Neue Klettertechnik?

Kurz nach acht Uhr aus dem Bett gesprungen. Um Neun wollten wir zur Hohen Wand. Aber als ich die Vorhänge aufgezogen habe wusste ich, dass es damit heute wohl nichts mehr wird: es hat geregnet.
Sch…ade, ich hatte mich schon so auf den ersten Einsatz der Klemmkeile gefreut! Also musste ich den Rucksack wieder ausräumen.

Aber am Nachmittag sind wir dafür in die Kletterhalle gefahren. Es war wenig los – was uns aber in keinster Weise gestört hat ;-)

Zuerst einmal in die neu besohlten (und daher wieder etwas engeren) Schuhe gequetscht:

ist das eng

Beginnend mit einer IV- im Vorstieg wurde mir schnell warm (die Klimaanlage war aber auch eingestellt, dass man ohne weiteres ein Höhentraining hätte machen können was die Temperaturen angeht).
Gerli folgte ohne Probleme nach.

Es folgte die rote Route „Roskilde” (IV+). Ebenfalls Vorstieg und Gerli nach:

Gerli am Ende von Roskilde

Überhaupt haben wir heute alle Routen (mit Ausnahme „Eine Katze Namens Suppenkaspar” (IV+), die als Kantenkletterei nur top-rope möglich ist) im Vorstieg gemacht. Insgesamt 11 von 12! Viele davon sogar beide.

Zwischendurch konnten wir wieder einmal beobachten, mit welcher Leichtigkeit und Unbeschwertheit kleine Kinder klettern:

so machen es die Kleinen

Ich freue mich schon, wenn Lena-Mare so weit ist, dass sie mitklettern kann.

Gegen Ende unserer Klettersession haben wir eine seltsame Entdeckung gemacht. Ich hatte gerade eine der letzten Vorstiegsrouten absolviert

Emil im Vorstieg

und Gerlinde bereitete sich für ihren Vorstieg vor. Da sah ich auf der langen Wand mit dem Überhang einen Kletterer recht flott emporsteigen. Wunderten wir uns anfangs noch, wie schnell er an Höhe gewann, merkten wir bald, dass er nach dem Malkasten kletterte. Also verloren wir schnell unser Interesse.

Nachdem Gerlinde fertig war, sah ich einen anderen ebenso klettern. Ich wollte mich schon abwenden, als mir auffiel, dass er einen etwas eigenartigen, weil sehr dicken, Einbindeknoten hatte. Als ich mir das genauer ansah stellte ich fest, dass er mittig im Seil eingebunden war. Vom Anseilpunkt verlief ein Strang nach oben und einer nach unten.

Komisch fand ich vor allem, dass am unteren Ende niemand stand um zu sichern. Dem Seil mit dem Blick nach oben folgend sah ich das Seil durch den Umlenker laufen. Aber dann nicht nach unten, sondern nach links zum nächsten Umlenker. Erst von dort lief es nach unten. Und am anderen Ende befand sich der Kletterer von vorhin.

Kennst dich aus? Also anders erklärt:
Einer machte den Vorstieg, der andere sicherte. Dann wurde der Umlenker geklinkt, und etwas nach links der von nebenan auch noch.
Jetzt war die richtige Länge erreicht. Der bisher Sichernde hat sich nun ins Seil eingebunden. Dann ist er nach oben geklettert. Im selben Tempo stieg der andere auf der linken Seite ab. Als er unten war, war der andere demnach oben. Jetzt wurden die Rollen getauscht. Der eine stieg rauf, der andere runter. Und das hat sich mehrmals wiederholt.
Die Sicherung erfolgte über das Gewicht des jeweils anderen. Wenn einer stürzen sollte, zieht es den anderen etwas nach oben und das wars. Natürlich darf der Gewichtsunterschied bei solchen Aktionen nicht zu groß sein.
Zur Verdeutlichung hier eine kleine Bildmontage:

Synchronklettern

Aber so kann man in recht kurzer Zeit viel klettern (da man zwischendurch nicht sichern muss). Das ist sicher ein tolles Ausdauertraining. Noch dazu kann man so auch das Abklettern üben (etwas, das man sonst eigentlich nie macht, das man aber auch in einem bestimmten Umfang beherrschen sollte). Auch eröffnet es neue Möglichkeiten um knifflige Stellen zu überwinden: „Kannst einmal kurz stürzen, damit es mich da über den schwierigen Teil hebt?”

Aber wir hatten für heute genug. Zwölf Routen, elf davon im Vorstieg. Ich finde, das kann sich sehen lassen.
Bei strahlendem Wetter fuhren wir dann heim. ob man da nicht doch … schnell zur Hohen Wand … wäre sich ausgegangen … jetzt wären wir schon oben …
Wie auch immer. Es war auch so eine schöne Kletterei!

Alle Bilder vom heutigen Tag findest duhier (14 Bilder).