Hohe Wand

Heute stand der „Draschgrat” auf dem Programm. Ab morgen soll das Wetter ja umschlagen, so dass tritt den schönen Tag heute noch ausnützen wollten. Zugleich die Gelegenheit, meinen neuen Helm zu testen.

Aus den letzten Erfahrungen klüger geworden sind wir nur bis zum Sonnenuhr-Parkplatz gefahren.
Da haben wir dann gleich die Gurte angelegt, das benötigte Material eingehängt, den Rucksack gepackt und dann ging es los. Sogar die Bandschlingen haben wir diesmal nicht vergessen ;-)

Nach knapp 20 Minuten Zustieg waren wir am Einstieg. Unterwegs haben wir drei Eidechsen und ein Eichkätzchen gesehen. Am Wandfußsteig dann noch eine Gams. Diese ist aber gleich die Wand hochgetrampelt (von wegen Eleganz und so). Fast eine Minute lang war danach das Fallen von Steinen und Erde zu hören.

Trotz meines letztmaligen Fehlversuches haben wir uns wieder für die Variante „Direkter Einstieg” (IV+) entschieden. Heute mit Erfolg, denn bald war der Einstieg geschafft. Danach ging es über leichtes Gelände bis zum Stand.
Diesen habe ich an einem Felsblock gebaut:

bei der Standarbeit

Jetzt konnte Gerlinde nachsteigen. Auch sie fand die ersten Meter schwerer als den ausgewiesenen Vierer. Aber sich rechts an der Kante haltend hatte sie es auch nach kurzer Zeit geschafft.

das letzte Stück der 1. SL

Vom Eigenbau-Stand bis zum regulären Stand habe ich Gerlinde in der Sicherung belassen. Nachdem sie sich am Einstieg zur 2. SL selbst gesichert hatte, konnte sie mich nachführen.

Jetzt war Gerlinde mit dem Vorstieg dran. Ich habe ihr noch den Rucksack abgenommen, dann konnte sie losklettern. Sie wählte die Variante entlang der Verschneidung.
Da es eine eher kurze SL ist, war sie schnell geschafft.

Der Nachstieg war kein Problem.
Die 3. SL kann man in zwei Längen aufteilen, wenn man die neue Variante ganz nach links wählt. Für unsere erste Draschgratbezwingung ging ich aber direkt am Grat entlang hoch. Dadurch ist diese SL sehr lang. Absicherungen gibt es hier so gut wie keine. Aber mittels zweier Bandschlingen konnte ich doch ein subjektives Sicherheitsgefühl schaffen.

Nun war wieder Gerli mit dem Vorstieg dran. Das letzte Stück bis zu der Stelle, an der „Draschgrat” und ԰Duettsteig” zusammentreffen.
Geplant wäre es gewesen, links am Pfeiler durch die Verschneidung hochzusteigen. Aber irgendwie ist sie immer weiter nach rechts gekommen. Letztlich ging es durchs Gemüse und von der „Maschekseite” her zum Stand.

Der Nachstieg war daher nicht ganz einfach, da ich im starken Bewuchs den Rucksack vom Rücken fummeln musste, um dem Seil zwischen den vielen Bäumen hindurch folgen zu können. Klar, dass ich davon wenig begeistert war.

Aber die Hälfte der Tour lag nun hinter uns.
Die nächste Länge folgte direkt dem Grat. Ich finde sie sehr schön. Für Gerlinde erscheint sie sehr ausgesetzt. Wir kennen die Route ab hier ja schon von der ersten Begehung des „Duettsteig”.

Es konnte, nach einer kurzen Trinkpause (mittlerweile wurde es doch schon recht warm), also gleich weitergehen.
Die Sicherung durch zwei Normalhaken habe ich mittels selbstgelegter Zwischensicherungen ergänzt.

Gerlinde stieg nach. Am Stand angekommen besprachen wir, wie es weitergehen soll.
Wir entschlossen uns für dieselbe Variante wie beim ersten Mal. Also querte Gerlinde gleich weiter zum „Aeroplansteig”.

Dann konnte ich den Stand abbauen und auch queren.

Die letzten beiden SL habe ich zu einer zusammengezogen. Die ersten Meter sind nicht ganz einfach. Vor allem der zweite Klebehaken macht die Sache problematisch. Während man rechts in der Verschneidung klettert, liegt der Haken weit links auf einer sehr glatten Platte.

Aber nach dieser Stelle geht es relativ leicht weiter. Große Griffleisten und Henkel, genügend Tritte. Da stört auch die Steilheit und das Ausgesetzte nicht. Im Gegenteil, das macht so richtig Spass!

Ich machte knapp unterhalb des Plateaus Stand. Dann konnte Gerlinde nachkommen.
Während ich da so an der Kante hing fiel mir ein, dass es eigentlich nur zwei Meter weiter, direkt am Plateau einen bequemen Stand gibt. Leider zu spät.

Aber auch so war es kein Problem. Allerdings machte die Verständigung etwas Probleme. Wie sich dann herausstellte war der Akku im Funkgerät von Gerlinde leer geworden.

Und dabei hatte ich beide zu Hause noch kontrolliert. Sie zeigten jeweils zu zwei Drittel volle Akkus. Na ja, es muss notfalls auch ohne Technik gehen.

Jedenfalls funktionierte es dann mit lautem Schreien. Gar nicht so einfach, denn mittlerweile war der Wind ziemlich aufgefrischt. Das war bei der Hitze (an der Wand sicher 35°) zwar angenehm, für die Verständigung aber eher abträglich.
Gerli stieg nach und gleich weiter aufs Plateau.

Nachdem auch ich oben war, gab es erst einmal einen kräftigen Schluck. Dann raus aus den Kletterschuhen. Schnell noch ein Gipfelfoto geschossen:

Gipfelsieg

Nachdem die Ausrüstung verstaut war, machten wir uns an den Abstieg.
Wieder die „Völlerin” verpasst. Ich weiß nicht, warum ich diese immer so weit links suche. Aber dafür die „Frauenlucke” gefunden.

Gerlinde wurde beim ersten Blick in die Tiefe ziemlich blass. Ich wollte aber gerne runtersteigen. Also bastelten wir aus zwei Bandschlingen und zwei Karabinern ein Notklettersteigset. Damit fühlte sich auch Gerlinde sicher genug um den Abstieg zu wagen.
Nachdem sie von den ersten Eisenklammern auf die Leiter gewechselt hatte, ging es ihr aber gut und der Abstieg machte ihr sogar Spass:

Gerli in der Frauenlucke

Nach der Leiter folgten noch ein paar Eisenklammern mit etwas größerem Abstand. Das Problem war aber mehr der von tausenden Händen und Füßen glattpolierte Fels. Unglaublich.
Nach der „Frauenlucke” trafen wir doch noch auf die „Völlerin”. Geht doch!

Hier stiegen wir gemütlich ab. Auch von hurtig vorbeischreitenden jungen Männern in Bergschuhen ließen wir uns nicht hetzten!

Am Auto angelangt wurde alles verstaut. Mittlerweile war es schon extrem heiß geworden. Also nochmal ein kräftiger Schluck aus der Flasche.
Erfreut haben wir festgestellt, dass wir heute kein Material verloren haben. Wird schon!

Zur Belohnung sind wir zum Ghf. Postl hochgefahren. Langsam wird der Hauskaffee zur Tradition.
Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit wählte ich heute einen Platz an der Sonne. Das muss die Vorseheung gewesen sein, denn ich bin eigentlich eingefleischter Schattenhocker.

Während wir die Tour Revue passieren ließen und den Kaffee genossen, gab es plötzlich einen fürchterlichen Schepperer. Wie sich herausstellte, hatte der starke Wind eine der Schieferschindeln vom Dach gelöst. Diese ist mit enormer Wucht genau dort eigeschlagen, wo ich gesessen hätte, wenn ich den Schattenplatz gewählt hätte.
Gerlinde hat die Fritattensuppe daraufhin gleich nicht mehr so besonders geschmeckt. Na ja, bin ich auch zu ein paar Löffeln Suppe gekommen.

Nach diesem Schock ging der Kaffee aufs Haus. Die Heimfahrt war kein Problem, auch wenn es fast einen Unfall gegeben hätte, als ein Kastenwagen unmotiviert auf die linke Seite zog.

Was haben wir heute gelernt:

  • das nächste Mal nehmen wir wieder den Duettsteig (vielleicht einmal mit Desi?)
  • jeden griff und tritt prüfen, da sehr viele (auch große) steine locker sind!
  • man kann auch klettern ohne Material zu verlieren
  • auch ein 40er Sonnenschutz kann zuwenig sein
  • hin und wieder ist es doch gut, wenn man seine eingefahrenen Gewohnheiten ändert.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (9 Bilder).

Tja! Soo war das eigentlich nicht geplant. Aber was soll´s? Jetzt kann man das nicht mehr ändern. Und zumindest haben wir daraus gelernt. Aber schön der Reihe nach:

Folgendes stand auf der To-do-Liste für den heutigen Tag:

  1. Auto beim Ghf. Postl abstellen
  2. Gurte anlegen, Material anhängen, Seile nehmen, zum Ausstiegspunkt des „Draschgrat” gehen
  3. zum Wandfußsteig abseilen (3-5 Längen, je nachdem)
  4. „Draschgrat” hochklettern
  5. zum Postl etwas trinken
  6. nach Hause fahren

Abgelaufen ist es dann so:
Nachdem wir ein Stück vor dem Ghf. Postl geparkt hatten, haben wir die Ausrüstung angelegt. Alle Karabiner, Abseilgeräte, Expressen, … in die Gurte gehängt, Getränke in den Rucksack, Schuhe und Helme eingepackt, die Seile geschnappt und es konnte losgehen.

Als wir am Drachenfliegerstartplatz vorbeikamen, sah ich dort die Ausrüstung eines Paragleiters liegen. Unter anderem lag da auch sein Funkgerät.
Shit. Unsere lagen noch im Auto. Also schnell zurück (so weit war es eh nicht) und die Handgurken geholt.

Aber jetzt!
Der Wand folgend wanderten wir zum geplanten Abseilpunkt. Dabei boten sich des Öfteren beachtliche Tiefblicke, die einem schon etwas schwummerig machen konnten.

Am Ziel, beim Ausstiegsplateau vom Draschgrat, angekommen, wurde der Abstieg vorbereitet. Nochmals die Ausrüstung überprüft, die Kletterschuhe angelegt, die anderen Schuhe verstaut, die Funkgeräte eingeschaltet und die Seile aufgenommen. Dann waren wir bereit:

Vorbereitungen beendet

Gerlinde wurde von mir am Stand auf dem Plateau in die Sicherung genommen und über die Kante zum Abseilring gesichert.

Hier konnte sie sich dann am Abseilring in die Eigensicherung hängen und das Seil durchfädeln. Nun das zweite Seil dazu und beide fest verknüpfen. Super gemacht!
Ich habe die beiden Seile dann ausgeworfen.

Während Gerlinde das Abseilgerät einhängte, wurde sie von einem Paragleiter genau beobachtet:

Gerlinde wird beobachtet

Nachdem sie das Abseilgerät eingehängt und mit einer Prusik hintersichert hatte, stieg ich zu ihr ab (durch sie gesichert). Bei ihr am Stand legte auch ich mein Sicherungsgerät ein.
Entgegen unserem ursprünglichen Plan seilte ich mich zuerst ab.

Durch die zwei verknüpften Seile konnte ich mich gleich über die ersten zwei SL abseilen. Dort, wo die Querung vom „Aeroplansteig” zum „Draschgrat” ist, machte ich Stand.

Das klingt jetzt leichter als es war.
Ich hatte das Gelände vom Klettern deutlich steiler und felsiger in Erinnerung, als es eigentlich wirklich ist. Wahrscheinlich konzentriert man sich beim Klettern auf andere Dinge.

So musste ich beim Abseilen das Seil öfter vorsichtig auf kleinen Absätzen aufnehmen oder aus diversen Pflanzen befreien und wieder ein Stück weiter auswerfen.
Wir sind extra unter der Woche zum Klettern gegangen, da wir davon ausgingen, dass da sonst niemand unterwegs sein wird (sonst hätten wir das Abseilen nicht gemacht). Trotzdem versuchte ich, so wenig Steine und Erde wie möglich aus der Wand zu befördern.

Das ist mir recht gut gelungen, kostete aber doch einiges an Zeit.

Nachem ich Stand gemacht hatte, konnte Gerlinde sich Abseilen.

Gerlinde seilt ab

Aus irgendeinem Grund dauerte es aber fast fünf Minuten, ehe das funktionierte. Sie kam einfach nicht vom Fleck. Obwohl alles richtig eingelegt war, der Prusik nicht klemmte, …

Kurz nachdem dann die Abseilfahrt losging, ertönte auf einmal ein Schrei und ich sah zwei silbrig glänzende Teile durch die Luft fliegen.

Wie sich herausstellte, war ein Seilstrang hinter der rechten vorderen Materialschlaufe vorbeigelaufen. Das sollte eigentlich kein Problem sein, aber irgendwie hat er die Materialschlaufe ausgerissen. Frag mich nicht, wie das geht.

Glück gehabt, dass zu dem Zeitpunkt nur zwei Karabiner darin hingen. Einen davon hat sie beim Abseilen sogar wiedergefunden.

Trotzdem ist es nicht übertrieben, wenn ich sage, dass sie ziemlich angefressen war, als sie endlich am Stand eingetroffen ist.
Ich nahm das nicht so ernst. Noch dazu, wo ich selbst erst vor Kurzem einen Reverso und einen Karabiner ausgestreut hatte. Sowas passiert schon mal!

Jedenfalls war mittlerweile fast eine Stunde vergangen. Zu diesem Zeitpunkt wollten wir eigentlich schon am Wandfuß stehen. Und wir hatten noch drei Abseillängen vor uns. Das hat die Stimmung auch nicht gerade gehoben.

Weiter ging es über die kurze Querung zum „Draschgrat”. Gerlinde hat mich hingesichert, ich habe sie dann nachgeholt. Dabei konnte ich sie noch rechtzeitig vor einem sehr lockeren Henkel bewahren, der bei Belastung mit Sicherheit ausgebrochen wäre.

Jetzt waren wir direkt am Grat und wollten diesen entlang weiter abseilen.
Das übliche Spiel: Seil durchfädeln, verknüpfen, Knoten an den Enden kontrollieren, Warnruf, Seile auswerfen, Sicherungsgerät einhängen, Hintersichern, Abseilen.

Klingt einfach? Ist es auch. Zumindest in einem steilen Gelände. Auf dem eher flachen, sehr zerklüfteten Grat ist es allerdings nicht so einafch. Immer wieder muss das Seil entwirrt und weiter ausgeworfen werden.

Dieses Stück war auch etwas schwieriger, weil man gegen den Seilzug ankämpfen musste, um auf dem Grat zu bleiben und nicht rechts davon (von unten gesehen) in die Spalte abzuseilen, in der größere Bäumchen arge Abseilhindernisse bilden.

Aber Gerlinde hat das super gemeistert und ich folgte nach. Seil abziehen und weitermachen.

Die Stimmung war immer noch nicht besser geworden. Schon zu viel Zeit hatten wir verplempert.
Also entschlossen wir uns, weiter über den „Duettsteig” abzuseilen. Diesen kennen wir schon und wissen, wo die Stände sind (die wir am „Draschgrat” erst suchen hätten müssen).

Außerdem ist es hier steiler, was weniger Probleme mit dem Seil macht.
Um das Ganze noch zu beschleunigen, hatte ich einen Geistesblitz. Wir werfen die Seile nicht aus und sortieren sie beim Abseilen, sondern ich lasse Gerlinde an einem Strang ab.

Das bietet gleich mehrere Vorteile:

  1. es geht schneller
  2. bei Problemen kann ich sie wieder hochholen
  3. kein Verfangen des Seils

Gesagt getan.
Uns schon kurz darauf war Gerlinde am nächsten Abseilpunkt, am Stand der 2. SL, angelangt.

Ich musste nur den zweiten Seilstarng auswerfen, mich mit einer Exe am ersten Strang einhängen und konnte gezielt zu Gerlinde hin abseilen.

Das gleiche Spiel haben wir noch einmal gemacht und schon war Gerlinde am Einstiegspunkt des „Duettsteig”.
Da war gerade eine 3-er-Seilschaft dabei, sich zum Klettern fertig zu machen. Also waren wir doch nicht allein.

Schnell habe ich mich das letzte Stück abgeseilt.
Zumindest bis zu Punkt 3 unserer Liste hatten wir es jetzt gschafft. Allerdings wären wir in dieser Zeit schon mindestens dreimal zu Fuß über die Völlerin abgestiegen. Wenn wir gleich von Anfang an zuerst einen abgelassen hätten, wäre es locker in der halben Zeit gegangen.
Aber wir haben es zumindest gemacht und daraus gelernt.

Jetzt war erst einmal eine Trinkpause angesagt. Auch wenn sich die Wolken immer höher auftürmten und immer dunkler wurden, war es doch ziemlich heiß. Dementsprechend groß war der Durst.

Nach einer kurzen Erfrischung, die 3-er-Partie war schon am Anstieg, haben wir uns auf die Suche nach dem Einstieg zum „Draschgrat” gemacht.
Es dauerte eine Weile bis wir eine Kante entdeckten, die es sein könnte.

Nach einem verzweifelten Versuch diese zu erklimmen, es sollte eine IV sein, gab ich auf. Wieder auf dem Boden angekommen meinte ich, dass müsste wohl etwas anderes sein. Der Einstieg müsse wohl weiter rechts liegen.

Einige Minuten irrte ich durch die Gegend. Gerlindes Stimmung verfinsterte immer mehr, ebenso der Himmel.
Irgendwann konnte ich ihre finsteren Blicke und die unausgesprochenen Voprwürfe: „Du hast mich da hergeschleppt” … „Du hast gesagt, das ist alles kein Problem” … „Du hast gesagt, dass du dich auskennst” …, nicht mehr ertragen.
Ich machte also den Vorschlag, über den „Duettsteig” aufzusteigen. Diesen kennen wir schon und so sollte es keine Problem geben.
Und hinauf mussten wir, denn unser Auto stand ja auf dem Plateau.

Allerdings ging auch das nicht so wie geplant:
Während die Wolken immer dunkler wurden, ich musste die Brille wechseln, war die 3-er-Seilschaft noch immer am ersten Stand. Zumindest zwei davon.

Um etwas Zeit zu sparen, bin ich losgestiegen um zumindest schon einen Teil geschafft zu haben.
Heute ging es nicht um sauberes klettern, sondern nur um möglichst schnell und sicher nach oben zu kommen.

Daher habe ich ungeniert die eine oder andere Expresse als Griff benützt. Im letzten Riss vor dem Stand habe ich einen Klemmkeil platziert. Hier wollte ich warten. Aber es fand sich noch ein Plätzchen am Stand, so dass ich bis zu diesem hochklettert konnte.

Jetzt warteten wir zu dritt.
Wie sich herausstellte, wollte der Vorsteiger der anderen Seilschaft gleich die 2. und 3. SL zu einer verbinden. An und für sich keine schlechte Idee (noch dazu, wenn die Zeit davonläuft).

Allerdings hat er den Stand der 3. SL nicht gesehen. Als er nur noch zwei Expressen über hatte, wurde ihm die Sache zu unsicher und er kletterte zum vorigen Stand zurück.
Kein leichtes Unterfangen, da die Verständigung über eine solche Distanz, und um zwei Ecken, sehr schwer ist.
Ich weiß schon, warum ich Funkgeräte mitschleppe!

Jedenfalls machte er am Ende der 2. SL Stand und ließ das Mädchen nachkommen (ich weiß leider gar keinen einzigen der drei Namen).
Sie war kaum losgestiegen, als schon die ersten Regentropfen fielen. Schon längere Zeit war Donner zu hören gewesen.

Etwa bei Mitte der SL beschloss ich, abzusteigen. Auch die andere Seilschaft beschloss einen Rückzug zu machen. Sehr vernünftig!

Nachdem ich an deren Zentralpunkt einen Karabiner eingehängt hatte, konnte Gerlinde mich ablassen. Unterwegs sammelte ich mein Material wieder ein. Beim Klemmkeil brauchte ich den Klemmkeilentferner und beide Hände. Ich möchte mich nicht selber loben, aber der saß einfach perfekt!

Wieder Boden unter den Füßen begann ich, die Ausrüstung zu verstauen. Zuerst noch schnell die Schuhe gewechselt. Dann die Regenhaube über den Rucksack und unsere Regenponchos ausgepackt. Gerlinde staunte, was ich so alle mithatte.

Jetzt konnte uns der stärker werdende Regen nichts mehr anhaben. Gut geschützt beobachteten wir die anderen beim Rückzug.

Wir hatten vereinbart, dass diese uns dann mit ihrem Auto aufs Plateau zu unserem Auto fahren. Damit war unser großes Problem gelöst und wir hatten Muse etwas fachzusimpeln.

Beim Abstieg ließ ich mir den Einstieg zum „Draschgrat” zeigen. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser so nahe beim „Duettsteig” liegt. Wie sich zeigte, war die Kante, an der ich den Einstieg probiert hattem, aber richtig gewesen. Es war die neuere Variante. Warum ich den Vierer (!) aber nicht hochgekommen bin, kann ich nicht sagen.
Aber es ist noch nicht aller Tage Abend.

Beim Auto wurde alles verstaut. Nachdem auch der Kindersitz abgebaut und im Kofferraum verstaut war (ein Kombi hat schon seine Vorteile), konnten wir alle einsteigen.
Kurze Zeit später waren wir am Plateau bei unserem Wagen. Schnell alles umgeladen.

Dann habe ich alle auf ein Getränk eingeladen. Während wir gemütlich beim Post saßen, kam immer mehr die Sonne raus.
Wir haben noch eine Weile über unsere diversen Kletter- und Motorradabenteuer schwadroniert, ehe wir uns auf die Heimfahrt machten.

Einer der anderen wollte sich aber noch zwei Längen abseilen um die drei zurückgelasenen Expressen zu bergen. Ich hoffe, dass ihm das geglückt ist.

Wie ich zu Hause, bei der Kontrolle und Sichtung unserers Materials, festgestellt habe, habe ich es gesachafft, irgenwo meinen Helm liegenzulassen. Vermutlich im Auto der anderen.
Da ich aber keinen Namen, keine Telefonnummer, keine E-Mail oder sonstwas habe, bleibt mir nur,eine Einschaltung im Forum von bergsteigen.at – und die Hoffnung, dass diese von den richtigen Leuten gelesen wird.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (9 Bilder).

Endlich! Nach vielen Tagen Regen und Wind wieder einmal schönes Wetter.

Also auf zur Hohen Wand. Schon seit ich einmal mit Niki diese Tour gemacht hatte, wollte ich den „Duettsteig” (V-) unbedingt mit Gerlinde machen.

Bis zum Sonnenuhrparkplatz habe ich problemlos gefunden. Wie aber viele andere auch, denn wir ergatterten so ziemlich den letzten regulären Platz.

Wie bei Niki gesehen, haben wir gleich beim Auto die Ausrüstung angelegt. So brauchten wir nur einen Rucksack (mit 2 Jacken, der Jause, Verbandszeug, einigen Riegeln, Trinken, den Funkgeräten) und natürlich das Seil (50 m).

Warum wir bei 30°C Jacken mit hatten? Frag mich etwas Leichteres. Jedenfalls machten wir uns an den Zustieg.

Buuhh! Das der teilweise soo steil war hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung. Schon auf der Hälfte des Zustiegs war Gerli komplett außer Puste (Silvi würde sagen, sie raucht zu wenig ;-) Aber auch ich war ordentlich am Schnaufen.

Irgendwie haben wir es dann doch bis zum Einstieg geschafft. In Schweiß gebadet – aber glücklich.
Während einer kleinen Verschnaufpause kamen noch zwei Kletterpaare an. Das war wohl zu erwarten. Bei so einem Wetter, und nach der langen Zwangspause hat es klarerweise nicht nur uns an den Fels gezogen.

Da die Damen noch etwas erledigen mussten, haben wir den beiden Herren den Vorstieg gelassen. So konnte ich auch gleich abspicken, wie sie die rutschige Einstiegsplatte angehen.
Etwas erstaunt war ich zu sehen, dass der Vorsteiger die Drahtschlinge als Haltegriff verwendete, nicht aber, um eine erste Zwischensicherung zu errichten. Na ja. Jeder wie er meint.

Als die beiden am Stand der 1. SL waren, machten wir uns bereit. Seil ordnen, Seilsack verstauen, Einbinden, Partnercheck … Wir einigten uns darauf, dass Gerli den Rucksack nehmen soll. Darüber war sie nicht sonderlich erfreut, hat es dann aber doch getan.

Jetzt war es soweit. Es gab keine Ausreden mehr.
Also stieg ich los. Innen im Riss war es etwas feucht. Auch ein paar der Griffe waren lehmig-feucht. Trotzdem war die glatte und rutschige Platte bald geschafft (großteils in Piaztechnik).

Nach der Wurzel geht es in einen steilen Riss, der sich auf dem letzten Stück zu einem Kamin verengt. Hier gibt es keine Zwischensicherung. Also konnte ich erstmals meine Klemmkeile zum Einsatz bringen. Mit einem etwas größeren Keil konnte ich den Riss recht gut absichern. Zumindest gefühlsmäßig.
Aber ich bin sicher, dass er einen Sturz gehalten hätte (auf dem Bild sieht man die selbst gelegte Sicherung):

Klemmkeilsicherung

Am 1. Stand habe ich erstmal eine Eigensicherung gemacht. Dann hieß es etwas warten, bis die erste Gruppe weitergestiegen war. Ich stand aber recht bequem und so war das kein Problem.

Als ich dann alleine war, habe ich einen Stand aufgebaut und Gerlinde konnte nachsteigen. Mit dem großen Rucksack kein einfaches Unterfangen. Vor allem im engen Teil des senkrechten Risses. Tapfer hat sie sich durch die erste SL gekämpft.
Sie konnte sich darüber aber nicht so recht freuen, da sie nicht damit gerechnet hatte, den Rucksack tragen zu müssen. Mir hingegen erschien es nur logisch, dass diesen der Nachsteiger nimmt. Na ja. Irgendwie hat sie sich wieder beruhigt und damit abgefunden, auch wenn ich ihr angeboten habe, den Rucksack über die gesamte Tour zu nehmen.

Da wir soweit wie möglich überschlagend klettern wollten, hieß es jetzt für Gerli, in den Vorstieg zu gehen. Ich habe also den Rucksack übernommen. Dann der Check, ob sie auch alles Nötige mit hat (Exen, Bandschlingen, Reverso, Karabiner, …).
Dann habe ich ihr noch meine alpine Expresse mitgegeben. Der zweite Haken steckt nämlich rechts in der Verschneidung, etwas aus der Spur.

Gerli stieg los. Die 2. SL ist eine eher steile Rampe. Man kann sie ganz rechts im Riss nehmen, oder, so wie Gerlinde, eher am linken Rand, wo es etwas zerklüfteter ist.

Sie kletterte und kletterte. Bald war sie aus meinem Blickfeld verschwunden. Im selben Moment fiel mir ein, dass sie kein Funkgerät mit hat. Super Check! Eines hatte ich ja am Gurt (vom Vorstieg) und das zweite hing am Rucksack. Und der hing ja nun auf meinem Rücken :-(
Das machte die Verständigung über die lange Distanz äußerst schwer.

Mittlerweile war auch Veronika, die den ersten Vorstieg der Damenseilschaft machte, am Stand angekommen.
So hatte ich jemanden zum Tratschen, während ich darauf wartete, dass ich endlich das Kommando „Stand!” höre. Aber das ließ auf sich warten.
Ich gab immer mehr Seil aus und es war kein Ende abzusehen.

Die 2. SL hatte ich gar nicht sooo lange in Erinnerung. Wir machten uns schon Sorgen, ob Gerli vielleicht den Stand übersehen hatte (mit einem Klebehaken und einem geschlagenen Haken ist er etwas ungewohnt für sie) und gleich weiter zum nächsten Stand marschiert war.

Dann kam aber das erlösende Kommando.
Schnell den Stand abgebaut. Eine Schlinge beließ ich aber, da daran die Vorsteigerin der nächsten Seilschaft gesichert war. Dann ging es an den Nachstieg.
Dabei konnte ich sehen, dass unsere alpine Exe wirklich optimal war. Das Seil verlief gerade nach oben, ohne Haken zu schlagen.

Im Nachstieg musste ich dann feststellen, dass diese SL in natura doch länger ist als in meiner Erinnerung. Gerlinde hatte ihren ersten Stand vorschriftsmäßig aufgebaut. Das gestrige Trockentraining hat sich voll ausgezahlt. Auch die Nachtsteigersicherung war 1A.

Die 3. SL. Jetzt war wieder ich dran. Anfangs ging es recht gut. Aber in der Verscheidung war mir plötzlich ziemlich schwummerig zu Mute. War es die Hitze? Keine Ahnung. Jedenfalls bin ich knapp vor dem vorletzten Haken plötzlich mit beiden Füßen abgerutscht.
Ich konnte mich zwar mit den Fingerspitzen an einer kleinen Leiste halten, aber ich habe mir dabei die Knie ordentlich aufgeschlagen. Allerdings reichte dieser kleine Adrenalinschub, um mich schnell zur nächsten Sicherung zu befördern. Da habe ich erstmal meine Eigensicherung eingehängt und zwei Minuten verschnauft.

Als es meinem Kreislauf wieder besser ging war das letzte Stück schnell geschafft und ich konnte den Stand einrichten. Gerlinde schaffte den Nachstieg ohne Probleme.

Aber jetzt mussten wir beide einen Schluck trinken. Nachdem der Rucksack auch am Stand angehängt war, nahmen wir einen kräftigen Schluck. Auf einen Eintrag ins Wandbuch haben wir verzichtet.

Die letzte SL des Duettsteigs lag vor uns. Wieder ein Fall für das Monsterl. Am Stand gab es wieder eine kurze Wartezeit. Eine Seilschaft, die direkt über den Draschgrat gekommen war, war ein paar Minuten schneller gewesen.

Dann konnte ich nachkommen. Und da, beim Abbauen des Standes, passierte es:
ich nahm den Reverso aus dem Zentralkarabiner und hängte den Karabiner (mit dem er am Zentralpunkt eingehängt war) in den Gurt. Dann öffnete ich den Karabiner um den das Seil läuft und nahm das Seil heraus. Den Karabiner hielt ich offen, da er ja gleich in den Gurt sollte. Als ich ihn zum Gurt führte und dabei drehte, rutschte der Reverso durch die Öffnung.
Mein Warnruf war nicht wirklich nötig. Das Gerät schlug ein paar Meter unter mir an den Fels und wurde gut 15 Meter von der Wand weggeschleudert, ehe es sirrend in der Tiefe verschwand.

Shit! Nicht nur, dass sowas ziemlich peinlich ist, war es gar nicht meiner. Na ja, Walter wird ihn sowieso länger nicht benötigen. Aber trotzdem!

Egal, es ließ sich jetzt ja eh nicht mehr ändern. Also ran an den Nachstieg. Eigentlich eine schöne Kletterei. Allerding musste ich am Ende der SL etwas weiter rechts raus an die Kante ausweichen. Denn mit dem Rucksack ist die Verschneidung weiter innen sehr abdrängend.

Am Stand habe ich dann Gerli mein Missgeschick gebeichtet. Der Weiterstieg war trotzdem kein Problem. Wozu gibt es schließlich die HMS-Sicherung (auch wenn sie nicht zu meinen bevorzugten Sicherungsmethoden gehört. Trotzdem gut wenn man sie kann!).

Die 5. SL gehört schon zum Draschgrat. Klettertechnisch eher einfach, wenn auch ziemlich ausgesetzt an der Kante. Die ganze Länge ist nur mit zwei alten Haken abgesichert. Eine gute Möglichkeit für mich, wieder meine Klemmkeile auszupacken.
Vielleicht nicht zwingend nötig, aber jedenfalls eine gute Übung. Ich habe die Länge mit zwei zusätzlichen Keilen recht gut abgesichert.
Dann das schon übliche Spiel: Standbau, Seil einholen, nachsteigen:

Gerli in der 5. SL

Die Keile waren anscheinend gut gesetzt, da sie sich auch durch heftige Seilbewegungen nicht gelockert hatten. Trotzdem ließen sie sich ohne Klemmkeilentferner abbauen.
Als Gerli am Stand war, mussten wir die weitere Route besprechen. Es gab drei Varianten zu Auswahl. Eine V+, eine V und eine IV-.

Die erste Variante, ganz rechts durch den Riss, haben wir gleich ausgeschlossen (zumindest für heute). Ich sicherte Gerlinde nach links in eine Querung. Von hier aus konnte sie besser beurteilen, welche der beiden anderen Varianten sie lieber machen möchte.
Die Enstcheidung fiel auf die linke Variante, zugleich die vorletzte Länge des „Aeroplansteig” (IV-).

Vor der Querung zu Gerlinde hin hat sich noch ein Karabiner verabschiedet. Anscheinend nicht mein Tag heute ;-) Ein halbherziger Versuch der Bergung wurde bald abgebrochen. Das Risiko stand in keiner Relation zum materiellen Verlust.

Ich begann also mit dem Vorstieg. Eine schöne Kletterei. Ziemlich ausgesetzt, aber echt schön. Hier konnte ich auch erstmals zwei Klemmblöcke zur Zwischensicherung nehmen: Bandschlinge rum, Karabiner rein, passt. Zwar nicht zwingend nötig, aber so habe ich auch das einmal in realiter gemacht.

Während ich am Stand nachsicherte, kam Claudia frisch fröhlich über die schwierige rechte Rissvariante (V+) angeklettert. Hier der Beweis:

Claudia in der 6. SL, V+

Ohne langes Verschnaufen machte sich Gerlinde an die letzte SL. Dabei ging es über eine sehr schöne Schlussplatte. Knapp unterhalb des Hochplateaus machte sie Stand.

Nachdem ich nachgestiegen war, kletterte ich gleich am Stand vorbei auf das Plateau hinauf. Nachdem ich sicheren Sitz hatte, konnte Gerlinde den Stand abbauen und auch aufs Plateau hochklettern.
Geschafft!

Der Verlust eines Reverso, eines Karabiners und etwas Haut an den Knien war nichts im Vergleich dazu, die Tour gemeistert zu haben und dabei mehrmals selber eine Zwischensicherung gelegt zu haben.

Da es an der Wand 31,5° C hatte, waren wir ziemlich ausgetrocknet. Die letzten Schlucke der 1,5 l Mineralwasser waren auch schnell aufgesogen.

Wir haben zusammengepackt und beschlossen im Ghf. Postl etwas zu trinken. Auf dem Weg dahin musste ich Gerlinde natürlich den Sky-Walk zeigen. Der Tiefblick ist wirklich super. Ich frage mich jedesmal, wie wohl eine Abseilfahrt von hier aus wäre?

Emil würde hier gerne Abseilen

Nach einem guten Kaffee und einer Apfelschorle waren wir für den Abstieg gestärkt. Allerdings habe ich irgendwie die „Völlerin” nicht gefunden (wahrscheinlich hätten wir weiter zurück zu den Drachenfliegern gemusst). Also sind wir die „Bienengartenries” hinunter.
Das hat mir dann aber sowieso besser gefallen als die „Völlerin”. Auch wenn es am Schluss ein paar kleinerer Klettereinlagen bedurfte:

Gerli beim Abstieg

Wieder am Wandfußsteig war eine kleine Rast am „Dr. Wildenauer Sitz” fällig:

kurze Rast

Bald waren wir dann auf dem Forstweg. Nun noch über die Wiese hinunter und schon waren wir beim Parkplatz. Ein letzter Blick hinauf zum Skywalk zeigte, dass dort noch einige Leute unterwegs waren.

ein Blick zurück

Schnell war die Ausrüstung verstaut. Anstatt uns aber gleich auf den Heimweg zu machen, beschlossen wir, mit dem Auto aufs Plateau zu fahren. So lernen wir die Strecke kennen, falls wir einmal mit den Kindern hinauffahren wollen. Außerdem wollten wir beim Postl noch etwas trinken, denn für die Rückfahrt hatten wir nichts mehr mit.

Wie sich herausstellte war das eine gute Entscheidung. Nicht nur weil wir so unseren Flüssigkeitshaushalt auffüllen konnten. Als wir gerade gehen wollten hat mich plötzlich jemand gerufen. Wie sich herausstellte, war es Claudia, von der ich die Fotos gemacht hatte.

Nach einem Austausch unserer E-Mail-Adressen machten wir uns an die Heimreise. Müde, aber glücklich. Jetzt sind wir beide gespannt, was uns morgen alles weh tun wird.

Was uns heute klar noch wurde war, dass wir uns zwei kleine Rucksäcke zum Klettern besorgen sollten. Sie müssen nur Platz für einen kleinen Imbiss, 1-1,5 l Flüssigkeit, eine dünne Jacke und die Schuhe haben. Natürlich mit Brust- und Hüftgurt. Vielleicht außen ein paar Ösen und Laschen und Zurrgurte.
Werde mich morgen einmal umsehen.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (17 Bilder).

Habe mich um acht Uhr in Baden mit Nikolaus »Niki« getroffen. Kontakt kam per Mail zu Stande. Trotz starken Morgenverkehrs war ich pünktlich da.

Nachdem dann die Ausrüstung umgeladen war fuhren wir mit (m)einem Auto zur Hohen Wand. Unterwegs ein kleiner Zwischenstopp um Proviant zu besorgen.

Erstmals habe ich heute beim Sonnenuhr-Parkplatz geparkt. Gut dass ich weiß, wie man da hinkommt, denn von hier aus geht es in etwa einer ¼ Stunde zu vielen Klettermöglichkeiten.
Wir haben erst einmal unsere Gurte angelegt und dann beraten, was an Ausrüstung alles mit muss:

Ausrüstung sortieren

Diese wurde auf die Gurte verteilt. Der Rest kam in den Rucksack. Noch ein 60 m Einfachseil geschultert und es konnte losgehen.

Wir wählten für heute erst einmal den „Duettsteig” (V-).
Niki erwies sich als ortskundiger Führer, so dass wir schon bald am Einstieg waren.

Die erste SL, sie beginnt mit (V-), ist zugleich die Schlüsselstelle. Vor allem der glatte und rutschige, teilweise auch nasse Einstieg machte den Start etwas schwieriger.
Aber Niki machte sich forsch an den Vorstieg. In guter Spreiztechnik arbeitete er sich empor. Auch die manchmal etwas weiten Hakenabstände konnten ihn nicht bremsen:

Spreiztechnik

Wenn man bedenkt, dass hier doch viele eher weniger sichere Kletterer unterwegs sind, finde ich das nicht so gut. Es empfiehlt sich jedenfalls, zusätzlich ein paar Klemmkeile oder Friends dabeizuhaben (und diese auch einsetzen zu können).
Niki erfüllte beide Voraussetzungen. So konnte er besonders heikle Stellen zusätzlich absichern.

Nachdem der Stand gebaut und das Restseil eingeholt war, gab es für mich keine Ausrede mehr. Ich begann mit dem Nachstieg. Die schwierigen Stellen gingen besser als erwartet.

Dadurch stieg mein Selbstvertrauen so an, dass ich die zweite SL, anfangs auch eine (V-) gleich einmal im Vorstieg probieren wollte.
Auch hier teilweise sehr große Hakenabstände. Also habe ich mir die richtige Anwendung der Klemmkeile zeigen und erklären lassen. Ein Set davon kam an den Gurt und ich kletterte los.
Letztlich habe ich die Keile dann doch nicht gebraucht. Aber es beruhigte ungemein, sie dabeizuhaben. Ich werde mir auch ein Set anschaffen (mal Walter fragen).

Jedenfalls gab es keine größeren Unsicherheiten oder Schwierigkeiten und bald hatte ich den nächsten Zwischenstand erreicht. Dieser bestand aus einem neuen Klebehaken und einem alten Haken mit Ring (wie auch einige der Zwischenhaken).

Aber trotzdem hatte ich schnell einen sicheren Stand eingerichtet und das Seil eingeholt. Dann konnte Niki auch schon mit dem Nachstieg beginnen. Für ihn stellte diese SL natürlich kein Problem dar, schon gar nicht im Nachstieg, so dass er bald am Stand einlangte:

kurz vor dem Stand

Damit waren die schwierigsten Teilstücke der Route erledigt.
Weiter ging es in Wechselführung die restlichen SL. Das Gelände war teilweise von schrofigen Stellen durchsetzt. Der Fels aber durchwegs sehr griffig, wenn auch manchmal etwas locker:

schrofiges Gelände

Natürlich habe ich nach der 3. SL einen Eintrag ins Wandbuch machen müssen. Eine Premiere.

Bald war auch die letzte SL geschafft, und damit der „Duettsteig” beendet.
Damit waren wir aber erst bei etwas mehr als der Hälfte der Wandhöhe angelangt. Weiter ging es am „Draschgrat”. Wobei wir die jeweils schwierigere Variante wählten.

Das begann gleich mit einer sehr ausgesetzten kleinen Querung (V+). Da traute ich mich nicht so recht drüber. Zumindest nicht im Vorstieg, so dass Niki das übernommen hat:

kleine Querung

Zuerst etwa zwei Meter rauf, dann nach rechts in einen Riss, womit die Crux bewältigt war. Dem Riss nach oben folgend. Das stellte dann kein Problem mehr dar.
Beim nächsten Mal traue ich mich das vielleicht auch im Vorstieg (wenn ich einen guten Tag habe).

Die letzte SL habe wieder ich die Führung übernommen. Schweirigkeiten von (III- bis IV). Soweit kein Problem. Aber auch hier einige recht lockere Griffe.
Beim Standbau hat mir eine kleine Eidechse auf die Finger gesehen, ob ich dabei auch alles richtig mache:

aufmerksamer Beobachter

Als dann Niki nachgestiegen war fehlte nur noch der letzte Schritt aufs Hochplateau.
Handshake. Dann wurden erst einmal die Schuhe gewechselt und es folgte eine wohlverdiente, wenn auch eher kurze Trink- und Esspause.

Ich war sehr stolz auf mich. Hatte ich die Tour doch ohne größere Probleme bewältigt (eigentlich hatte ich gar keine Probleme) und sogar einiges an Fürhungsarbeit übernommen. Etwas, dass ich gestern Abend nicht geglaubt habe.

Nach der Rast stiegen wir über die „Völlerin” ab. Unterwegs konnten wir ein paar Paragleiter beobachten:

Paragleiter

Auch ein kurzer Gang auf den Skywalk musste sein.
Eigentlich fnde ich das Teil ja nicht wirklich passend. Aber wenn es nun schon einmal dasteht, kann man auch einen Blick nach unten machen:

Skywalk

Nach einigen Minuten auf der Völlerin bogen wir nach links zum „ÖTK-Klettergarten” ab.

Niki wählte gleich einmal „Ruck Zuck”. Eine sehr glatte (VII-). Bis knapp unter eine Schuppe im letzten Teil kämpfte er sich brav hinauf. Da der nächste Haken erst über der Schuppe war, setzte er zusätzlich einen Keil als Zwischensicherung – es hätte sonst ein weiter Sturz werden können.
So konnte er den schwierigen Zug an der Schuppe wagen. Das ist auch gut gelungen. Der letzte Zug über die Kante war dann kein Problem mehr, auch wenn die Arme schon glühten.

Nachdem er abgelassen war, musste ich es natürlich auch versuchen. Die Sache sah von unten großteils machbar aus.
Aber schon auf den ersten Metern musste ich feststellen, dass der Eindruck täuschte. Die Platte war sehr glatt und rutschig. Viele vermeintlich gute Griffe stellten sich als abgegriffene Aufleger heraus. Und wenn ich dann endlich einen Henkel erwischt hatte, war die Kraft weg.

Trotzdem habe ich es versucht bis mir die Kraft endgültig ausging. Mehr als vier Meter habe ich nciht geschafft. Oder waren es doch fünf?

Jedenfalls wollte Niki die Route gleich daneben, „Santa Fee”, eine heftige (VII+/VIII-) versuchen. Da das Seil schon hing konnte er top-rope den Versuch wagen.
Bis zu ¾ der Länge ging es relativ gut. Aber dann wurde es richtig hart. Aber er hat es geschafft. Auch wenn er ein paar kurze Pausen brauchte, um seine Arme auszuschütteln. Irgendwie hat er sich nach oben gekämpft. Und nach einem letzten, langen und harten Zug war er oben. Gratuliere! Mir tat schon vom Zusehen jeder Muskel weh.

Zum Schluss wollte ich noch einen Vierer im Vorstieg machen. Dazu wählte ich mir den „Völlerinpfeiler”, eine (IV+). Diese wurde mit der „Wilden Völlerin” (III-) kombiniert.
Der Beginn des „Völlerinpfeiler” war aber recht hart. Er kam mir schwieriger vor, als der Einstieg zum „Duettsteig”, obwohl er weniger schwer bewertet wird.
bild??

Nach den ersten Metern ging es aber recht flott über große Griffe und Tritte zum Stand. Von hier nach rechts in die „Wilde Völlerin”. Der Übergang, bei dem man etwas raus muss, bereitet kurz Herzklopfen.
Letzten Endes war es dann aber nicht schwer, wenn man sich einmal überwunden hatte.
Bald war ich am Ziel.

Durch die Zusammenlegung der Routen war der Seilverlauf nicht optimal. Statt Ablassen haben wir uns zum Nachsteigen entschieden.
Über das Plateau dann wieder zur „Völlerin”. Weiter zum Klettergarten und unsere Sachen eingepackt.

Der Abstieg erfolgte dann über die „Völlerin”. Diese war teilweise durch loses Geröll recht unangenehm. Einmal hat es mich auch ordentlich auf den Allerwertesten gesetzt, als mir die Beine weggerutscht sind.
Je länger der Abstieg dauerte, desto mehr begann ich meine knie zu spüren. Hätte ich doch die Stöcke mitnehmen sollen.

Zum Schluss noch über eine Wiese und dann waren wir wieder beim Parkplatz. Die Ausrüstung verstauen und wir machten uns, müde – aber glücklich, auf den Rückweg.
Mir hat es getaugt. Ich werde diese Partie sicher auch einmal mit Gerlinde wiederholen.

Jetzt müssen wir am Abend nur noch die Deutschen schlagen, dann wäre der Tag perfekt!

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (78 Bilder).

Voll Theorie, mit neu fixierten Expressen und viel Motivation ging es heute erstmals an die Hohe Wand.

Zusammen mit Gerlinde wollte ich den Wienersteig (III+) bezwingen. Es sollte unsere erste längere Tour in etwas alpinerem Gelände werden. Entsprechend gut waren wir ausgerüstet:

  • 2 Seile á 50 m inkl. Seilsack
  • Sitzgurte
  • Brustgurt und Helm
  • 12 Expressen
  • 5 Bandschlingen (von 60 – 120 cm)
  • 6 Karabiner
  • 2 Selbstsicherungen
  • Tuber und Reverso
  • 2 Reepschnüre (3 und 5 m)
  • Kletterschuhe
  • Sonnenbrillen
  • Chalkbags
  • Funkgeräte
  • Überjacken und Regenschutz
  • Trekkingstöcke
  • und natürlich etwas zum Trinken und zum Essen

Das alles wurde in zwei Rucksäcken verstaut.

Ich hatte mich vorher schon eingelesen und mir auch Topos ausgedruckt. Wie wir an die Hohe Wand kommen sollten war auch geplant. Also machten wir uns gegen 11 Uhr auf den Weg.

In Grünbach haben wir zuerst die Abzweigung bei der Kirche übersehen. Nach der Ortschaft wurde gewendet und im zweiten Anlauf haben wir dann auch zum Seiser Toni gefunden. Allerdings war in keiner Beschreibung ersichtlich, dass für diese Anfahrt ein Gelädewagen empfehlenswert wäre.

Der Seiser Toni hatte noch geschlossen. Wir waren die einzigen am Parkplatz – und an der ganzen Wand.
Nachdem die Ausrüstung geschultert war, machten wir uns auf den Weg (wie sich beim Abstieg herausstellte hätte es noch einen anderen, kürzeren Weg gegeben. Aber wie auch immer, wir haben zum Wandfußsteig gefunden).

Irgendwie haben wir dann auch an den Wandfuß gefunden und landeten am Einstieg des Kanzelsteigs. Jetzt hätten wir noch gut 200 m nach links (Richtung Osten) gehört. Allerdings juckte es uns schon in den Fingern. Also beschlossen wir, als erstes Abenteuer an der Hohen Wand den Kanzelsteig (II+) zu begehen.

Ein paar Meter oberhalb des Wandfußsteiges befindet sich die Tafel. Oberhalb derselben fanden wir einen geeigneten Platz um die Ausrüstung anzulegen. Jetzt waren wir bereit.

Zuerst noch ausführliches Geländestudium, dieTopo mit der Realität verglichen, den ersten Haken gesucht …
Diesen haben wir dann auch entdeckt. Im oberen Drittel einer abgegriffenen Platte, gut 20 m über unserem Standplatz. Wir sahen keine Möglichkeit einer Zwischensicherung (ganz abgesehen davon, dass wir sowieso keine KK haben und uns auch deren Ver- und Anwendung nicht vertraut ist). Eine Sicherung über diesen BH erschien sinnlos, denn ein Sturz auf den Weg dorthin musste unbedingt zu einem Grounder führen. Und weiter runter kann man ohne Seil auch nicht fallen.

Gerli hat dann beschlossen, einfach gerade die Rinne hinaufzusteigen und auf jede Sicherung zu verzichten. Forschen Schrittes kletterte sie los:

Gerlinde steigt los

Es war gut, dass ich hinterher marschierte, denn ich hatte den Helm auf. Zwar wird in jeder Topo auf die Steinschlaggefahr in dieser Steilrinne hingewiesen, aber dass es so schlimm ist hätte ich nicht gedacht.
Kann sein, dass auch der Frost des Winters zusätzlch viele Steine gelöst und gelockert hat. Jedenfalls zog sich das viele lockere und lose Gestein bis zum Ausstieg hin.

Das Testamentswandl machte kurzes Kopfzerbrechen. Aber dann fand ich eine gangbare Lösung.
Wir schnauften weiter die Rinne hinauf. Im Mittelteil, eine Gehstrecke über grasiges und erdiges (und dadurch teilweise sehr rutschiges) Gelände mussten wir eine Pause einlegen. Auch ein paar Schlucke waren dringend nötig.

Dass es mit unserer Kondition nicht zum Besten steht war klar. Aber normalerweise ist es so, dass man sich eine SL im Vor- oder Nachstieg hinaufarbeitet. Dann gibt es am Stand eine Erholungspause wenn der Partner gesichert wird. Und so geht es immer höher.
Da wir aber ungesichert unterwegs waren, gab es keinen Stand und somit keine Erholungspause. Mittlerweile habe ich auch schon die umfangreiche, und heute sinnlose Ausrüstung verflucht. Vor allem das ungenutzte Seil war ziemlich störend (vor allem in der Brekzienrampe).

Wir brauchten etwa eine halbe Stunde bis auf den Grat (ich sag ja, keine Kondition). Hier klettere ich gerade den letzten Meter auf den Grat:

kurz vor dem Grat

Die Aussicht war aber wirklich sehr schön und imponierend. Das ist schon etwas anderes, als wir es bisher gewohnt waren. Dazu kam das traumhafte Wetter. Die Sonne knallte richtiggehend an die Wand. Ich war froh, dass ich eine Sonnencreme (LSF 20) dabei hatte. Also schnell eingecremt, damit es keinen Sonnenbrand gibt. Kaum zu glauben, dass Februar ist!

Das Stück den Grat entlang war wunderschön. Allerdings hat sich hier über den Winter eine Menge Gamskot angesammelt. Dieser machte sich in der Hitze olfaktorisch zeitweise recht unangenehm bemerkbar.

Die letzten Meter gab es noch eine kurze Kletterei an einer löchrigen Platte. Hier erwiesen sich einige der auf den ersten Blick großen und festen Griffe als richtige Wackelkandidaten, die für ein paar schnelle Herzsschläge sorgten.

Aber dann waren wir auf der Großen Kanzel beim Wildenauer Kreuz angelangt. Hier trafen wir nur auf gezählte drei Leute, die das herrliche Wetter zu einem Spaziergang oder einer kleinen Wanderung nutzten. Der Gipfelsieg wurde mit einem Kuss gefeiert:

am Wildenauer Kreuz

Jetzt hatten wir uns eine Stärkung verdient. Vorher aber haben wir noch die Schuhe gewechselt. Selten hat mir eine Jause so gut geschmeckt:

Brotzeit

Als wir die Aussicht und die warmen Sonnenstrahlen genügend genossen hatten, machten wir uns an den Abstieg.
Nach Westen Richtung Eicherthütte und dann nach links. Ehe wir dem Grafenbergweg nach unten folgten, fanden wir eine schattige Stelle an der noch etwas Schnee lag. Gerlinde musste natürlich gleich einen Schneeball formen und eine kleine Schneeballschlacht beginnen. Ich habe mich aber nicht gewehrt.

Schneeballschlacht

Der Abstieg selbst war dann kein Problem, auch wenn an sehr vielen Stellen eine Menge an losem Geröll lag. Wir folgten immer nur den gelben Pfeilen Richtung Seiser Toni.
Nachdem die Ausrüstung verstaut war, warfen wir einen letzten Blick zurück …

ein letzter Blick zurück

… ehe wir uns auf den Rückweg machten.

Das Fazit des heutigen Tages?

  • Ein herrlicher Tag bei Superwetter.
  • Wir waren für diese Unternehmung deutlich zu gut ausgerüstet. Allerdings war es ein gutes Konditionstraining, die ganzen Sachen mitzuschleppen (und bei anderen Anstiegen, wie etwa dem Reinecke Fuchs III bis IV+, werden wir das auch alles benötigen).
  • Wir müssen an unserer Kondi arbeiten.
  • Die Hohe Wand wird uns sicher wiedersehen. Vielleicht kommt das nächste Mal auch Walter mit?

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (20 Bilder).