13.07.2009

Mit Alex an die Hohe Wand. Der übliche Montagmorgen-Verkehr. Trotzdem pünktlich geschafft. Alex nicht. Also weiter zum Südbahnhof. Aber jetzt!

Viele graue Wolken. Ich machte mir keine Sorgen, wusste ich doch den Wetterbericht auf meiner Seite. Alex war eher skeptisch.
Kaum beim Postl aus dem Auto geklettert fielen auch schon die ersten Tropfen. Soviel zur Verlässlichkeit der Wetterfrösche. Nach zwei Minuten leichtem Sprühregen war es aber auch schon wieder vorbei. Buhh, Glück gehabt. Also Ausrüstung aufnehmen und los.

Als Abstiegspfad wurde die Völlerin gewählt. Da geht es dann eine weitere Strecke am Wandfußsteig entlang, wo mir Alex die Einstiege zu den verschiedenen Routen zeigen konnte. Da gibt es schon einige. Nach einer Weile hatte ich allerdings schon wieder vergessen was am Anfang war. Aber ich habe ja den Brehm.

Unterm Skywalk konnten wir ein paar Leute bei einer Abseilaktion über die gesamte Wand beobachten (erst ein paar Minuten zuvor hatte ich Alex erzählt, dass ich das gerne einmal machen würde).

Für den Anstieg war heute der untere Teil von Betty & Paul (VI), also die Betty (V+), geplant. Ich wollte hier schon einmal mit Gerlinde gehen, aber damals erschien es mir zu heftig. Heute, im Nachstieg, wollte ich es aber jedenfalls versuchen. Wenn ich dann die Strecke kenne, kann ich ja einmal mit Gerli gehen. Soweit die Vorstellung.

Die ersten Meter schienen durchaus machbar. Auch im Vorstieg. Als es aber nach links in den Spalt ging hat auch Alex etwas gebraucht. Das ließ Schlimmes erahnen.
Es war dann sogar noch schlimmer. Eine wilde Spreizung, ungutes Übergreifen, letztlich ein kurzer Griff in die Expresse. Also im Vorstieg werde ich das sicher nicht so schnell machen – wenn überhaupt.

Ziemlich geschafft musste Alex gleich wieder die Führung übernehmen. Zuerst eine wilde Querung (mach ich auch nicht im Vorstieg), dann einen heftigen Riss hoch:
2. SL Betty & Paul

Sieht auf dem Bild viel harmloser aus als es ist. Im oberen teil des Risses hat es mir auch einmal die Beine weggerissen. Zu früh entlastet und schon sah mein Schienbein so aus:
Kleine Plessuren

Tapfer habe ich mich zum Stand hochgekämpft. Was blieb mir auch anderes übrig? Ich war ziemlich fertig. Und das lag nicht nur an der Hitze (klar, dass gerade im schwersten Teil die Sonne rauskam). Erst einmal einen Schluck trinken.
Bisher hatte ich schon den Großteil meiner Sünden abgebüßt. Ich machte mir keine Sorgen, dass ich heute den Rest auch noch schaffen würde.

Nachdem ich etwas zu Atem gekommen war, wagte ich den Vorstieg der letzten SL. Der begann mit einer schönen Verschneidung im SG V-. Nicht ganz einfach, aber mit Bedacht und guter Spreiztechnik durchaus machbar:
ordentlich Spreizen

Geschafft. Alex hatte im Nachstieg natürlich keinerlei Probleme. Seil aufnehmen und nach links Richtung Hinterholz. Auf diese Route habe ich mich schon gefreut. Allerdings umsonst, wurde doch der Einstieg von einem kapitalen Steinbock bewacht. Bei Annäherung zeigte er deutliche Drohgebärden. Alles Bitten und Betteln half nichts. Er wollte einfach nicht weichen.

Da der Klügere bekanntlich nachgibt beschlossen wir, zum Aeroplansteig zu wechseln. Die Querung dahin ist teilweise recht heftig. Der erste kurze Teil der Aeroplansteigs, mit III+ bewertet, musste mit Seilsicherung geklettert werden. Dieses Stück sollte man nicht unterschätzen. Sehr ausgesetzt. Klettertechnisch nicht schwer, aber durch die paar erdigen Stellen könnte es einen wilden Abflug geben.

Am Stand sollte es nach rechts weitergehen. Zugleich zweigt hier aber die Hochempor Verschneidung (V+) nach oben ab. Eine steile Rampe mit traumhaften Tropflöchern, schwärmt jder Brehm. Ich konnte auch das Glitzern in Alex´ Augen sehen. Also erklärte ich mich bereit, hier hinauf das Plateau zu erklimmern. Es schien ja durchaus machbar.

Aber natürlich musste Alex mit dem Vorstieg ran. Brav arbeitete er sich die Platte hoch. Begeistert schilderte er, was da doch für tolle Leisten sind und überhaupt ist alles eh nicht so schlimm:
ausgesetzt, abgeschmiert, kleingriffig

Da wir nicht genügend Expressen hatten wurde Zwischenstand gemacht. Auf einem kleinen Absatz, der gerade genügend Platz für vier Füße bot. Steil und ausgesetzt – herrlich.
Bis ich allerdings am Stand war wurde es recht heftig. Die kleinen Leisten waren zwar vorhanden, aber großteils glattpoliert, somit für mich kaum brauchbar. Die erste SL müsste meiner Meinung nach von V eher auf VI- aufgewertet werden. Zweimal muss man auch heftig zur Seite ausspreizen. Ein Blick in die saugende Tiefe war nicht gerade förderlich für meine Moral. Nur mit technischer Hilfe schaffte ich es bis zum Stand.

Weiter gings. Da die zweite SL noch schwieriger ist, musste wieder Alex ran. Die Sonne knallte und Alex schwitzte. Erst im Nachstieg habe ich gemerkt, dass es wohl nicht nur die Sonne alleine war.
Jetzt war auch die kleinste meiner Sünden abgebüßt. Noch glatter, noch steiler, noch ausgesetzter und noch kleinere Leisten. Ich bewundere Alex´Moral. Hier werde ich sicher nie einen Vorstieg machen (und länger wohl auch keinen Nachstieg). Wie ich diese Länge gemeistert habe kann ich nicht sagen. Aber irgendwann war es geschafft.
Jetzt einen großen Schluck aus der Buddel.

Das letzte Stück aufs Plateau war wieder ich dran. Das war aber eine echte Genusskletterei. Teilweise zwar etwas locker, aber echt entspannend zu klettern. Etwas links vom Standring des Draschgrat kam ich ans Ziel. Am Nebenstand werkte eine 3er-Seilschaft aus Ungarn.

Nachdem auch Alex den Ausstieg geschafft hatte, hatten wir eine Verschnaufpause verdient. Schuhwechsel, trinken, Material verstauen, Seile aufnehmen, fertig. Kurz bevor wir gingen, kamen ein Rudel wilder Typen daher. Die wollten eine Slackline schräg über das Fuchsloch spannen. Eine Hilfsleine zum Rüberziehen des Seils hing auch schon. Wir wollten dann aber nicht weiter zusehen, da das sicher eine längere Geschichte werden würde. Also auf zum Postl.

Ein Getränk war hochverdient und für mich auch bitter nötig. Blöd nur, wenn man kein Geld eingesteckt hat. Gerli würde sagen, dass das typisch für mich ist (ich bin jahrelang ohne einen Schilling in der Tasche herumgelaufen). Aber da Alex aushalf, konnte ich mir eine große Apfelschorle gönnen.
Hinterher nur noch nach Hause. Beim Aufstehen spürte ich erst, wie müde ich eigentlich war. War auch echt eine heftige Kletterei.

Aber schön war es trotzdem. Und immerhin bin ich alle meine Sünden losgeworden.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (Hab etwas Geduld, 13 Bilder).