Endlich wieder Fels

Die lange Winterpause zum Klettern im Freien wurde heute beendet. Wurde echt schon Zeit.

Bin mit Walter auf die Hohe Wand gefahren. Auf dem Weg dorthin, vor lauter erzählen vom Urlaub, gleich die richtige Ausfahrt auf der Autobahn verpasst. Das bescherte uns einen Umweg von gut einer halben Stunde.
Hat aber nicht weiter gestört, das Wetter war schön, wenig Verkehr und wir hatten Zeit genug.

Zur neuen Gewöhnung an den Fels habe ich mir den Duettsteig/Draschgrat ausgesucht. Den kenne ich schon, was die Eingewöhnung etwas leichter macht. Außerdem kann ich so besser Vergleiche zum Vorjahr ziehen, was die Brüchigkeit betrifft.

Zusätzlich gab es drei Neuerungen, die den Start in die neue Felssaison spannend machten. Eigentlich sogar vier:

  1. neue Schuhe (erst gestern gekauft und noch nicht eingelaufen)
  2. Halbseile (neu, noch nie verwendet/angewendet)
  3. erstmals mit flüssigem Talkum
  4. Walter hat schon vergessen, wie man einen Nachsteiger von oben sichert und einen Stand baut

Bei unserer Ankunft am frühen Nachmittag war der Sonnenuhr-Parkplatz überfüllt. Die Autos standen schon entlang der Straße. Der kleine Parkplatz unter der Wand bei den Kehren, zu dem wir eigentlich wollten, war eine Baustelle. Wir entschlossen uns also, gleich aufs Plateau zu fahren. Ob wir erst absteigen und dann klettern – oder umgekehrt – ist eigentlich egal.

Auf Höhe des Drachenfliegerstartplatzes haben wir geparkt. Ausrüstung anlegen, überlegen, was an Material gebraucht wird, Rucksack packen und Seile aufnehmen. Ging alles recht flott und schon waren wir unterwegs.

Wie an einem der ersten warmen Wochenenden nach einem langen Winter zu erwarten, war einiges los. Beim Startplatz standen die Drachenflieger und Paragleiter angestellt. Viele kreisten auch schon am Himmel. Teilweise in beachtlicher Höhe, was von einer guten Thermik zeugte, was wiederum ein Zeichen für die starke Sonneneinstrahlung war.

Wir sind zum Fuchslochsteig marschiert und über diesen abgestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr kam mir dieser etwas rutschiger und gefährlicher vor. Kann aber auch Einbildung sein.
Glücklich am Wandfußsteig angekommen spürte ich meine Knie und meine Oberschenkel.

Egal, weiter zum Einstieg. Hier hatte ich eigentlich mit mehr Andrang gerechnet. Vermutlich, es war schon nach 13 Uhr, waren die meisten aber schon in der Route unterwegs oder mit der Kletterei schon fertig. Nur eine Zweierseilschaft war am Stand nach der ersten Seillänge.

Wir hatten es nicht eilig. Bis der Stand frei war, habe ich Walter eine Auffrischung betreffend Standbau und Nachsteigersicherung gegeben. Nachdem soweit alles klar war, haben wir die Schuhe angezogen, die Seile gerichtet und sortiert und uns eingebunden.

Die neuen Schuhe sind etwas eng, was gut ist, sie werden sich sowieso noch dehnen. Das flüssige Talkum lässt sich leicht und sparsam anwenden. Es zieht schnell ein, macht die Hände weiß und trocken. Fühlt sich gut an.

Auf in die erste SL. Ging besser als erwartet/befürchtet. Das Klettern in der Halle scheint doch etwas gebracht zu haben. Vor allem was das saubere steigen betrifft und das Vertrauen in die Reibung der Schuhe.

Überschlagend kletterten wir den Duettsteig durch. Außer einem kleinen Rutscher in der 3. SL ging das echt gut. Natürlich Eintrag ins Wandbuch.

Am Stand nach der 4. SL, wo der Duettsteig auf den Draschgrat trifft, war eine Damenseilschaft vor uns. Während dem Warten wurde etwas geplaudert und fachgesimpelt.

Über den Grat ging es weiter. Hier gab es zwar einige lockere Steine, aber das ist hier immer so. Durch den Winter scheinen keine neuen Schwachstellen dazu gekommen zu sein. Der Fels ist so fest wie im Vorjahr.

Jetzt kam die SL, vor der wir immer nach links auf den Aeroplansteig querten, wenn ich mit Gerlinde unterwegs war. Heuer wollte ich aber unbedingt einmal rechts in den V+ -Riss. Die Damen gingen gerade rauf über die Kamelbuckel. Diese scheinen mir persönlich aber schwieriger, als rechts der Riss.

Walter stieg den Riss vor. Er ist dann gleich weiter bis aufs Hochplateau. Da dieser Teil des Grates im Schatten lag und mittlerweile ein frischer Wind aufgekommen war, habe ich meine Weste angezogen. Es wurde nämlich ganz schön huschi.

Als es an den Nachstieg ging, habe ich den Riss von ganz unten angegangen. Gleich vom Stand weg nach rechts, nicht erst nach dem ersten Meter. Das ging echt gut. Nur ein kleines Stück zur zweiten Sicherung machte etwas Probleme. Wenn ich dafür eine Lösung finde (ev. Frog?), traue ich mir das jetzt auch im Vorstieg zu.

Nach knapp 2½ Stunden waren wir oben. Da hatte ich schon bessere Zeiten. Aber wir mussten mehrmals warten und Walter hat beim Standbau etwas mehr Zeit benötigt. Aber lieber eine Minute länger als vor lauter Hudeln einen Fehler machen.

Auf einen Kaffee haben wir verzichtet. Den haben wir dann bei mir zuhause genossen. Danach dann eine Portion Spareribs. Ein guter Abschluss für einen schönen Kletter(nachmit)tag.

Die Conclusio des heutigen Tages:

  • Das flüssige Talkum ist echt super: einmal angewendet die ganze Tour trockene Fingerspitzen.
  • Die neuen Schuhe bieten einen sehr guten Gripp. Die eine Druckstelle wird sich sicher noch geben.
  • Klettern mit den neuen Doppelseilen ging echt gut. Kein Seilsalat, leichtes Handling (eigentlich fast wie mit Einfachseil). Auch Walter hatte keine Probleme.
    Bin gespannt, wie das in einer Deierseilschaft wird.
  • Höhensonne schlägt Karibik. Obwohl ich mich zuhause mit einem 50 Sonnenschutz eingecremt hatte (in der DomRep meist nur mit einem 30er), habe ich einen ordentlichen Sonnenbrand aufgerissen.