Nach zwei Wochen endlich wieder einmal am Peilstein.
Walter und ich hatten diesmal Verstärkung mitgebracht. Bei der Hinfahrt haben wir Thomas K. aufgegabelt. Zu dritt sollte doch die eine oder andere Route zu schaffen sein.
Für den Anfang haben wir uns „Sektor M; Vegetarierwand†ausgesucht. In der morgendlichen Kühle begann ich, in zwei Seile eingehängt, die 1. SL. der „Vegetarierkante (IV)â€. In etwas ausgesetzter Kletterei finden sich massig Griffe und Tritte. Da diese Route eine der am meisten begangenen am Peilstein ist, ist der Fels aber sehr abgegriffen und dadurch äußerst glatt. Aber ich war sehr motiviert und stieg der Sonne entgegen.
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Nach etwa 25 Metern machte ich Stand bei einem kleinen Eisenkreuz.
Die Finger waren vom kalten Fels schon ziemlich klamm geworden. Aber beim Standbau, dem Einholen der beiden Seile und der Vorbereitung für den doppelten Nachstieg kam das Gefühl langsam wieder zurück.
Dann begann Thomas mit dem Nachstieg. Er klaubte auch die Zwischensicherungen ab. Mit ein paar Metern Abstand folgte Walter nach. Bald standen wir zu dritt im Stand und überlegten, wo und wie es weitergehen sollte.
Wir entschlossen uns für die „Direkte Vegetarierkante (V+)â€. Da diese aber deutlich schwieriger ist, und auch die Haken mit größeren Abständen gesetzt sind, sollte Walter den Vorstieg machen.
Der Umbau am Stand ging recht flott: das Seil von Thomas wurde bei mir aus- und bei Walter eingebunden. Die aufgenommenen Seile wurden umgedreht und schon konnte Walter beginnen.
Nachdem er Stand gemacht hatte kletterte Thomas nach. Ich folgte als Letzter.
Die Kante ist sehr ausgesetzt und weckt deutlich alpine Gefühle. Nur ist sie sicher etwas leicht bewertet. Denn für eine V+ war die Kletterei ordentlich schwer. Und das lag nicht nur an den immer steifer werdenden Fingern! Leider gibt es von diesen Seillängen kein einziges Bild. Und das, obwohl wir gleich zwei Kameras mit dabei hatten. :-(
Während rechter Hand die Sonne immer mehr an Kraft gewann, folgte eine geile Abseilaktion am Doppelseil gleich über die gesamte Länge:
Jetzt waren wir auf den Geschmack gekommen und suchten neue Herausforderungen. Thomas und ich entdeckten einen schönen Riss am Cimone („Südriss (V-)â€). Dieser Abschnitt lag auch schon in der Sonne, war aber leider besetzt.
Wir wollten aber nicht so lange warten und sind daher über den Cimone-Sattel zum „Sektor O; Falkenwand†abgestiegen.
Thomas, der jetzt einmal den Vorstieg machen wollte, entschied sich für den „Paulasteig (VI-)â€. Eine harte Risskletterei in leider etwas feuchtem Fels. Im oberen Teil ging er nach rechts weiter und folgte dem „Albinenstand (IV+)†bis zum Stand.
Das hatte zwei Vorteile: die Route wurde etwas länger und das Seil konnte weiter rechts heruntergeworfen werden. Dazu gleich mehr.
Ich machte mich an den Nachstieg. Nicht einfach, feucht, rutschig, auch auf dem trockenen Fels kaum Grip mit den Schuhen. Nach einer gefinkelten Exenbergung war ich auch am Stand. Wir konnten uns nun Abseilen.
Jetzt hing das Seil weiter rechts herunter. Somit konnte Walter, toprobegesichert, die schwierigeren Routen steigen. Er entschied sich für „Fressen wie die Viecher (VII+)â€.
Wir stiegen am Fuß der Falkenwand zur Cimone-Südseite ab. Hier lagen zumindest die oberen Abschnitte der Routen schon in der warmen Sonne. Die „SW-Verschneidung (VI+)†hatte es uns angetan.
Thomas wollte wieder den Vorstieg machen. Beim Begutachten der Route stellte ich fest, dass die Hakenabstände doch sehr weit gesetzt sind. Wenn man die Haken an der linken Seite der Route mit einbeziehen will (um ein größeres Maß an Sicherheit zu haben), ist der Seilverlauf alles andere als gerade. Da auf jeden Fall mit zwei Seilen geklettert werden sollte, wurde beschlossen, dass Thomas mit der klassischen Zweiseiltechnik (also „englischâ€) klettern soll.
Es wurde kurz besprochen, wie das vor sich gehen und wo er welche Seile clippen soll. Dann ging es los.
Tapfer kämpfte sich Thomas die erste Verschneidung hinauf. Nach den eher schwierigen ersten Metern, an der kleinen Höhle vorbei, folgte eine relativ leichter Abschnitt.
Die zweite Verschneidung wurde immer schwieriger. Noch dazu überhängend, so dass Thomas ziemlich zu kämpfen hatte. Den Abschluss bildet ein senkrechter, schmaler Kamin. Ist dieser schon ohne Zusatzgepäck nur schwer zu schaffen, stellte die umgeschnallte Fototasche ein zusätzliches Hindernis dar. Aber irgendwie schaffte er das Unglaubliche und war auf dem kleinen Plateau angelangt. Stand!
Nachdem er Stand gemacht hatte, folgte Walter am gelben Seil nach. Er hängte nur seine Expressen aus. Die überhängende Verschneidung und der Kamin machten aber auch ihm zu schaffen.
Zum Schluss sollte ich folgen. Wir wollten alle auf dem kleinen Plateau im warmen Sonnenlicht etwas essen. Dazu war es nötig, Jause und Getränke dort hinauf zu schaffen. Dazu hatte ich mir folgenes überlegt:
Ich packte die Jause mit den Getränken in einen leeren Seilsack. Diesen habe ich wie einen kleinen Rucksack geschultert und die beiden Träger vorne mit einer Bandschlinge verbunden. Dadurch konnte er nicht am Rücken hin und herschwingen.
Mein Hintergedanke dabei: Wenn die beiden etwas essen wollen, müssen sie mich irgendwie da rauf bekommen. Notfalls mit Gewalt. Also begann ich den Aufstieg.
Anfangs kurz in die falsche Richtung geklettert (habe vor lauter fotografieren wohl schlecht aufgepasst). Schnell fand ich auf den richtigen Weg zurück. Die erste Verschneidung habe ich relativ schnell und problemlos bewältigt (auch wenn sie schon etwas Kraft gekostet hat).
Je höher es ging, desto schwieriger wurde es. In der überhängenden Verschneidung musste getrickst werden. Sobald ich halbwegs Griffe oder Tritte hatte um mich etwas hochzuheben, haben Walter und Thomas fest am Seil angezogen. So arbeitet ich mich bis zum Kamin hoch.
Dieser wäre viellicht gar nicht soo schwer gewesen, wenn ich nicht die Jause am Rücken getragen hätte. Durch den kleinen Rucksack habe ich mich im Kamin verklemmt und blieb erstmal stecken. Da war guter Rat teuer.
Walter schlug vor, ich sollte ihm die Jause raufreichen. Das hätte denen gefallen. Während ich im Kamin hing wie ein Selchwürstl hätten die beiden es sich bei einer Jause gemütlich gemacht. Nicht mit mir!
In weiser Voraussicht hatte ich den Seilsack verknotet, so dass ich ihn erst abnehmen konnte, wenn ich festen Boden unter den Füßen hatte.
Irgendwie schaffte ich es dann doch, mich aus dem Kamin zu befreien und die beiden letzten Meter hochzukommen. Ein schönes Gefühl.
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Nachdem ich mich am Stand doppelt gesichert hatte, konnte ich die tolle Aussicht und die warmen Sonnenstrahlen genießen. Dann suchte sich jeder einen bequemen Sitzplatz und die Jause konnte ausgepackt werden. Auf so einem Platzerl – und nach dieser Leistung – schmeckte es gleich noch einmal so gut.
Thomas ich muss schon sagen, Hut ab, vor diesem Vorstieg (noch dazu, wo du so lange nicht mehr klettern warst).
Nachdem der Hunger und der Durst gestillt waren, haben wir noch ein paar Minuten Sonne getankt, ehe es ans Abseilen ging. Seile verknoten, einhängen, auswerfen. Dann seilte sich einer nach dem anderen ab.
Thomas kann immer noch nicht glauben, was er da geschafft hat:
Für heute hatten wir genug. So wurde alles zusammengepackt und wir machten uns auf den Rückweg. Noch ein schneller Kaffee, ehe es dann wieder Richtung Wien ging.
Ein wunderschöner Klettertag, mit sehr schweren, kraftraubenden Stellen. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt!
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