Jetzt wird es alpin

Habe mich um acht Uhr in Baden mit Nikolaus »Niki« getroffen. Kontakt kam per Mail zu Stande. Trotz starken Morgenverkehrs war ich pünktlich da.

Nachdem dann die Ausrüstung umgeladen war fuhren wir mit (m)einem Auto zur Hohen Wand. Unterwegs ein kleiner Zwischenstopp um Proviant zu besorgen.

Erstmals habe ich heute beim Sonnenuhr-Parkplatz geparkt. Gut dass ich weiß, wie man da hinkommt, denn von hier aus geht es in etwa einer ¼ Stunde zu vielen Klettermöglichkeiten.
Wir haben erst einmal unsere Gurte angelegt und dann beraten, was an Ausrüstung alles mit muss:

Ausrüstung sortieren

Diese wurde auf die Gurte verteilt. Der Rest kam in den Rucksack. Noch ein 60 m Einfachseil geschultert und es konnte losgehen.

Wir wählten für heute erst einmal den „Duettsteig” (V-).
Niki erwies sich als ortskundiger Führer, so dass wir schon bald am Einstieg waren.

Die erste SL, sie beginnt mit (V-), ist zugleich die Schlüsselstelle. Vor allem der glatte und rutschige, teilweise auch nasse Einstieg machte den Start etwas schwieriger.
Aber Niki machte sich forsch an den Vorstieg. In guter Spreiztechnik arbeitete er sich empor. Auch die manchmal etwas weiten Hakenabstände konnten ihn nicht bremsen:

Spreiztechnik

Wenn man bedenkt, dass hier doch viele eher weniger sichere Kletterer unterwegs sind, finde ich das nicht so gut. Es empfiehlt sich jedenfalls, zusätzlich ein paar Klemmkeile oder Friends dabeizuhaben (und diese auch einsetzen zu können).
Niki erfüllte beide Voraussetzungen. So konnte er besonders heikle Stellen zusätzlich absichern.

Nachdem der Stand gebaut und das Restseil eingeholt war, gab es für mich keine Ausrede mehr. Ich begann mit dem Nachstieg. Die schwierigen Stellen gingen besser als erwartet.

Dadurch stieg mein Selbstvertrauen so an, dass ich die zweite SL, anfangs auch eine (V-) gleich einmal im Vorstieg probieren wollte.
Auch hier teilweise sehr große Hakenabstände. Also habe ich mir die richtige Anwendung der Klemmkeile zeigen und erklären lassen. Ein Set davon kam an den Gurt und ich kletterte los.
Letztlich habe ich die Keile dann doch nicht gebraucht. Aber es beruhigte ungemein, sie dabeizuhaben. Ich werde mir auch ein Set anschaffen (mal Walter fragen).

Jedenfalls gab es keine größeren Unsicherheiten oder Schwierigkeiten und bald hatte ich den nächsten Zwischenstand erreicht. Dieser bestand aus einem neuen Klebehaken und einem alten Haken mit Ring (wie auch einige der Zwischenhaken).

Aber trotzdem hatte ich schnell einen sicheren Stand eingerichtet und das Seil eingeholt. Dann konnte Niki auch schon mit dem Nachstieg beginnen. Für ihn stellte diese SL natürlich kein Problem dar, schon gar nicht im Nachstieg, so dass er bald am Stand einlangte:

kurz vor dem Stand

Damit waren die schwierigsten Teilstücke der Route erledigt.
Weiter ging es in Wechselführung die restlichen SL. Das Gelände war teilweise von schrofigen Stellen durchsetzt. Der Fels aber durchwegs sehr griffig, wenn auch manchmal etwas locker:

schrofiges Gelände

Natürlich habe ich nach der 3. SL einen Eintrag ins Wandbuch machen müssen. Eine Premiere.

Bald war auch die letzte SL geschafft, und damit der „Duettsteig” beendet.
Damit waren wir aber erst bei etwas mehr als der Hälfte der Wandhöhe angelangt. Weiter ging es am „Draschgrat”. Wobei wir die jeweils schwierigere Variante wählten.

Das begann gleich mit einer sehr ausgesetzten kleinen Querung (V+). Da traute ich mich nicht so recht drüber. Zumindest nicht im Vorstieg, so dass Niki das übernommen hat:

kleine Querung

Zuerst etwa zwei Meter rauf, dann nach rechts in einen Riss, womit die Crux bewältigt war. Dem Riss nach oben folgend. Das stellte dann kein Problem mehr dar.
Beim nächsten Mal traue ich mich das vielleicht auch im Vorstieg (wenn ich einen guten Tag habe).

Die letzte SL habe wieder ich die Führung übernommen. Schweirigkeiten von (III- bis IV). Soweit kein Problem. Aber auch hier einige recht lockere Griffe.
Beim Standbau hat mir eine kleine Eidechse auf die Finger gesehen, ob ich dabei auch alles richtig mache:

aufmerksamer Beobachter

Als dann Niki nachgestiegen war fehlte nur noch der letzte Schritt aufs Hochplateau.
Handshake. Dann wurden erst einmal die Schuhe gewechselt und es folgte eine wohlverdiente, wenn auch eher kurze Trink- und Esspause.

Ich war sehr stolz auf mich. Hatte ich die Tour doch ohne größere Probleme bewältigt (eigentlich hatte ich gar keine Probleme) und sogar einiges an Fürhungsarbeit übernommen. Etwas, dass ich gestern Abend nicht geglaubt habe.

Nach der Rast stiegen wir über die „Völlerin” ab. Unterwegs konnten wir ein paar Paragleiter beobachten:

Paragleiter

Auch ein kurzer Gang auf den Skywalk musste sein.
Eigentlich fnde ich das Teil ja nicht wirklich passend. Aber wenn es nun schon einmal dasteht, kann man auch einen Blick nach unten machen:

Skywalk

Nach einigen Minuten auf der Völlerin bogen wir nach links zum „ÖTK-Klettergarten” ab.

Niki wählte gleich einmal „Ruck Zuck”. Eine sehr glatte (VII-). Bis knapp unter eine Schuppe im letzten Teil kämpfte er sich brav hinauf. Da der nächste Haken erst über der Schuppe war, setzte er zusätzlich einen Keil als Zwischensicherung – es hätte sonst ein weiter Sturz werden können.
So konnte er den schwierigen Zug an der Schuppe wagen. Das ist auch gut gelungen. Der letzte Zug über die Kante war dann kein Problem mehr, auch wenn die Arme schon glühten.

Nachdem er abgelassen war, musste ich es natürlich auch versuchen. Die Sache sah von unten großteils machbar aus.
Aber schon auf den ersten Metern musste ich feststellen, dass der Eindruck täuschte. Die Platte war sehr glatt und rutschig. Viele vermeintlich gute Griffe stellten sich als abgegriffene Aufleger heraus. Und wenn ich dann endlich einen Henkel erwischt hatte, war die Kraft weg.

Trotzdem habe ich es versucht bis mir die Kraft endgültig ausging. Mehr als vier Meter habe ich nciht geschafft. Oder waren es doch fünf?

Jedenfalls wollte Niki die Route gleich daneben, „Santa Fee”, eine heftige (VII+/VIII-) versuchen. Da das Seil schon hing konnte er top-rope den Versuch wagen.
Bis zu ¾ der Länge ging es relativ gut. Aber dann wurde es richtig hart. Aber er hat es geschafft. Auch wenn er ein paar kurze Pausen brauchte, um seine Arme auszuschütteln. Irgendwie hat er sich nach oben gekämpft. Und nach einem letzten, langen und harten Zug war er oben. Gratuliere! Mir tat schon vom Zusehen jeder Muskel weh.

Zum Schluss wollte ich noch einen Vierer im Vorstieg machen. Dazu wählte ich mir den „Völlerinpfeiler”, eine (IV+). Diese wurde mit der „Wilden Völlerin” (III-) kombiniert.
Der Beginn des „Völlerinpfeiler” war aber recht hart. Er kam mir schwieriger vor, als der Einstieg zum „Duettsteig”, obwohl er weniger schwer bewertet wird.
bild??

Nach den ersten Metern ging es aber recht flott über große Griffe und Tritte zum Stand. Von hier nach rechts in die „Wilde Völlerin”. Der Übergang, bei dem man etwas raus muss, bereitet kurz Herzklopfen.
Letzten Endes war es dann aber nicht schwer, wenn man sich einmal überwunden hatte.
Bald war ich am Ziel.

Durch die Zusammenlegung der Routen war der Seilverlauf nicht optimal. Statt Ablassen haben wir uns zum Nachsteigen entschieden.
Über das Plateau dann wieder zur „Völlerin”. Weiter zum Klettergarten und unsere Sachen eingepackt.

Der Abstieg erfolgte dann über die „Völlerin”. Diese war teilweise durch loses Geröll recht unangenehm. Einmal hat es mich auch ordentlich auf den Allerwertesten gesetzt, als mir die Beine weggerutscht sind.
Je länger der Abstieg dauerte, desto mehr begann ich meine knie zu spüren. Hätte ich doch die Stöcke mitnehmen sollen.

Zum Schluss noch über eine Wiese und dann waren wir wieder beim Parkplatz. Die Ausrüstung verstauen und wir machten uns, müde – aber glücklich, auf den Rückweg.
Mir hat es getaugt. Ich werde diese Partie sicher auch einmal mit Gerlinde wiederholen.

Jetzt müssen wir am Abend nur noch die Deutschen schlagen, dann wäre der Tag perfekt!

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