August 2008

Heute stand der „Draschgrat” auf dem Programm. Ab morgen soll das Wetter ja umschlagen, so dass tritt den schönen Tag heute noch ausnützen wollten. Zugleich die Gelegenheit, meinen neuen Helm zu testen.

Aus den letzten Erfahrungen klüger geworden sind wir nur bis zum Sonnenuhr-Parkplatz gefahren.
Da haben wir dann gleich die Gurte angelegt, das benötigte Material eingehängt, den Rucksack gepackt und dann ging es los. Sogar die Bandschlingen haben wir diesmal nicht vergessen ;-)

Nach knapp 20 Minuten Zustieg waren wir am Einstieg. Unterwegs haben wir drei Eidechsen und ein Eichkätzchen gesehen. Am Wandfußsteig dann noch eine Gams. Diese ist aber gleich die Wand hochgetrampelt (von wegen Eleganz und so). Fast eine Minute lang war danach das Fallen von Steinen und Erde zu hören.

Trotz meines letztmaligen Fehlversuches haben wir uns wieder für die Variante „Direkter Einstieg” (IV+) entschieden. Heute mit Erfolg, denn bald war der Einstieg geschafft. Danach ging es über leichtes Gelände bis zum Stand.
Diesen habe ich an einem Felsblock gebaut:

bei der Standarbeit

Jetzt konnte Gerlinde nachsteigen. Auch sie fand die ersten Meter schwerer als den ausgewiesenen Vierer. Aber sich rechts an der Kante haltend hatte sie es auch nach kurzer Zeit geschafft.

das letzte Stück der 1. SL

Vom Eigenbau-Stand bis zum regulären Stand habe ich Gerlinde in der Sicherung belassen. Nachdem sie sich am Einstieg zur 2. SL selbst gesichert hatte, konnte sie mich nachführen.

Jetzt war Gerlinde mit dem Vorstieg dran. Ich habe ihr noch den Rucksack abgenommen, dann konnte sie losklettern. Sie wählte die Variante entlang der Verschneidung.
Da es eine eher kurze SL ist, war sie schnell geschafft.

Der Nachstieg war kein Problem.
Die 3. SL kann man in zwei Längen aufteilen, wenn man die neue Variante ganz nach links wählt. Für unsere erste Draschgratbezwingung ging ich aber direkt am Grat entlang hoch. Dadurch ist diese SL sehr lang. Absicherungen gibt es hier so gut wie keine. Aber mittels zweier Bandschlingen konnte ich doch ein subjektives Sicherheitsgefühl schaffen.

Nun war wieder Gerli mit dem Vorstieg dran. Das letzte Stück bis zu der Stelle, an der „Draschgrat” und ԰Duettsteig” zusammentreffen.
Geplant wäre es gewesen, links am Pfeiler durch die Verschneidung hochzusteigen. Aber irgendwie ist sie immer weiter nach rechts gekommen. Letztlich ging es durchs Gemüse und von der „Maschekseite” her zum Stand.

Der Nachstieg war daher nicht ganz einfach, da ich im starken Bewuchs den Rucksack vom Rücken fummeln musste, um dem Seil zwischen den vielen Bäumen hindurch folgen zu können. Klar, dass ich davon wenig begeistert war.

Aber die Hälfte der Tour lag nun hinter uns.
Die nächste Länge folgte direkt dem Grat. Ich finde sie sehr schön. Für Gerlinde erscheint sie sehr ausgesetzt. Wir kennen die Route ab hier ja schon von der ersten Begehung des „Duettsteig”.

Es konnte, nach einer kurzen Trinkpause (mittlerweile wurde es doch schon recht warm), also gleich weitergehen.
Die Sicherung durch zwei Normalhaken habe ich mittels selbstgelegter Zwischensicherungen ergänzt.

Gerlinde stieg nach. Am Stand angekommen besprachen wir, wie es weitergehen soll.
Wir entschlossen uns für dieselbe Variante wie beim ersten Mal. Also querte Gerlinde gleich weiter zum „Aeroplansteig”.

Dann konnte ich den Stand abbauen und auch queren.

Die letzten beiden SL habe ich zu einer zusammengezogen. Die ersten Meter sind nicht ganz einfach. Vor allem der zweite Klebehaken macht die Sache problematisch. Während man rechts in der Verschneidung klettert, liegt der Haken weit links auf einer sehr glatten Platte.

Aber nach dieser Stelle geht es relativ leicht weiter. Große Griffleisten und Henkel, genügend Tritte. Da stört auch die Steilheit und das Ausgesetzte nicht. Im Gegenteil, das macht so richtig Spass!

Ich machte knapp unterhalb des Plateaus Stand. Dann konnte Gerlinde nachkommen.
Während ich da so an der Kante hing fiel mir ein, dass es eigentlich nur zwei Meter weiter, direkt am Plateau einen bequemen Stand gibt. Leider zu spät.

Aber auch so war es kein Problem. Allerdings machte die Verständigung etwas Probleme. Wie sich dann herausstellte war der Akku im Funkgerät von Gerlinde leer geworden.

Und dabei hatte ich beide zu Hause noch kontrolliert. Sie zeigten jeweils zu zwei Drittel volle Akkus. Na ja, es muss notfalls auch ohne Technik gehen.

Jedenfalls funktionierte es dann mit lautem Schreien. Gar nicht so einfach, denn mittlerweile war der Wind ziemlich aufgefrischt. Das war bei der Hitze (an der Wand sicher 35°) zwar angenehm, für die Verständigung aber eher abträglich.
Gerli stieg nach und gleich weiter aufs Plateau.

Nachdem auch ich oben war, gab es erst einmal einen kräftigen Schluck. Dann raus aus den Kletterschuhen. Schnell noch ein Gipfelfoto geschossen:

Gipfelsieg

Nachdem die Ausrüstung verstaut war, machten wir uns an den Abstieg.
Wieder die „Völlerin” verpasst. Ich weiß nicht, warum ich diese immer so weit links suche. Aber dafür die „Frauenlucke” gefunden.

Gerlinde wurde beim ersten Blick in die Tiefe ziemlich blass. Ich wollte aber gerne runtersteigen. Also bastelten wir aus zwei Bandschlingen und zwei Karabinern ein Notklettersteigset. Damit fühlte sich auch Gerlinde sicher genug um den Abstieg zu wagen.
Nachdem sie von den ersten Eisenklammern auf die Leiter gewechselt hatte, ging es ihr aber gut und der Abstieg machte ihr sogar Spass:

Gerli in der Frauenlucke

Nach der Leiter folgten noch ein paar Eisenklammern mit etwas größerem Abstand. Das Problem war aber mehr der von tausenden Händen und Füßen glattpolierte Fels. Unglaublich.
Nach der „Frauenlucke” trafen wir doch noch auf die „Völlerin”. Geht doch!

Hier stiegen wir gemütlich ab. Auch von hurtig vorbeischreitenden jungen Männern in Bergschuhen ließen wir uns nicht hetzten!

Am Auto angelangt wurde alles verstaut. Mittlerweile war es schon extrem heiß geworden. Also nochmal ein kräftiger Schluck aus der Flasche.
Erfreut haben wir festgestellt, dass wir heute kein Material verloren haben. Wird schon!

Zur Belohnung sind wir zum Ghf. Postl hochgefahren. Langsam wird der Hauskaffee zur Tradition.
Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit wählte ich heute einen Platz an der Sonne. Das muss die Vorseheung gewesen sein, denn ich bin eigentlich eingefleischter Schattenhocker.

Während wir die Tour Revue passieren ließen und den Kaffee genossen, gab es plötzlich einen fürchterlichen Schepperer. Wie sich herausstellte, hatte der starke Wind eine der Schieferschindeln vom Dach gelöst. Diese ist mit enormer Wucht genau dort eigeschlagen, wo ich gesessen hätte, wenn ich den Schattenplatz gewählt hätte.
Gerlinde hat die Fritattensuppe daraufhin gleich nicht mehr so besonders geschmeckt. Na ja, bin ich auch zu ein paar Löffeln Suppe gekommen.

Nach diesem Schock ging der Kaffee aufs Haus. Die Heimfahrt war kein Problem, auch wenn es fast einen Unfall gegeben hätte, als ein Kastenwagen unmotiviert auf die linke Seite zog.

Was haben wir heute gelernt:

  • das nächste Mal nehmen wir wieder den Duettsteig (vielleicht einmal mit Desi?)
  • jeden griff und tritt prüfen, da sehr viele (auch große) steine locker sind!
  • man kann auch klettern ohne Material zu verlieren
  • auch ein 40er Sonnenschutz kann zuwenig sein
  • hin und wieder ist es doch gut, wenn man seine eingefahrenen Gewohnheiten ändert.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (9 Bilder).

Leider gab es auf den Verlust meines Helmes keine Reaktion in einem der Kletterforen. Da wir aber morgen an die Hohe Wand wollen, musste heute ein neuer Helm besorgt werden.

Zuerst einmal zum Eybl. Da habe ich auch ein scheinbar geeignetes Modell gefunden. In Aktion, und mit zusätzlichen 20% Rabatt war der Helm auch äußerst günstig.

Zu Hause musste ich am PC einiges erledigen. Dazu habe ich den Helm aufgesetzt. Nach einer ¾ Stunde merkte ich aber, dass der Helm doch nicht so ganz optimal sitzt. Es bildeten sich einige unangenehme Druckstellen.

Also zurück zum Intersport und Helm wieder retourniert. Jetzt hatte ich zwar mein Geld wieder, aber noch immer keinen Helm.

Nächster Versuch beim Bergfuchs.
Nach einer guten halben Stunde Herumprobieren habe ich mich für einen Mammut entschieden. Wieder ein Hartschalenhelm. So sieht er aus:

neuer Kopfschutz

Morgen gibt es dann den Test unter realen Bedingungen. Bin schon gespannt.

Das heutige Kletterabenteuer war wieder eines mit kleinen Verlusten und unvorhergesehenen Materialschwächen (wir berichteten).

Also sind wir auf der Heimfahrt noch zum Eybl gefahren. Da habe ich drei HMS-Karabiner und einen kleineren Karabiner auf Reserve gekauft.
Ich habe kurzeitig überlegt, ob ich auch noch ein paar Bandschlingen mitnehmen soll. Aber für heute habe ich das gelassen. Vielleicht beim nächsten Mal.
Was nützen einem auch noch so viele Schlingen, wenn man sie dann eh im Auto lässt – wie heute passiert.

Am Abend habe ich dann das Material auf der Terrasse ausgebreitet.
Gerli hat die Schuhe gewaschen und die Sohlen gereinigt. Ich habe mich dem Rest gewidmet: alle Teile kontrollieren, auf Funktionstüchtigkeit prüfen und ordentlich verstauen.

Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich den Hüftgurt vom Monsterl genäht. Dabei musste ich manchmal meinen Leatherman als Nadelhalter verwenden, da ich sonst die Nadel nicht durch das Material stechen konnte. Aber das hat recht gut geklappt:

Näharbeiten

Jedenfalls ist die abgerissene Materialschlaufe jetzt wieder dran und sollte wie gewohnt funktionieren.

Tja! Soo war das eigentlich nicht geplant. Aber was soll´s? Jetzt kann man das nicht mehr ändern. Und zumindest haben wir daraus gelernt. Aber schön der Reihe nach:

Folgendes stand auf der To-do-Liste für den heutigen Tag:

  1. Auto beim Ghf. Postl abstellen
  2. Gurte anlegen, Material anhängen, Seile nehmen, zum Ausstiegspunkt des „Draschgrat” gehen
  3. zum Wandfußsteig abseilen (3-5 Längen, je nachdem)
  4. „Draschgrat” hochklettern
  5. zum Postl etwas trinken
  6. nach Hause fahren

Abgelaufen ist es dann so:
Nachdem wir ein Stück vor dem Ghf. Postl geparkt hatten, haben wir die Ausrüstung angelegt. Alle Karabiner, Abseilgeräte, Expressen, … in die Gurte gehängt, Getränke in den Rucksack, Schuhe und Helme eingepackt, die Seile geschnappt und es konnte losgehen.

Als wir am Drachenfliegerstartplatz vorbeikamen, sah ich dort die Ausrüstung eines Paragleiters liegen. Unter anderem lag da auch sein Funkgerät.
Shit. Unsere lagen noch im Auto. Also schnell zurück (so weit war es eh nicht) und die Handgurken geholt.

Aber jetzt!
Der Wand folgend wanderten wir zum geplanten Abseilpunkt. Dabei boten sich des Öfteren beachtliche Tiefblicke, die einem schon etwas schwummerig machen konnten.

Am Ziel, beim Ausstiegsplateau vom Draschgrat, angekommen, wurde der Abstieg vorbereitet. Nochmals die Ausrüstung überprüft, die Kletterschuhe angelegt, die anderen Schuhe verstaut, die Funkgeräte eingeschaltet und die Seile aufgenommen. Dann waren wir bereit:

Vorbereitungen beendet

Gerlinde wurde von mir am Stand auf dem Plateau in die Sicherung genommen und über die Kante zum Abseilring gesichert.

Hier konnte sie sich dann am Abseilring in die Eigensicherung hängen und das Seil durchfädeln. Nun das zweite Seil dazu und beide fest verknüpfen. Super gemacht!
Ich habe die beiden Seile dann ausgeworfen.

Während Gerlinde das Abseilgerät einhängte, wurde sie von einem Paragleiter genau beobachtet:

Gerlinde wird beobachtet

Nachdem sie das Abseilgerät eingehängt und mit einer Prusik hintersichert hatte, stieg ich zu ihr ab (durch sie gesichert). Bei ihr am Stand legte auch ich mein Sicherungsgerät ein.
Entgegen unserem ursprünglichen Plan seilte ich mich zuerst ab.

Durch die zwei verknüpften Seile konnte ich mich gleich über die ersten zwei SL abseilen. Dort, wo die Querung vom „Aeroplansteig” zum „Draschgrat” ist, machte ich Stand.

Das klingt jetzt leichter als es war.
Ich hatte das Gelände vom Klettern deutlich steiler und felsiger in Erinnerung, als es eigentlich wirklich ist. Wahrscheinlich konzentriert man sich beim Klettern auf andere Dinge.

So musste ich beim Abseilen das Seil öfter vorsichtig auf kleinen Absätzen aufnehmen oder aus diversen Pflanzen befreien und wieder ein Stück weiter auswerfen.
Wir sind extra unter der Woche zum Klettern gegangen, da wir davon ausgingen, dass da sonst niemand unterwegs sein wird (sonst hätten wir das Abseilen nicht gemacht). Trotzdem versuchte ich, so wenig Steine und Erde wie möglich aus der Wand zu befördern.

Das ist mir recht gut gelungen, kostete aber doch einiges an Zeit.

Nachem ich Stand gemacht hatte, konnte Gerlinde sich Abseilen.

Gerlinde seilt ab

Aus irgendeinem Grund dauerte es aber fast fünf Minuten, ehe das funktionierte. Sie kam einfach nicht vom Fleck. Obwohl alles richtig eingelegt war, der Prusik nicht klemmte, …

Kurz nachdem dann die Abseilfahrt losging, ertönte auf einmal ein Schrei und ich sah zwei silbrig glänzende Teile durch die Luft fliegen.

Wie sich herausstellte, war ein Seilstrang hinter der rechten vorderen Materialschlaufe vorbeigelaufen. Das sollte eigentlich kein Problem sein, aber irgendwie hat er die Materialschlaufe ausgerissen. Frag mich nicht, wie das geht.

Glück gehabt, dass zu dem Zeitpunkt nur zwei Karabiner darin hingen. Einen davon hat sie beim Abseilen sogar wiedergefunden.

Trotzdem ist es nicht übertrieben, wenn ich sage, dass sie ziemlich angefressen war, als sie endlich am Stand eingetroffen ist.
Ich nahm das nicht so ernst. Noch dazu, wo ich selbst erst vor Kurzem einen Reverso und einen Karabiner ausgestreut hatte. Sowas passiert schon mal!

Jedenfalls war mittlerweile fast eine Stunde vergangen. Zu diesem Zeitpunkt wollten wir eigentlich schon am Wandfuß stehen. Und wir hatten noch drei Abseillängen vor uns. Das hat die Stimmung auch nicht gerade gehoben.

Weiter ging es über die kurze Querung zum „Draschgrat”. Gerlinde hat mich hingesichert, ich habe sie dann nachgeholt. Dabei konnte ich sie noch rechtzeitig vor einem sehr lockeren Henkel bewahren, der bei Belastung mit Sicherheit ausgebrochen wäre.

Jetzt waren wir direkt am Grat und wollten diesen entlang weiter abseilen.
Das übliche Spiel: Seil durchfädeln, verknüpfen, Knoten an den Enden kontrollieren, Warnruf, Seile auswerfen, Sicherungsgerät einhängen, Hintersichern, Abseilen.

Klingt einfach? Ist es auch. Zumindest in einem steilen Gelände. Auf dem eher flachen, sehr zerklüfteten Grat ist es allerdings nicht so einafch. Immer wieder muss das Seil entwirrt und weiter ausgeworfen werden.

Dieses Stück war auch etwas schwieriger, weil man gegen den Seilzug ankämpfen musste, um auf dem Grat zu bleiben und nicht rechts davon (von unten gesehen) in die Spalte abzuseilen, in der größere Bäumchen arge Abseilhindernisse bilden.

Aber Gerlinde hat das super gemeistert und ich folgte nach. Seil abziehen und weitermachen.

Die Stimmung war immer noch nicht besser geworden. Schon zu viel Zeit hatten wir verplempert.
Also entschlossen wir uns, weiter über den „Duettsteig” abzuseilen. Diesen kennen wir schon und wissen, wo die Stände sind (die wir am „Draschgrat” erst suchen hätten müssen).

Außerdem ist es hier steiler, was weniger Probleme mit dem Seil macht.
Um das Ganze noch zu beschleunigen, hatte ich einen Geistesblitz. Wir werfen die Seile nicht aus und sortieren sie beim Abseilen, sondern ich lasse Gerlinde an einem Strang ab.

Das bietet gleich mehrere Vorteile:

  1. es geht schneller
  2. bei Problemen kann ich sie wieder hochholen
  3. kein Verfangen des Seils

Gesagt getan.
Uns schon kurz darauf war Gerlinde am nächsten Abseilpunkt, am Stand der 2. SL, angelangt.

Ich musste nur den zweiten Seilstarng auswerfen, mich mit einer Exe am ersten Strang einhängen und konnte gezielt zu Gerlinde hin abseilen.

Das gleiche Spiel haben wir noch einmal gemacht und schon war Gerlinde am Einstiegspunkt des „Duettsteig”.
Da war gerade eine 3-er-Seilschaft dabei, sich zum Klettern fertig zu machen. Also waren wir doch nicht allein.

Schnell habe ich mich das letzte Stück abgeseilt.
Zumindest bis zu Punkt 3 unserer Liste hatten wir es jetzt gschafft. Allerdings wären wir in dieser Zeit schon mindestens dreimal zu Fuß über die Völlerin abgestiegen. Wenn wir gleich von Anfang an zuerst einen abgelassen hätten, wäre es locker in der halben Zeit gegangen.
Aber wir haben es zumindest gemacht und daraus gelernt.

Jetzt war erst einmal eine Trinkpause angesagt. Auch wenn sich die Wolken immer höher auftürmten und immer dunkler wurden, war es doch ziemlich heiß. Dementsprechend groß war der Durst.

Nach einer kurzen Erfrischung, die 3-er-Partie war schon am Anstieg, haben wir uns auf die Suche nach dem Einstieg zum „Draschgrat” gemacht.
Es dauerte eine Weile bis wir eine Kante entdeckten, die es sein könnte.

Nach einem verzweifelten Versuch diese zu erklimmen, es sollte eine IV sein, gab ich auf. Wieder auf dem Boden angekommen meinte ich, dass müsste wohl etwas anderes sein. Der Einstieg müsse wohl weiter rechts liegen.

Einige Minuten irrte ich durch die Gegend. Gerlindes Stimmung verfinsterte immer mehr, ebenso der Himmel.
Irgendwann konnte ich ihre finsteren Blicke und die unausgesprochenen Voprwürfe: „Du hast mich da hergeschleppt” … „Du hast gesagt, das ist alles kein Problem” … „Du hast gesagt, dass du dich auskennst” …, nicht mehr ertragen.
Ich machte also den Vorschlag, über den „Duettsteig” aufzusteigen. Diesen kennen wir schon und so sollte es keine Problem geben.
Und hinauf mussten wir, denn unser Auto stand ja auf dem Plateau.

Allerdings ging auch das nicht so wie geplant:
Während die Wolken immer dunkler wurden, ich musste die Brille wechseln, war die 3-er-Seilschaft noch immer am ersten Stand. Zumindest zwei davon.

Um etwas Zeit zu sparen, bin ich losgestiegen um zumindest schon einen Teil geschafft zu haben.
Heute ging es nicht um sauberes klettern, sondern nur um möglichst schnell und sicher nach oben zu kommen.

Daher habe ich ungeniert die eine oder andere Expresse als Griff benützt. Im letzten Riss vor dem Stand habe ich einen Klemmkeil platziert. Hier wollte ich warten. Aber es fand sich noch ein Plätzchen am Stand, so dass ich bis zu diesem hochklettert konnte.

Jetzt warteten wir zu dritt.
Wie sich herausstellte, wollte der Vorsteiger der anderen Seilschaft gleich die 2. und 3. SL zu einer verbinden. An und für sich keine schlechte Idee (noch dazu, wenn die Zeit davonläuft).

Allerdings hat er den Stand der 3. SL nicht gesehen. Als er nur noch zwei Expressen über hatte, wurde ihm die Sache zu unsicher und er kletterte zum vorigen Stand zurück.
Kein leichtes Unterfangen, da die Verständigung über eine solche Distanz, und um zwei Ecken, sehr schwer ist.
Ich weiß schon, warum ich Funkgeräte mitschleppe!

Jedenfalls machte er am Ende der 2. SL Stand und ließ das Mädchen nachkommen (ich weiß leider gar keinen einzigen der drei Namen).
Sie war kaum losgestiegen, als schon die ersten Regentropfen fielen. Schon längere Zeit war Donner zu hören gewesen.

Etwa bei Mitte der SL beschloss ich, abzusteigen. Auch die andere Seilschaft beschloss einen Rückzug zu machen. Sehr vernünftig!

Nachdem ich an deren Zentralpunkt einen Karabiner eingehängt hatte, konnte Gerlinde mich ablassen. Unterwegs sammelte ich mein Material wieder ein. Beim Klemmkeil brauchte ich den Klemmkeilentferner und beide Hände. Ich möchte mich nicht selber loben, aber der saß einfach perfekt!

Wieder Boden unter den Füßen begann ich, die Ausrüstung zu verstauen. Zuerst noch schnell die Schuhe gewechselt. Dann die Regenhaube über den Rucksack und unsere Regenponchos ausgepackt. Gerlinde staunte, was ich so alle mithatte.

Jetzt konnte uns der stärker werdende Regen nichts mehr anhaben. Gut geschützt beobachteten wir die anderen beim Rückzug.

Wir hatten vereinbart, dass diese uns dann mit ihrem Auto aufs Plateau zu unserem Auto fahren. Damit war unser großes Problem gelöst und wir hatten Muse etwas fachzusimpeln.

Beim Abstieg ließ ich mir den Einstieg zum „Draschgrat” zeigen. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser so nahe beim „Duettsteig” liegt. Wie sich zeigte, war die Kante, an der ich den Einstieg probiert hattem, aber richtig gewesen. Es war die neuere Variante. Warum ich den Vierer (!) aber nicht hochgekommen bin, kann ich nicht sagen.
Aber es ist noch nicht aller Tage Abend.

Beim Auto wurde alles verstaut. Nachdem auch der Kindersitz abgebaut und im Kofferraum verstaut war (ein Kombi hat schon seine Vorteile), konnten wir alle einsteigen.
Kurze Zeit später waren wir am Plateau bei unserem Wagen. Schnell alles umgeladen.

Dann habe ich alle auf ein Getränk eingeladen. Während wir gemütlich beim Post saßen, kam immer mehr die Sonne raus.
Wir haben noch eine Weile über unsere diversen Kletter- und Motorradabenteuer schwadroniert, ehe wir uns auf die Heimfahrt machten.

Einer der anderen wollte sich aber noch zwei Längen abseilen um die drei zurückgelasenen Expressen zu bergen. Ich hoffe, dass ihm das geglückt ist.

Wie ich zu Hause, bei der Kontrolle und Sichtung unserers Materials, festgestellt habe, habe ich es gesachafft, irgenwo meinen Helm liegenzulassen. Vermutlich im Auto der anderen.
Da ich aber keinen Namen, keine Telefonnummer, keine E-Mail oder sonstwas habe, bleibt mir nur,eine Einschaltung im Forum von bergsteigen.at – und die Hoffnung, dass diese von den richtigen Leuten gelesen wird.

Alle Bilder vom heutigen Tag findest du hier (9 Bilder).