folgten der „Triogratriss” (V-) und die „Direkte Breite Ries” (IV). Von deren Stand ging Alex etwas nach rechts und hängte das Seil um. Nachdem ich ihn abgelassen hatte, konnten wir die „Breite Ries-Kante” (IV+) toprope machen.
Und dazu gleich die Varianten, von denen sich ein Einstieg für mich als sehr schwierig erwies.

Ich musste die Crux links umgehen. Denn bis ich endlich einen guten Griff entdeckt hatte, war die Kraft weg. Der Rest war dann aber kein Probem (auch wenn die Arme schon ordentlich aufgepumpt waren).
Vor allem die Kletterei auf den letzten Metern, ganz an der Kante war super:

an der Kante

Nachdem wir für heute genug hatten – es zogen auch immer mehr Wolken auf – packten wir unser Zeugs zusammen.

Zum Abschluss wollte mir Alex noch den schönen Blick über den Wienerwald zeigen. Dazu stiegen wir am linken Rand der Hauptwand durch eine Felsspange:

Emil unter der Felsspange

Dann bis auf den Gipfel der Hauptwand. In Sandalen ein nicht ganz einfaches Unterfangen, da der Anstieg sehr grasig und erdig, und dadurch sehr rutschig, ist.
Am Gipfel trafen wir zwei andere Kletterer, die sich gerade zum Abseilen bereit machten.

Bei einer kleinen Stärkung genossen wir den Ausblick auf das grüne Blätterdach:

über dem grünen Dach des Wienerwaldes

Dann ging es zum Auto. Die Rückfahrt verlief problemlos und recht flott.

Ich habe Alex am Südbahnhof abgesetzt und bin dann nach Hause. Da wartete schon eine gute Tasse Kaffee. Und passen dazu habe ich Gerli gleich alles brühwarm berichtet.

Ein schöner Klettertag, bei dem ich auch einiges gelernt habe. Ich freue mich schon auf das nächste Mal.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (52 Bilder).

Heute ein paar zusätzlicher Krabiner besorgt:

Karabiner

Einerseits brauchte ich einen zusätzlichen Karabiner, um die Klemmkeile besser aufteilen zu können. Andererseits habe ich mir für den Standbau zwei Schrauber besorgt.

Damit sollte der Standbau schneller gehen als mit Ankerstich und einem Schrauber. Noch dazu, wo bei diesen Karabinern ein kurzes Antauchen ausreicht, um die Schraubsicherung bis zum Anschlag zuzudrehen.

Jetzt steht dem morgigen Ausflug an die Gießwände nichts mehr im Wege ;-)