Ohne Verluste

Heute stand der „Draschgrat” auf dem Programm. Ab morgen soll das Wetter ja umschlagen, so dass tritt den schönen Tag heute noch ausnützen wollten. Zugleich die Gelegenheit, meinen neuen Helm zu testen.

Aus den letzten Erfahrungen klüger geworden sind wir nur bis zum Sonnenuhr-Parkplatz gefahren.
Da haben wir dann gleich die Gurte angelegt, das benötigte Material eingehängt, den Rucksack gepackt und dann ging es los. Sogar die Bandschlingen haben wir diesmal nicht vergessen ;-)

Nach knapp 20 Minuten Zustieg waren wir am Einstieg. Unterwegs haben wir drei Eidechsen und ein Eichkätzchen gesehen. Am Wandfußsteig dann noch eine Gams. Diese ist aber gleich die Wand hochgetrampelt (von wegen Eleganz und so). Fast eine Minute lang war danach das Fallen von Steinen und Erde zu hören.

Trotz meines letztmaligen Fehlversuches haben wir uns wieder für die Variante „Direkter Einstieg” (IV+) entschieden. Heute mit Erfolg, denn bald war der Einstieg geschafft. Danach ging es über leichtes Gelände bis zum Stand.
Diesen habe ich an einem Felsblock gebaut:

bei der Standarbeit

Jetzt konnte Gerlinde nachsteigen. Auch sie fand die ersten Meter schwerer als den ausgewiesenen Vierer. Aber sich rechts an der Kante haltend hatte sie es auch nach kurzer Zeit geschafft.

das letzte Stück der 1. SL

Vom Eigenbau-Stand bis zum regulären Stand habe ich Gerlinde in der Sicherung belassen. Nachdem sie sich am Einstieg zur 2. SL selbst gesichert hatte, konnte sie mich nachführen.

Jetzt war Gerlinde mit dem Vorstieg dran. Ich habe ihr noch den Rucksack abgenommen, dann konnte sie losklettern. Sie wählte die Variante entlang der Verschneidung.
Da es eine eher kurze SL ist, war sie schnell geschafft.

Der Nachstieg war kein Problem.
Die 3. SL kann man in zwei Längen aufteilen, wenn man die neue Variante ganz nach links wählt. Für unsere erste Draschgratbezwingung ging ich aber direkt am Grat entlang hoch. Dadurch ist diese SL sehr lang. Absicherungen gibt es hier so gut wie keine. Aber mittels zweier Bandschlingen konnte ich doch ein subjektives Sicherheitsgefühl schaffen.

Nun war wieder Gerli mit dem Vorstieg dran. Das letzte Stück bis zu der Stelle, an der „Draschgrat” und ԰Duettsteig” zusammentreffen.
Geplant wäre es gewesen, links am Pfeiler durch die Verschneidung hochzusteigen. Aber irgendwie ist sie immer weiter nach rechts gekommen. Letztlich ging es durchs Gemüse und von der „Maschekseite” her zum Stand.

Der Nachstieg war daher nicht ganz einfach, da ich im starken Bewuchs den Rucksack vom Rücken fummeln musste, um dem Seil zwischen den vielen Bäumen hindurch folgen zu können. Klar, dass ich davon wenig begeistert war.

Aber die Hälfte der Tour lag nun hinter uns.
Die nächste Länge folgte direkt dem Grat. Ich finde sie sehr schön. Für Gerlinde erscheint sie sehr ausgesetzt. Wir kennen die Route ab hier ja schon von der ersten Begehung des „Duettsteig”.

Es konnte, nach einer kurzen Trinkpause (mittlerweile wurde es doch schon recht warm), also gleich weitergehen.
Die Sicherung durch zwei Normalhaken habe ich mittels selbstgelegter Zwischensicherungen ergänzt.

Gerlinde stieg nach. Am Stand angekommen besprachen wir, wie es weitergehen soll.
Wir entschlossen uns für dieselbe Variante wie beim ersten Mal. Also querte Gerlinde gleich weiter zum „Aeroplansteig”.

Dann konnte ich den Stand abbauen und auch queren.

Die letzten beiden SL habe ich zu einer zusammengezogen. Die ersten Meter sind nicht ganz einfach. Vor allem der zweite Klebehaken macht die Sache problematisch. Während man rechts in der Verschneidung klettert, liegt der Haken weit links auf einer sehr glatten Platte.

Aber nach dieser Stelle geht es relativ leicht weiter. Große Griffleisten und Henkel, genügend Tritte. Da stört auch die Steilheit und das Ausgesetzte nicht. Im Gegenteil, das macht so richtig Spass!

Ich machte knapp unterhalb des Plateaus Stand. Dann konnte Gerlinde nachkommen.
Während ich da so an der Kante hing fiel mir ein, dass es eigentlich nur zwei Meter weiter, direkt am Plateau einen bequemen Stand gibt. Leider zu spät.

Aber auch so war es kein Problem. Allerdings machte die Verständigung etwas Probleme. Wie sich dann herausstellte war der Akku im Funkgerät von Gerlinde leer geworden.

Und dabei hatte ich beide zu Hause noch kontrolliert. Sie zeigten jeweils zu zwei Drittel volle Akkus. Na ja, es muss notfalls auch ohne Technik gehen.

Jedenfalls funktionierte es dann mit lautem Schreien. Gar nicht so einfach, denn mittlerweile war der Wind ziemlich aufgefrischt. Das war bei der Hitze (an der Wand sicher 35°) zwar angenehm, für die Verständigung aber eher abträglich.
Gerli stieg nach und gleich weiter aufs Plateau.

Nachdem auch ich oben war, gab es erst einmal einen kräftigen Schluck. Dann raus aus den Kletterschuhen. Schnell noch ein Gipfelfoto geschossen:

Gipfelsieg

Nachdem die Ausrüstung verstaut war, machten wir uns an den Abstieg.
Wieder die „Völlerin” verpasst. Ich weiß nicht, warum ich diese immer so weit links suche. Aber dafür die „Frauenlucke” gefunden.

Gerlinde wurde beim ersten Blick in die Tiefe ziemlich blass. Ich wollte aber gerne runtersteigen. Also bastelten wir aus zwei Bandschlingen und zwei Karabinern ein Notklettersteigset. Damit fühlte sich auch Gerlinde sicher genug um den Abstieg zu wagen.
Nachdem sie von den ersten Eisenklammern auf die Leiter gewechselt hatte, ging es ihr aber gut und der Abstieg machte ihr sogar Spass:

Gerli in der Frauenlucke

Nach der Leiter folgten noch ein paar Eisenklammern mit etwas größerem Abstand. Das Problem war aber mehr der von tausenden Händen und Füßen glattpolierte Fels. Unglaublich.
Nach der „Frauenlucke” trafen wir doch noch auf die „Völlerin”. Geht doch!

Hier stiegen wir gemütlich ab. Auch von hurtig vorbeischreitenden jungen Männern in Bergschuhen ließen wir uns nicht hetzten!

Am Auto angelangt wurde alles verstaut. Mittlerweile war es schon extrem heiß geworden. Also nochmal ein kräftiger Schluck aus der Flasche.
Erfreut haben wir festgestellt, dass wir heute kein Material verloren haben. Wird schon!

Zur Belohnung sind wir zum Ghf. Postl hochgefahren. Langsam wird der Hauskaffee zur Tradition.
Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit wählte ich heute einen Platz an der Sonne. Das muss die Vorseheung gewesen sein, denn ich bin eigentlich eingefleischter Schattenhocker.

Während wir die Tour Revue passieren ließen und den Kaffee genossen, gab es plötzlich einen fürchterlichen Schepperer. Wie sich herausstellte, hatte der starke Wind eine der Schieferschindeln vom Dach gelöst. Diese ist mit enormer Wucht genau dort eigeschlagen, wo ich gesessen hätte, wenn ich den Schattenplatz gewählt hätte.
Gerlinde hat die Fritattensuppe daraufhin gleich nicht mehr so besonders geschmeckt. Na ja, bin ich auch zu ein paar Löffeln Suppe gekommen.

Nach diesem Schock ging der Kaffee aufs Haus. Die Heimfahrt war kein Problem, auch wenn es fast einen Unfall gegeben hätte, als ein Kastenwagen unmotiviert auf die linke Seite zog.

Was haben wir heute gelernt:

  • das nächste Mal nehmen wir wieder den Duettsteig (vielleicht einmal mit Desi?)
  • jeden griff und tritt prüfen, da sehr viele (auch große) steine locker sind!
  • man kann auch klettern ohne Material zu verlieren
  • auch ein 40er Sonnenschutz kann zuwenig sein
  • hin und wieder ist es doch gut, wenn man seine eingefahrenen Gewohnheiten ändert.

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