Schönwetterkletterei mit Hindernissen

Schon die ganze Woche habe ich mich auf heute gefreut. Und schon seit Tagen wurde Sonnenschein pur prognostiziert. Was soll ich sagen: Meine Erwartungen wurden noch übertroffen. Strahlender Sonnenschein am Peilstein und nicht ein bisschen Wind.

Geplant war ja eigentlich eine Kletterei im „Sektor H; Große Peilsteinwand”. Aus irgendeinem Grund habe ich diese dem „Sektor O” zugeordnet. So sind wir einmal eine halbe Stunde falsch gegangen.
Das schöne Wetter hat aber auch viele andere Kletterer, Wanderer und Klettersteig-Geher an die Peilsteinwände gelockt, so dass wir am „Duettpfeiler” nach dem richtigen Weg fragen konnten:
„Do gehts do zruck bis zum Zimonä. Beim Zimonä-Platzl donn weita am Wondfuaß entlong, bei da Vegetaria- und Stöhsawond vurbei, nochant bei da Fickat- und Konzlwond weita und des nächste is eh de Große Peilstanwond. Do geht a de Mattahurnstiagn aufe.”

Ach so! Wir mussten also zurück bis zum Cimone-Platzerl (an dem wir schon ganz zu Beginn unseres Irrganges waren). An der Wand entlang, vorbei an Vegetarier-/Stösser- und Fickert-/Kanzelwand bis zur Matterhornstiege (ein Klettersteig).

Also Rucksäcke geschultert und alles retour. Klingt jetzt hier leichter als es in Wirklichkeit war. Denn wir hatten ja Yuca mit. Und waren schon die Wege am Wandfuß nur schwer zu gehen, rutschig und voller losem Geröll, wurde es auf der Matterhornstiege erst richtig heftig. Wir sind mit dem Hund etwa zwei Drittel des Steiges geklettert (über größere Stufen wurde Yuca gehoben und weitergereicht). Aber dann war Schluss.
Erst recht, als wir und unser geplantes Tagesziel von unten genauer anschauten:
Wir hatten uns irgendwie etwas mehr/anderes erwartet. Hier ist nirgends ein normaler Stand auf einer ebenen Fläche zu finden. Mit Hund ist das keinesfalls zu machen.
Daher haben wir beschlossen, den Zustieg abzubrechen und Yuca mehr oder weniger wieder hinunter zu tragen. Diesmal haben wir sie aber mit meinem Brustgurt „gesichert”, oder dieses zumindet versucht.

Yuca auf der Matterhornstiege 1Yuca auf der Matterhornstiege 2

Irgendwann waren wir dann wieder am Wandfußsteig. Total verschwitzt und eine Stunde verschissen.
Aber immerhin können wir sagen, das Yuca der einzige Hund ist, der die Matterhornstiege (fast) bezwungen hat! Und das, obwohl diese nur von erfahrerenen Klettersteiggehern mit entsprechener Ausrüstung begangen werden dürfte (ich frage mich nur, was dann die ganzen Familien mit den kleinen Kindern, alle ohne jegliche Ausrüstung, dort gemacht haben?):

Hinweis am Einstieg zur Matterhornstiege

Fürs erste sind wir dann einmal zur Teufelsbadstubenhöhle zurück. Nach einer kleinen Verschnaufpause hat Walter dann eine Höhlenkletterei gemacht. Dabei wurden ein paar Routen gemischt und so eine neue Route kreiert.
Ich nenne sie, passend zum Tag, „Irrweg” und bewerte sie mit VIII bis IX-. Und so sieht die Route aus: Einstieg „(W)eight Watcher (VIII)”, nach links zum „Tatschkerlhack´n für Wölfe (VIII)”, an der Vorderkante des Höhlendaches etwas rechts vom „Cocoon (X-)” nach oben zum Stand. Schade, dass es davon keine Fotos gibt!
Das ich hier nicht nachgestiegen bin dürfte klar sein ;-)

Aber gleich daneben, noch unter dem Höhlendach beginnt der „Ballounriss (V+)”. Diesen habe ich gleich im Vorstieg genommen. Gerade der Einstieg ist aber ein Hund und nur halb so leicht wie er aussieht. Aber irgendwie habe ich es doch geschafft. Und da ich schon einmal dabei war, bin ich gleich bis zum nächsten Stand weiter.
Dann Walter im Nachtsieg gesichert und dabei gleich den Salewa-Guide getestet.

Vom Stand aus querte Walter dann über ein sehr schrofiges Querband etwa fünf Meter nach links. Dort ist der Einstiegsstand für die „Badewannenplatte”.
Bei dieser steht im Führer:

… Nette, nicht zu leichte Platte – steigen!!

Das die nicht zu leicht ist kann ich nur bestätigen. Ich frage mich nur, warum diese dann mit III+ bewertet ist??
Weiter ging es gleich über die „Westkante” bis zur Spitze vom „Einserturm”. Eine schöne, ausgesetzte Kante, die mir aber schwerer erscheint als die angegebene IV. Vor allem auch, weil man doch immer wieder auf lockere Griffe achten muss. Aber das gilt für die gesamte Länge auf dieser Seite der Wand.

Nachdem Walter Stand gemacht hatte, konnte ich die ganze Länge folgen. Die Platte habe ich etwas weiter rechts genommen. Da gibt es einen Riss, den man zu Hilfe nehmen kann. Plattenkletterei ist sowieso nicht so mein Fall. Aber dass diese Platte nur mit III+ bewertet wird finde ich doch etwas arg untertrieben. Mir erscheint sie mindestens als V-, aber mich fragt ja keiner!
Nachdem auch ich den Gipfel bezwungen hatte, konnten wir uns über zwei Seillängen abseilen. Die zweite Abseillänge führt dann mitten über die Teufelsbadstubenhöhle. Somit landeten wir genau richtig für eine kleine Essenspause.

Frisch gestärkt ging es kurz darauf Richtung „Sektor E; Luckete Wand und Frohsinnwand”.
Ich habe gleich einmal einen Vorstieg im „Brunnerriss (VI)” versucht. Dazu heißt es in der Beschreibung (die ich natürlich auch erst hinterher gelesen habe):

Je nach Können und Mut als Hand-, Faust-, Schulter- oder Körperriss geklettert

Da ich das vorher nicht gelesen hatte habe ich es mit Piazen versucht.
Das kostete natürlich eine Menge an Kraft, ging aber eigentlich erstaunlich gut. Schwierig ist es nur, aus dieser Stellung in eine Position zu kommen, dass man eine Hand frei hat um die Expressen zu klinken.
Etwas mehr als die Hälfte konnte ich so im Vorstieg bewältigen. Dann fand ich einen passablen Stand auf einem kleinen Absatz. Von dort ging es aber nicht wirklich weiter. Zumindest für mich nicht. Mein Problem war zum einen die Kraft (besser gesagt das Fehlen derselben) und zum anderen die Psyche. Denn der nächste Klebehaken war gut drei Meter ober mir. Und das auf einer fast glatten Wand mit einem immer schmäler werdenden Riss. Sonst keine erkennbaren Griffe. Wie habe ich mir da einen passenden Klemmkeil oder einen Friend gewünscht. Aber so etwas haben wir (noch?) nicht. Also blieb mir nichts anderes über, als mich ablassen zu lassen (klingt komisch, ist aber so).

Walter hat es dann versucht. Er hat es letztlich auch geschafft, meinte aber, dass es sehr, sehr schwer war. Auch das Stück das ich schon vorgestiegen war fand er alles andere als leicht.
Ich habe das ganze dann nochmals im Nachstieg versucht. Und da habe ich es auch geschafft. Mit viel Hängen und Würgen habe ich die Stelle überwunden, an der ich im Vorstieg aufgegeben habe. Leicht war es aber auch im Nachstieg nicht!
Am Gipfel angekommen haben wir einmal ein paar Minuten die Aussicht, die warme Sonne auf der Haut und die Ruhe genossen:

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Blick auf den Stand nach der 1. SL Emil vor der letzten Kante zum Gipfel des Einserturm Walter am Gipfel Emil am Gipfel

Dann noch eine schöne Abseilerei, ehe wir unser Zeug zusammenpackten und den Rückweg antraten.

Ein kurzer Einkehrschwung zu einem Kaffe und dann die Rückfahrt.
Alles in allem, trotz anfänglicher Irrungen, ein wunderschöner Klettertag. Schade nur, dass das Monsterl nicht dabei sein konnte (aber die hat heute noch Nachtdienst).

Am Ende des Tages (so würde wohl ein Politiker jetzt sagen, zählt das doch zu den derzeit am häufigsten (miss)gebrauchten Standardsätzen), also: Am Ende des Tages muss natürlich die Ausrüstung sortiert, gereinigt und überprüft werden.
Sonst sieht das ganze nämlich so aus:

Ausrüstung sortieren

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (17 Bilder).