Oktober 2008

Treffen mit Alex kurz vor halb zehn. Im dichten Nebel, aus dem es zeitweise ordentlich nieselte, machten wir uns auf den Weg zur Hohen Wand.

Während wir noch diskutierten ob wir das Auto unten oder auf dem Plateau parken sollten (abhängig davon, wie hoch der Nebel reichte), wurde es immer sonniger, je näher wir unserem Ziel kamen.
Und als wir vor Ort waren, lag die ganze Wand in strahlendenstem Sonnenschein.

Also habe ich kurz vor den Kehren geparkt. Das verkürzt den Zustieg um fast eine viertel Stunde. Eine weise Entscheidung, wie sich bald zeigte. Dazu gleich mehr.

Nachdem die Ausrüstung angelegt und verteilt war, wir beschlossen, nur mit Alex´ Rucksack zu gehen, machten wir uns an den Zustieg.
Kaum fünf Minuten später standen wir schon an der Abzweigung zum Zahmen Fuchslochsteig.

Jetzt nach rechts aufwärts in den Kessel. Ein paar Meter über loses Geröll und schon standen wir am Einstieg zum „Norbertsteig” (V). Das sollte unsere erste Unternehmung für heute werden.

Wir mussten uns aber noch etwas gedulden. Ein Rudel Steinböcke querte von oben kommend unsere Route:
Kletterkonkurenz

Da waren ein paar recht beeindruckende Exemplare dabei, so dass wir uns ruhig verhielten und warteten, bis sie sich weiter in den Kessel entfernt hatten.

Dann machten wir uns kletterbereit. Gurte kontrollieren, Kletterschuhe anziehen, Helm aufsetzen, Schuhe im Rucksack verstauen und dann einbinden.

Ähem! Aber wie bindet man sich in ein nicht vorhandenes Seil?
Das hatten wir im Auto vergessen. Was war ich froh, dass dieses nicht auf dem Hochplateau geparkt war!

Schnell wieder aus den Kletterschuhen und los. Keine zehn Minuten später war ich mit dem Seil wieder vor Ort.

Jetzt gab es keine Ausreden mehr.
Alex begann mit dem Vorstieg der ersten SL und kämpfte sich den Riss hoch. Ich folgte nach: ein wilder Riss, gefolgt von einer Querung nach links. Ein schmales Band, sehr rauh, sehr ausgesetzt, sehr kraftraubend.

Endlich am Stand meinte ich, dass diese Tour mich heute sicher an meine Genzen bringt. In den letzten acht Wochen war ich nur zweimal klettern. Klar, dass mir jegliche Kondition und Kraft fehlte.

Also beschlossen wir, dass Alex alle drei SL vorsteigen soll.
Nach kurzen Unsicherheiten (da nicht überschlagend geklettert wurde musste das Sicherungsgerät ja anders eingehängt werden) machte er sich an die zweite Länge.

Diese war noch eine Spur härter. Vor allem die Arme waren hier gefragt.
Zuerst etwas nach links. Dann wieder einen herben Riss empor. Hier war die rechte Seite auf den ersten Metern an manchen Stellen etwas feucht. Aber mit Spreizschritt und Armkraft ging es Stück für Stück empor:
Alex spreizt vorbildlich

Die letzte SL auf den Turm war dann für mich etwas leichter und angenehmer, wenngleich noch immer in einem herben Riss.

Über den letzten Gupf des Fuchslochturms drüber und dann über erdige Schrofen stieg ich in den Kessel ab. Als auch Alex dieses Stück bewältigt hatte, wurde das Seil aufgenommen.
Über den Zahmen Fuchslochsteig stiegen wir vorsichtig ein Stück ab. Dann konnten wir zum Einstieg des „Reinecke Fuchs” (V-) queren.

Die erste Seillänge war Alex dran. Vom kleinen Standplatz auf dem Klemmblock beginnend, sind die ersten Meter sehr ungut. Ich glaube nicht, dass ich diese heute im Vorstieg geschafft hätte (angeblich ein 4er?!).
Nach knapp 15 m machte Alex Zwischenstand an einem Baum und ich konnte nachkommen.

Danach war ich an der Reihe einmal vorzusteigen. Es ging eine recht steile Blockverschneidung hinauf:
Emil in einer Verschneidung

Durchwegs sehr griffiger Fels, kaum lockere Steine. Absicherung mit Laschenhaken. Wenn ich allerdings das Gefühl hatte, dass mir die Sicherungsabstände zu weit werden, habe ich mittels Friend oder Bandschlinge zusätzlich gesichert.

Im Stand konnte ich beobachten, wie sich im Tal immer mehr Nebel bildete und dieser langsam die Wand hochkam, ehe ihn die Sonne auflöste.

Alex machte weiter. Es ging in die eigentliche 2. SL (für uns war es die 3.). Eine schöne, sehr rauhe Tropflochrampe. Das erste Stück rechts in der Verscheidung, dann nach links auf die Rampe ehe es steil wird. Kurz vorm Stand noch ein überhängender Riss.

Nicht ganz einfach, aber zu schaffen.
Stand an einer Reebschnur an einem, etwas morsch wirkenden, Baum. Mittels Bandschlinge Hintersicherung an einem weiteren Baum (der auch nicht sonderlich saftig wirkte).

Zeit für ein paar Bilder um den aufsteigenden Nebel einzufangen. Zeitweise war der nebenanliegende Draschgrat gar nicht mehr zu sehen.
vom Tal zieht der Nebel hoch

Die vorletzte Seillänge war wieder meine. Zuerst eine Verschneidung entlang. Dann nach rechts und die letzten Meter steil hinauf auf ein schmales Band. Die Standhaken sind hier etwas hoch angebracht. Ich musste mich da schon etwas strecken – was in dieser Ausgesetztheit etwas kribbelig war.

Warum ich nicht einfach mittels Bandschlingen den Zentralpunkt „tiefergelegt“ habe, weiß ich jetzt auch nicht mehr.

Nachdem auch Alex diese Länge durchstiegen hatte, erfolgte ein Eintrag ins Wandbuch. Dabei ist mir eine Art Logo eingefallen, das ich in Zukunft für meine Einträge verwenden werde.
Es ist eine Abwandlung des bekannten „Killroy was here“-Motivs (links):
Emils Kletterlogo

Na, erkannt?
Es zeigt Emil, wie er über die letzte Kante aufs Hochplateau klettert. Man sieht die beiden Hände an der Kante und ein Stück des Kletterhelms (mit Mammut-Logo). Alles klar?

Jetzt war es nur noch ein kurzes Stück aufs Plateau. Sehr steil und ausgesetzt. Aber sehr schön zu klettern, mit vielen großen Griffen. Da es etwas ums Eck geht war die Verständigung ziemlich schwer. Wir waren ohne Funkgeräte unterwegs, so dass es eine Weile dauerte, bis klar war, dass Alex Stand gemacht hatte.

Dann ging es aber schnell weiter und schon bald war ich am Ziel.

Eine kleine Stärkung war jetzt angesagt. Dann Schuhe wechseln, Seil verstauen und der Abstieg konnte beginnen.
Dazu wählten wir den Abstieg „Zahmer Überbrücklsteig”.

Nach dem Ghf. Almfrieden geht es nach unten. Durch die vielen Blätter war erhöhte Vorsicht geboten, da nicht immer gleich ersichtlich war, ob der gewählte Tritt auch ein guter war.
Das Natürbrückl ist Alex nicht so wirklich gelegen. Aber es war schnell überquert. Bald standen wir dann auf dem Wandfußsteig. Von diesem sind es nur noch wenige Meter zum Parkplatz.

Auf einen Kaffee wurde heute verzichtet, da ich etwas in Eile war. Eine flotte Rückfahrt. Heute einmal mit etwas anderer Route (über Wöllersdorf).
Alex wurde dann an der ersten Kreuzung nach der Gürtelabfahrt ausabgesetzt.

Es war zwar anstrengend (zumindest für mich) und zeitweise an meiner derzeitigen Klettergrenze, aber hat doch viel Spass gemacht. Ich hoffe, dass sich diesen Herbst noch der eine oder andere Klettertag ausgehen wird.

Und wer weiß, vielleicht lässt sich ja auch im Winter etwas machen?

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (Hab etwas Geduld, 35 Bilder).

Gegen Mittag habe ich Gerli von der Arbeit geholt. Wir sind dann an die Hohe Wand gefahren. Den milden Herbsttag nützend wollten wir „Reinecke Fuchs” (V) klettern. Das sollte machbar sein.

Schon gestern Abend habe ich unterschiedliche Topos studiert und mir alle Einzelheiten eingeprägt. Ich weiß ja, wie schnell das Monsterl die Nerven verliert und grantig wird, wenn ich nicht sofort ans Ziel finde.
Aber heute sollte nichts schiefgehen. Ich kannte die Topos auswendig.

Sogar den Zustieg hatte ich genau geplant. Entgegen unserer sonstigen Gewohnheit haben wir nicht am Sonnenuhrparkplatz geparkt sondern direkt an der Straße, gleich vor den Kehren.

Schnell war die Austrüstung angelegt und der Zustieg konnte beginnen. Keine 10 Minuten später standen wir an der Kreuzung von „Wandfußsteig” und „Zahmer Fuchslochsteig”. Das hatte ja schon einmal super hingehauen.

Jetzt sollte es nur eine Frage von wenigen Minuten sein bis der „Reinecke Fuchs” gefunden war. Laut Topo ein Stück dem „Zahmer Fuchslochsteig” folgen, über eine schrofige Platte, dann nach links queren.

Auf dem Bild klettert Gerlinde noch frohgemut durch loses Geröll, in der Hoffnung, dass ich die richtige Stelle kenne und wir bald dort sind:
über loses Geröll in einen Kessel

Tja, die schrofige Platte haben wir wohl anders gesehen als in der Topo. An zwei Stellen querten wir nach links. Jedesmal kamen wir an Stellen, die wir meinten schon zu kennen. Klar, war ja der „Draschgrat”.

Irgendwann hat es uns dann gereicht und wir beschlossen, den „Duettsteig” (V-) zu gehen. Zuerst mussten wir aber wieder zum Wandfußsteig hinunter. Da es sehr erdiges Gelände, mit vielen losen Steinen war, noch dazu etwas feucht und dadurch äußerst rutschig, haben wir es auf die wilde Art gemacht:

Ich habe mich an einem Baum gesichert und Gerlinde abgelassen. Dann mein Seilende auf der anderen Seite des Baumes hinunter geworfen und mich abgeseilt. So waren wir nach wenigen Minuten sicher am Wandfußsteig angelangt. Und gleich ums Eck ist auch schon der „Duettsteig”.

Nach einer kurzen Trinkpause begann ich um 12:45 Uhr mit dem Anstieg. Heute war ich bemüht, schön zu steigen und in Verschneidungen bewusst beide Wandflächen zu benützen. Auch sollte keine Stelle technisch genommen werden. Alles musste sauber gemacht werden.

Das ist auch recht gut gelungen. Bald war der erste Stand eingerichtet und Gerlinde nachgestiegen. Da wir überschlagend kletterten, ging es für Gerlinde gleich in den Vorstieg der zweiten SL weiter.

Die ersten Meter über die Tropflochrampe (mit wenigen Löchern) sind etwas knifflig. Aber sie hat das gut gemeistert. Der Nachstieg lief auch gut. Mir ist nur vorgekommen dass es die eine oder andere lockere Stelle mehr gibt. Aber das kann auch Einbildung sein.

Die dritte SL war wieder meine. Die letzten Meter davon habe ich ganz rechts außen genommen. Das ist einfach schöner – und man haut sich nicht den Kopf an. Auf einen Eintrag ins WB haben wir heute verzichtet.

Gerlinde durfte/musste die letzte Länge des Duettsteigs vorsteigen. Die Anfangsrampe hat sie links in der Verscheidung gemacht:
Gerli in der 4. SL des Duettsteigs

Ich habe im Nachstieg versucht, möglichst weit rechts zu klettern. Vor allem im letzten Stück ist das deutlich angenehmer:
Emil kurz vor dem letzten Stand des Duettsteigs

Der Rest war dann schon fast Routine. Direkt über den Grat weiter. Je weiter links man hier klettert, desto schöner und ausgesetzter ist es. Ich konnte auch zwei Friends zum Einsatz bringen.
Kurze Querung zum Aeroplansteig. Noch ein Führungswechsel und dann die letzten beiden SL gleich in einem durch bis auf das Hochplateau.

Gerlinde folgete nach und um Punkt 14:33 Uhr machte sie den letzten Schritt auf das Plateau:
Gerli steigt aus

Knapp über 1 ¾ Stunden. Nicht schlecht. Ich dachte, wir werden so gut zwei Stunden brauchen. Gerli rechnete eher mit drei.

Nachdem ich das Seil aufgenommen hatte …
Emil bastelt eine Seilpuppe

… gab es eine kleine Pause. Ein paar Schlucke aus der Pulle und ein Müsliriegel gaben uns die nötige Kraft für den Abstieg.

Dieser erfolgte über den „Zahmer Fuchslochsteig”. Auf dem Plateau etwas nach rechts und nach wenigen Minuten waren die roten Punkte (gleich nach der Futterkrippe) gefunden.
Frohgemut ging es an den Abstieg.

Zeitweise ziemlich erdig, voller feuchter Blätter und ziemlich rutschig. Vorsichtig stiegen wir hinunter. Im Bereich wo der „ Austriasteig” abzweigt (ja, mittlerweile kann ich die Topo auch lesen!), haben wir uns kurz vertan. Anstatt gerade weiter über den kleinen Buckel zu gehen, bin ich, in Gehrichtung gesehen, nach links unten abgebogen.

Ein Fehler, wie sich bald zeigte. Denn nach gefährlich-rutschiger Kletterei standen wir an einer steilen Stufe. Diese bin ich noch ein Stück abgeklettert. Aber Gerlinde meinte dann, das kann nicht der richtige Weg sein. Vor allem, da der Steig mit 1+ bewertet war und wir uns, ich in Sandalen, mindestens schon im 3er-Bereich befanden. Ohne jegliche Sicherung.

Also ließ ich mich gerne dazu überreden, wieder hochzuklettern. Nach einigem Suchen haben wir auch entdeckt, wo die rote Punktmarkierung weitergeht. Einen Steinbock hatten wir vor der gefährlichen Abzweigung auch gesehen. Der hat uns aber auch nicht auf den rechten Weg geführt.

Der weitere Abstieg war teilweise sehr ausgesetzt, aber durchwegs gut zu gehen und zu steigen. Fester Fels zum Abklettern ist mir allemal lieber als feuchte Erde zum Gehen. Auch das Stück durch die Rinne (fast schon ein Kamin) konnten wir ohne Probleme abklettern.

Aufmerksam habe wir beim Abstieg nach der Stelle Ausschau gehalten, an der es zum „Reinecke Fuchs” gehen sollte. Und wir haben sie auch entdeckt.
Nachdem wir über die folgende Platte abgeklettert waren, wurde mir mein anfänglicher Denkfehler auch schnell klar:

Anstatt nach rechts über die Felsen zu klettern sind wir gerade in den Kessel hinein und dort über die Schrofen hinauf.

Macht nichts. Es war auch so eine schöne Kletterei geworden. Und beim nächsten Mal wissen wir ja, wo es langgeht. Den „Reinecke Fuchs” möchte ich heuer auf jeden Fall einmal machen. Vielleicht auch den „Turnerbersteigersteig”.

Ob Gerlinde da mitklettern wird ist noch nicht ganz klar. Sie sollte sich eigentlich etwas schonen. Die heutige Untersuchung beim Neurologen zeigte ein CTS. Jetzt gibt es erst einmal physikalische Therapie. Sollte diese nicht helfen, muss wohl operiert werden.

Die nächsten Tage werde ich mich auch erst einmal erholen. Meine Hüfte macht zur Zeit ordentlich Probleme. Aber das wird schon wieder.

Nachdem wir wieder beim Auto waren, haben wir gleich die Ausrüstung in den Kofferraum geworfen. Die Fahrt zum Postl, der Hauskaffe und eine Fritattensuppe gehören schon fast zur Tradition.

Die Heimfahrt verlief ohne Probleme und ohne Stau. Zumindest uaf unserer Seite. In der Gegenrichtung gab es allerdings einige Unfälle und Stau von Guntramsdorf bis Wien.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (Hab etwas Geduld, 13 Bilder).