Da fehlt doch was

Treffen mit Alex kurz vor halb zehn. Im dichten Nebel, aus dem es zeitweise ordentlich nieselte, machten wir uns auf den Weg zur Hohen Wand.

Während wir noch diskutierten ob wir das Auto unten oder auf dem Plateau parken sollten (abhängig davon, wie hoch der Nebel reichte), wurde es immer sonniger, je näher wir unserem Ziel kamen.
Und als wir vor Ort waren, lag die ganze Wand in strahlendenstem Sonnenschein.

Also habe ich kurz vor den Kehren geparkt. Das verkürzt den Zustieg um fast eine viertel Stunde. Eine weise Entscheidung, wie sich bald zeigte. Dazu gleich mehr.

Nachdem die Ausrüstung angelegt und verteilt war, wir beschlossen, nur mit Alex´ Rucksack zu gehen, machten wir uns an den Zustieg.
Kaum fünf Minuten später standen wir schon an der Abzweigung zum Zahmen Fuchslochsteig.

Jetzt nach rechts aufwärts in den Kessel. Ein paar Meter über loses Geröll und schon standen wir am Einstieg zum „Norbertsteig” (V). Das sollte unsere erste Unternehmung für heute werden.

Wir mussten uns aber noch etwas gedulden. Ein Rudel Steinböcke querte von oben kommend unsere Route:
Kletterkonkurenz

Da waren ein paar recht beeindruckende Exemplare dabei, so dass wir uns ruhig verhielten und warteten, bis sie sich weiter in den Kessel entfernt hatten.

Dann machten wir uns kletterbereit. Gurte kontrollieren, Kletterschuhe anziehen, Helm aufsetzen, Schuhe im Rucksack verstauen und dann einbinden.

Ähem! Aber wie bindet man sich in ein nicht vorhandenes Seil?
Das hatten wir im Auto vergessen. Was war ich froh, dass dieses nicht auf dem Hochplateau geparkt war!

Schnell wieder aus den Kletterschuhen und los. Keine zehn Minuten später war ich mit dem Seil wieder vor Ort.

Jetzt gab es keine Ausreden mehr.
Alex begann mit dem Vorstieg der ersten SL und kämpfte sich den Riss hoch. Ich folgte nach: ein wilder Riss, gefolgt von einer Querung nach links. Ein schmales Band, sehr rauh, sehr ausgesetzt, sehr kraftraubend.

Endlich am Stand meinte ich, dass diese Tour mich heute sicher an meine Genzen bringt. In den letzten acht Wochen war ich nur zweimal klettern. Klar, dass mir jegliche Kondition und Kraft fehlte.

Also beschlossen wir, dass Alex alle drei SL vorsteigen soll.
Nach kurzen Unsicherheiten (da nicht überschlagend geklettert wurde musste das Sicherungsgerät ja anders eingehängt werden) machte er sich an die zweite Länge.

Diese war noch eine Spur härter. Vor allem die Arme waren hier gefragt.
Zuerst etwas nach links. Dann wieder einen herben Riss empor. Hier war die rechte Seite auf den ersten Metern an manchen Stellen etwas feucht. Aber mit Spreizschritt und Armkraft ging es Stück für Stück empor:
Alex spreizt vorbildlich

Die letzte SL auf den Turm war dann für mich etwas leichter und angenehmer, wenngleich noch immer in einem herben Riss.

Über den letzten Gupf des Fuchslochturms drüber und dann über erdige Schrofen stieg ich in den Kessel ab. Als auch Alex dieses Stück bewältigt hatte, wurde das Seil aufgenommen.
Über den Zahmen Fuchslochsteig stiegen wir vorsichtig ein Stück ab. Dann konnten wir zum Einstieg des „Reinecke Fuchs” (V-) queren.

Die erste Seillänge war Alex dran. Vom kleinen Standplatz auf dem Klemmblock beginnend, sind die ersten Meter sehr ungut. Ich glaube nicht, dass ich diese heute im Vorstieg geschafft hätte (angeblich ein 4er?!).
Nach knapp 15 m machte Alex Zwischenstand an einem Baum und ich konnte nachkommen.

Danach war ich an der Reihe einmal vorzusteigen. Es ging eine recht steile Blockverschneidung hinauf:
Emil in einer Verschneidung

Durchwegs sehr griffiger Fels, kaum lockere Steine. Absicherung mit Laschenhaken. Wenn ich allerdings das Gefühl hatte, dass mir die Sicherungsabstände zu weit werden, habe ich mittels Friend oder Bandschlinge zusätzlich gesichert.

Im Stand konnte ich beobachten, wie sich im Tal immer mehr Nebel bildete und dieser langsam die Wand hochkam, ehe ihn die Sonne auflöste.

Alex machte weiter. Es ging in die eigentliche 2. SL (für uns war es die 3.). Eine schöne, sehr rauhe Tropflochrampe. Das erste Stück rechts in der Verscheidung, dann nach links auf die Rampe ehe es steil wird. Kurz vorm Stand noch ein überhängender Riss.

Nicht ganz einfach, aber zu schaffen.
Stand an einer Reebschnur an einem, etwas morsch wirkenden, Baum. Mittels Bandschlinge Hintersicherung an einem weiteren Baum (der auch nicht sonderlich saftig wirkte).

Zeit für ein paar Bilder um den aufsteigenden Nebel einzufangen. Zeitweise war der nebenanliegende Draschgrat gar nicht mehr zu sehen.
vom Tal zieht der Nebel hoch

Die vorletzte Seillänge war wieder meine. Zuerst eine Verschneidung entlang. Dann nach rechts und die letzten Meter steil hinauf auf ein schmales Band. Die Standhaken sind hier etwas hoch angebracht. Ich musste mich da schon etwas strecken – was in dieser Ausgesetztheit etwas kribbelig war.

Warum ich nicht einfach mittels Bandschlingen den Zentralpunkt „tiefergelegt“ habe, weiß ich jetzt auch nicht mehr.

Nachdem auch Alex diese Länge durchstiegen hatte, erfolgte ein Eintrag ins Wandbuch. Dabei ist mir eine Art Logo eingefallen, das ich in Zukunft für meine Einträge verwenden werde.
Es ist eine Abwandlung des bekannten „Killroy was here“-Motivs (links):
Emils Kletterlogo

Na, erkannt?
Es zeigt Emil, wie er über die letzte Kante aufs Hochplateau klettert. Man sieht die beiden Hände an der Kante und ein Stück des Kletterhelms (mit Mammut-Logo). Alles klar?

Jetzt war es nur noch ein kurzes Stück aufs Plateau. Sehr steil und ausgesetzt. Aber sehr schön zu klettern, mit vielen großen Griffen. Da es etwas ums Eck geht war die Verständigung ziemlich schwer. Wir waren ohne Funkgeräte unterwegs, so dass es eine Weile dauerte, bis klar war, dass Alex Stand gemacht hatte.

Dann ging es aber schnell weiter und schon bald war ich am Ziel.

Eine kleine Stärkung war jetzt angesagt. Dann Schuhe wechseln, Seil verstauen und der Abstieg konnte beginnen.
Dazu wählten wir den Abstieg „Zahmer Überbrücklsteig”.

Nach dem Ghf. Almfrieden geht es nach unten. Durch die vielen Blätter war erhöhte Vorsicht geboten, da nicht immer gleich ersichtlich war, ob der gewählte Tritt auch ein guter war.
Das Natürbrückl ist Alex nicht so wirklich gelegen. Aber es war schnell überquert. Bald standen wir dann auf dem Wandfußsteig. Von diesem sind es nur noch wenige Meter zum Parkplatz.

Auf einen Kaffee wurde heute verzichtet, da ich etwas in Eile war. Eine flotte Rückfahrt. Heute einmal mit etwas anderer Route (über Wöllersdorf).
Alex wurde dann an der ersten Kreuzung nach der Gürtelabfahrt ausabgesetzt.

Es war zwar anstrengend (zumindest für mich) und zeitweise an meiner derzeitigen Klettergrenze, aber hat doch viel Spass gemacht. Ich hoffe, dass sich diesen Herbst noch der eine oder andere Klettertag ausgehen wird.

Und wer weiß, vielleicht lässt sich ja auch im Winter etwas machen?

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (Hab etwas Geduld, 35 Bilder).